Richtig oder falsch: Hilft Urin beim Quallenstich?

Qualle
© Sharpshot – stock.adobe.com

Urin neutralisiert einen Quallenstich

Falsch! Die Behauptung, Urin würde bei Quallenstichen helfen, hält sich hartnäckig, ist aber falsch. Unser Urin hat je nach Tageszeit, Ernährung oder Gesundheitszustand einen
anderen pH-Wert: alkalisch oder sauer. Demnach kann der Harn die Wirkung des Nesselgifts schlimmstenfalls sogar noch verstärken. So geht’s richtig: Übergießen Sie die betroffenen Stellen sofort mit Essig, Zitronensaft oder Salzwasser. Gehen Sie dabei behutsam vor und vermeiden Sie direkten Hautkontakt, denn je mehr man reibt oder kratzt, desto mehr Gift wird freigesetzt.

Eine stark blutende Extremität bindet man am besten ab

Richtig und falsch! Abbinden bedeutet, dass die Blutzufuhr zum Arm oder Bein beispielsweise mithilfe eines Verbands, der oberhalb der blutenden Wunde angebracht
wird, gestoppt wird. Dadurch kann zwar im Idealfall die Blutung aus der Wunde gestoppt, aber auch die Durchblutung der restlichen Extremität unterbunden werden. Daher sollte man starke Blutungen im Notfall immer zunächst mit einem lokalen Druckverband stillen.
Zusätzlich ist es empfehlenswert, die betroffene Extremität deutlich hoch zu lagern, um den Perfusionsdruck in den zuführenden Arterien zu vermindern und somit die Blutung
abzuschwächen. Sollte sich die Blutung am Unfallort mit dem Druckverband nicht stoppen lassen, ersetzen Sie den ersten Verband nicht gegen einen neuen, sondern binden Sie einen zweiten Verband darüber. Für den Druckverband sollte nach Möglichkeit steriles Material (Kompresse, Mullbinde) zum Einsatz kommen. Reicht das nicht aus, kann
ein sogenanntes Tourniquet, ein Abbindesystem, durch das der Blutfl uss in den Venen und Arterien gestaut oder vollständig unterbrochen werden kann, angelegt werden.

Bei Vergiftungen muss Erbrechen ausgelöst werden

Falsch! Handelt es sich bei der geschluckten Substanz um eine ätzende Flüssigkeit, führt Erbrechen zu einer erneuten Schädigung der Speiseröhre. Außerdem können durch das Erbrechen Teilchen in die Atemwege gelangen und ein Ersticken verursachen. Lassen Sie den Betroffenen Wasser oder Tee – keine Milch und kein Salzwasser! – in kleinen Schlucken und Mengen trinken, um verätzte Speisewege zu spülen und die Chemikalie zu verdünnen.

Unfallopfer immer in die stabile Seitenlage bringen

Richtig und falsch! Die stabile Seitenlage wird bei bewusstlosen Menschen angewandt, um zu verhindern, dass sie an Blut oder an Erbrochenem ersticken. Auf diese Weise bleiben die Atemwege frei. Ein beliebter Irrtum ist es, Unfallopfer grundsätzlich in die stabile Seitenlage bringen zu wollen. Diese ist nur angebracht, wenn der Verletzte bewusstlos ist, aber normal atmet. Ansonsten wird der Patient so gelagert, wie er es in diesem Moment als
angenehm empfindet.

Im Zweifelsfall mache ich lieber nichts

Falsch! Denn jede Hilfe ist besser als gar keine Hilfe! Wichtig ist, dass Sie im Ernstfall umgehend handeln. Auch wenn Sie nicht mehr alle Erste Hilfe-Tipps parat haben,
können Sie zum Beispiel den Notruf absetzen, die Unfallstelle absichern, den Verletzten beruhigen und ihm tröstend beistehen. Dennoch sollten Sie dabei für Ihre eigene Sicherheit
sorgen. Niemand muss sich bei der Ersten Hilfe selbst in Gefahr bringen. Nur wer gesund und unverletzt ist, kann anderen helfen.

