Schmerzmittel bei Schwangerschaft und Kindern

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Schmerzen sind unangenehm, egal wo und wann sie auftreten. Eine Tablette kann schnell für Abhilfe sorgen. Doch der Umgang mit Schmerzmitteln sollte wohlüberlegt sein. Das gilt im Besonderen für Schwangere, Stillende und Kinder. Denn die kleinen Körper – geboren oder ungeboren – vertragen Schmerzmittel ganz anders als Erwachsene. apropos verrät, was Sie bei der Einnahme beziehungsweise Gabe beachten sollten.

Schwangerschaft
Viele Frauen sind während einer Schwangerschaft von Schmerzen betroffen. Zu Beginn ruft die Hormonumstellung nicht selten Kopfschmerzen hervor, später schmerzen der Rücken oder der Ischias. Doch einfach eine Tablette einzunehmen ist tabu – schließlich sind die Kreisläufe von Mutter und Kind über die Nabelschnur miteinander verbunden. Das Kind wird also stets mitbehandelt und das kann zu ungewollten Nebenwirkungen führen.

So wenig wie möglich, so viel wie nötig
Am besten ist es, in der Schwangerschaft ohne Schmerzmittel auszukommen. Wenn die Schmerzen allerdings zu stark sind und die werdende Mutter beeinträchtigen, ist ein Medikament sinnvoll. Frauen sollten dann immer einen Gynäkologen zu Rate ziehen, auch wenn sie nicht-verschreibungspflichtige Schmerzmitteln einnehmen möchten. „So viel wie nötig, so wenig wie möglich, lautet die Devise. Schließlich verursachen starke unbehandelte Schmerzen der Mutter auch Stress beim Kind“, sagt Apothekerin Sabine von Hobe, stellvertretende Apothekenleiterin. Ihr Kollege Dr. rer. medic. Joachim Köck, Stationsapotheker der Uniklinik RWTH Aachen, ergänzt: „Schmerzmittel sollten in der Schwangerschaft zwar sparsam eingesetzt werden, aber das Ungeborene verträgt es normalerweise gut, wenn sie richtig und in Ausnahmefällen verwendet werden.“

Es kommt also darauf an, die Mittel, ihre Dosierung und ihre Einnahmedauer bewusst zu wählen.
Als Orientierung gilt Folgendes für die drei gängigsten Wirkstoffe:

Acetylsalicylsäure (ASS)
Den Wirkstoff Acetylsalicylsäure sollten Schwangere am besten meiden. Da er die Blutgerinnung hemmt, kann er in der Schwangerschaft Blutungen auslösen. Im letzten Drittel der Schwangerschaft wirkt Acetylsalicylsäure wehenhemmend. Wenn z. B. ein Risiko für die Komplikation „Präeklampsie“ besteht, verschreiben Ärzte in manchen Fällen vorbeugend eine niedrige Dosis (sogenannte Low dose) von 100 bis maximal 300 Milligramm ASS pro Tag.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen unter anderem Ibuprofen, Diclofenac, Dexketoprofen und Naproxen. Sie werden vor allem dann angewendet, wenn eine Entzündung im Körper gestoppt oder Fieber gesenkt werden soll. Ob Wirkstoffe dieser Gruppe die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinflussen, ist nicht abschließend bekannt. Daher sollten auch diese Schmerzmittel nur nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Da die NSAR Wassereinlagerungen im Gewebe der Mutter begünstigen, wehenhemmend wirken und eine Reihe von anderen Komplikationen auslösen können, sollten sie nicht im letzten Drittel der Schwangerschaft eingenommen werden.

Paracetamol
Paracetamol gilt in der Schwangerschaft als das Mittel der Wahl bei der Behandlung von Schmerzen und Fieber. Vor allem hohes Fieber kann sich negativ auf das ungeborene Kind auswirken. In diesem Fall wäre eine Nichtbehandlung sogar schlechter als die Einnahme von Paracetamol. Auch wenn der Wirkstoff empfehlenswert ist, ist er nicht gänzlich unbedenklich. Die maximale Tagesdosis von 2.000 bis 4.000 Milligramm darf daher nicht überschritten werden. Ob durch die Gabe von Paracetamol Spätfolgen wie beispielsweise Unfruchtbarkeit der weiblichen Babys oder ADHS hervorgerufen werden, ist nach wie vor eine unbewiesene Hypothese.

