Luisa arbeitet im besten Team der Welt. Diesen Eindruck vermittelt sie, wenn sie mit einem Strahlen im Gesicht über den Flur der IM12 wirbelt. Es ist eine der kardiologischen und pneumologischen Normalstationen der Uniklinik RWTH Aachen. Die 26-Jährige versorgt hier Patienten, die kardial dekompensiert sind – deren Herz also nicht mehr die optimale Pumpleistung erbringt – oder die nach einem Herzinfarkt, einer Stent- oder Bypass-OP stationär im Krankenhaus bleiben müssen, teilweise mit Überwachung. Die Liste an Beispielen ist lang: Die Pflege vor und nach Operationen am Herzen oder an der Lunge, nach Herzkatheteruntersuchungen, bei Lungenentzündungen oder Lungenkrebs gehört genauso zu Luisas Aufgabenbereich wie die Betreuung von Patienten mit einer akut verschlechterten COPD, einer chronischen Erkrankung der Lunge. Auch Herztransplantierte, die HTX-Patienten, sind auf der Station anzutreffen. Sie alle werden von einem engagierten Team versorgt, in dem die Chemie stimmt. Der Austausch zwischen Ärzten und Pflegekräften ist freundlich-kollegial, gleichzeitig wechselseitig respektvoll. Darum sagt Luisa auch: „Das klingt zwar immer ein bisschen blöd, aber ich gehe wirklich gerne zur Arbeit.“
Freundliches Miteinander
Luisa hat es größtenteils mit Patienten zu tun, die relativ fit sind und für sich selber sorgen, sich selbst waschen und essen können. Natürlich sind aber auch immer Pflegebedürftige dabei, die mal mehr und mal weniger intensiv unterstützt werden müssen, etwa beim Essen, Waschen oder Ankleiden. „So oder so, man kann sich austauschen, erfährt etwas über das Leben des anderen und kann auch mal zusammen lachen“, erzählt sie. Dass das Verhältnis zu den Patienten in der Regel gut ist, glaubt man der aufgeweckten Pflegekraft aufs Wort. „Teilweise entwickelt sich auch ein fast freundschaftliches Verhältnis, gerade bei den HTX-Patienten, die regelmäßig Gäste auf Station sind.“ Sie müssen ihr Leben lang genau auf sich Acht geben, zu Kontrolluntersuchungen oder bereits bei leichten Infekten als Vorsichtsmaßnahme ins Krankenhaus.
Generell komme einem seitens der Patienten viel Dankbarkeit entgegen, freut sich Luisa: „Wir haben von Patienten schon selbstgebackenen Kuchen, Schokolade oder sehr nette Dankeskarten am Ende ihres Aufenthalts erhalten.“ Todesfälle gibt es glücklicherweise auf der IM12 nur sehr selten. „Wenn, dann gehen sie einem aber schon nahe“, sagt Luisa. „Ansonsten nehme ich die Arbeit aber eigentlich nicht mit nach Hause. Ich kann mich ganz gut davon freimachen.“ Das sei allerdings nicht immer so gewesen. Doch mit wachsender Erfahrung hat die junge Pflegerin gelernt, die Gedanken über die Arbeit auf der Station zu lassen.
Leidenschaft von Herzen
Seit vier Jahren ist die gebürtige Niederrheinerin an der Uniklinik RWTH Aachen tätig. Für den Herz-Bereich hatte sie dabei schon immer ein Faible, sagt sie. Bei ihrer dreijährigen Ausbildung an der Schule für Gesundheits-, Kinderkranken- und Krankenpflege zeigten sich ihre Stärken in der Kardiologie, die Arbeit mit Herzpatienten machte Luisa von allen durchlaufenen Stationen am meisten Spaß. So kam eins zum anderen: Examen auf der IM12 mit anschließendem Einsatz auf eben dieser kardiologischen Station – bis heute. Dabei hatte sie ursprünglich im unfallchirurgischen Bereich Klinikluft geschnuppert. 2013 absolvierte die damals 20-Jährige nach ihrem Fachabi ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Krankenhaus in Emmerich nahe ihrer Heimatstadt Goch. Dort arbeitete sie mit kriegsverletzten Kindern und merkte: „Ich möchte helfen!“ So war der Weg in den Pflegeberuf geebnet.
Gute Pflege braucht ein starkes Team
Mit ihrer entspannten, lockeren Art meistert Luisa als examinierte Pflegekraft nun seit etwas mehr als einem Jahr mit ihren Kollegen den Klinikalltag, bleibt cool, auch wenn es stressig wird. „Viele Patienten sind sehr verständnisvoll, wenn wir viel zu tun haben und es mal schneller gehen muss. Das gibt uns schon ein gutes Gefühl, obwohl wir uns natürlich lieber die nötige Ruhe und Zeit für jeden Einzelnen nehmen. Das ist für beide Seiten angenehmer“, erklärt die junge Pflegerin. Wichtig ist in jeder Situation: Mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen für den Patienten da sein, ihm aufmerksam und geduldig zuhören. „Wer den Kontakt zu Menschen scheut, der ist in unserem Beruf falsch“, meint Luisa. Ihr gefällt die Abwechslung, kein Tag ist wie der andere, sie ist immer in Bewegung. Wenig überraschend: „Ein Bürojob wäre nichts für mich“, sagt sie.
Doch nicht nur für die Patienten, auch untereinander ist man für sich da. Das Stationsteam pflegt einen offenen Umgang miteinander, tauscht sich aus. „Jeden Freitag gibt es eine Feedback-Runde, in der alle positiven, aber auch negativen Vorkommnisse angesprochen und aufgearbeitet werden“, berichtet die 26-Jährige. Doch nicht nur das stärkt den Zusammenhalt im Team, auch gemeinsame Freizeitaktivitäten weiß man hier zu schätzen. Einmal im Monat treffen sich die Kollegen, gehen zusammen Essen oder machen einen Grillabend. So sind mittlerweile richtige Freundschaften entstanden. „Für mich ist das genau das Richtige“, meint Luisa. „Ein besseres Team könnte ich mir nicht vorstellen.“