Bei der Herzdruckmassage kann man eine Pause machen

Falsch! Die Herzdruckmassage ist bei der Wiederbelebung durch Laien die allerwichtigste Handlung, denn nur dadurch kann die Überlebenschance gesteigert werden. Das
Wichtigste: Möglichst keine Pause machen, bis der Notarzt oder der Rettungsdienst da ist. Eine durchgehende Herzdruckmassage kann unheimlich anstrengend werden, daher
sollte man sich abwechseln – sofern mehrere Personen vor Ort sind. In der Mitte des Oberkörpers beide Handflächen auflegen und drücken. Die Frequenz der Herzdruckmassage
sollte bei ungefähr 100 bis 120 Mal in der Minute liegen. Um den Takt beizubehalten, können Sie im Kopf den Song „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees mitsummen. Dieser hat
genau hundert Beats pro Minute. Beherrschen Sie zusätzlich Beatmungstechniken,
können Sie diese im Wechsel mit Herzdruckmassagen anwenden. Hier gilt: 30 Herzdruckmassagen gefolgt von zwei Beatmungen.

Giftige Tierbisse ganz schnell aussaugen

Falsch! Giftige Bisse etwa durch Schlangen oder Spinnen sollten auf keinen Fall ausgesaugt werden, da sich unter Umständen sogar der Ersthelfer dadurch selbst vergiften
kann. Zudem verteilen sich die Giftstoffe (Toxine) zu schnell im Körper, um herausgesaugt werden zu können. Primär sollte die Ausbreitung des Giftes auf den gesamten
Körper verhindert werden. Daher gilt: Beruhigen Sie das Opfer, denn Bewegung und auch ein beschleunigter Herzschlag durch Aufregung oder Panik begünstigt die Giftverteilung.
Spülen Sie die Wunde aus und legen Sie einen leichten Verband (Staubinde) an, sodass die Venen zugeschnürt sind, die Arterien aber für den Blutfluss offenbleiben.

Bei Verbrennungen mit kaltem Wasser kühlen

Richtig und falsch! Zwar ist die „Kühlung“ mit Wasser prinzipiell richtig, jedoch sollten Sie hierfür handwarmes Wasser – nicht zu kalt – verwenden. Verbrennungen und Verbrühungen erzeugen beim Betroffenen starke Schmerzen und können mit einem Schock einhergehen. Bei Verbrennungsopfern ist durch den Verlust der Haut und ihrer Schutzfunktion die Temperaturregulation des Körpers gestört. Daher muss bei der Erstversorgung eine Unterkühlung unbedingt vermieden werden, so verwunderlich es
sich auch anhört. Zu kaltes Wasser erhöht in diesem Fall das Risiko für Komplikationen und trägt zu einer verzögerten Wundheilung bei. Kühlen Sie die betroffene Hautstelle nicht länger als 15 Minuten.

Motorradhelm nach einem Unfall bloß nicht abnehmen

Falsch! Wenn ein verunfallter Motorradfahrer bewusstlos ist, stellen sich viele Ersthelfer die Frage: Helm abnehmen oder besser nicht? Wie bei jedem Unfall ist das oberste Ziel,
das Leben des Verunglückten zu retten. Erreichen Sie also als Ersthelfer nach einem Unfall einen bewusstlosen Motorradfahrer, gilt: Nehmen Sie der Person in jedem Fall den Helm
sorgsam ab, da das Risiko, im Helm zu ersticken, für den Verletzten weit größer ist, als ein Verletzungsrisiko beim Abnehmen des Helms. Sollten mehrere Ersthelfer vor Ort sein,
sollten Sie den Helm auch vorsichtig zu zweit abnehmen, um permanent die Halswirbelsäule stabilisieren zu können. Ist der Motorradfahrer bei Bewusstsein, ansprechbar und sind die Atemwege frei, kann der Helm auf dem Kopf bleiben oder er kann
selber abgenommen werden.

Abo Abo
Newsletter Newsletter
stiftung Stiftung
AC Forscht Aachen forscht

Archiv