„Wer sei ungeborenes Kind optimal schützen möchte, sollte also versuchen, Schmerzen wenn möglich anders zu behandeln“, ergänzt Frau von Hobe. Bei Kopfschmerzen könne Pfefferminzöl auf den Schläfen helfen. Auch Wärme oder Kälte machen Schmerzen in vielen Fällen erträglicher. Bei Rückenschmerzen helfen schwangerschaftsgerechte Massagen und Akupressur, Entspannung und gezielte Bewegung.  

Stillzeit
Nach der Schwangerschaft können Medikamente, die von der Mutter eingenommen werden, auch weiterhin das Baby tangieren – und zwar über die Muttermilch. Gerade nach einem Kaiserschnitt benötigen junge Mütter Schmerzmittel. Als unbedenklich, auch in der Stillzeit, gelten Ibuprofen und Paracetamol. „Tendenziell wird die Giftigkeit von Medikamenten in der Muttermilch eher überschätzt“, weiß Dr. Köck. „Daher verzichten betroffene Mütter in der Folge oft auf ein für sie wichtiges Arzneimittel oder auf das Stillen.“ Dabei sei dies auch bei einer Reihe von schweren chronischen Krankheiten nicht nötig.

Die Mutter geht vor
Bei Schmerzmitteln ist es ratsam, diese grundsätzlich direkt nach dem Stillen oder abends einzunehmen. Denn die Konzentration der Medikamente in der Muttermilch ist nach einiger Zeit nur noch gering. Auch der Wechsel zwischen verschiedenen Schmerzmitteln kann sinnvoll sein. „Die Schmerztherapie, und damit ein guter Allgemeinzustand der Mutter, ist in der Stillzeit sehr wichtig“, sagt Sabine von Hobe. „Trotzdem sollte die Einnahme von Medikamenten – wie auch in der Schwangerschaft – immer mit dem Arzt abgeklärt werden.“

Kinder
Vor allem kleine Kinder bekommen gerne einmal Fieber. Dies ist in der Regel kein Notfall und muss auch nicht unbedingt medikamentös behandelt werden. Aber es ist sinnvoll, mit Kindern immer dann einen Arzt aufzusuchen, wenn das Fieber sehr hoch ist (über 40 Grad), sie apathisch wirken oder sich das Fieber sich nicht senken lässt. Babys unter drei Monaten sollten gar kein Fieber haben. Auch wenn ein Kind nicht isst oder trinkt, starke Schmerzen oder Atembeschwerden bekommt, ist ein Besuch beim Kinderarzt erforderlich. „Gehen Sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zu Arzt!“, rät Dr. Köck.

Keine kleinen Erwachsenen
Bei der Gabe von Schmerz- bzw. Fiebermitteln müssen Eltern beachten, dass Kinder nicht einfach wie kleine Erwachsene behandelt werden können. Es reicht also nicht, die Dosis von Medikamenten einfach „herunterzurechnen“. In der Regel werden Kinder bei Schmerzen und Fieber mit Paracetamol und Ibuprofen behandelt. Beide Wirkstoffe gibt es in kindgerechten Dosierungen und Darreichungsformen wie z. B. Säften. Bei Säuglingen und Kleinkindern bieten sich vor allem Zäpfchen an. Die individuellen Dosierungsempfehlungen der Medikamente müssen unbedingt beachtet werden. „Eine zu hohe Dosis von Paracetamol kann bei Kindern beispielsweise zu lebensbedrohlichen Leberproblemen führen“, warnt Sabine von Hobe. Ab dem dritten Lebensmonat dürfen Säuglinge auch mit Ibuprofen behandelt werden. Für die orale Darreichung bei älteren Kindern gilt: Ibuprofen sollte nicht auf nüchternen Magen gegeben werden. Außerdem ist es wichtig, dass Kinder, die Schmerzmittel eingenommen haben, viel trinken, um die Ausscheidung über die Nieren zu fördern. Acetylsalicylsäure (ASS) wird bei Kindern in der Regel nicht verwendet, da es in sehr seltenen Fällen zum lebensgefährlichen Reye-Syndrom, bei dem Gehirn und Leber schwer geschädigt werden, kommen kann.

Am besten besprechen Eltern die Gabe von Schmerzmitteln mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt. Sie wissen am besten, wann es ratsam ist, auf Medikamente zurückzugreifen und in welchen Fällen man erst einmal Hausmitteln wie Wadenwickel anwendet. Auch schweißtreibender Holunder- oder Lindenblütentee zur Unterstützung der Selbstheilungskräfte sind bei Fieber zu empfehlen. Generell müssen sich Eltern mit kranken Kindern in Geduld üben und dürfen nicht leichtfertig die Dosis erhöhen: schmerz- und fiebersenkende Mittel benötigen eine gewisse Zeit, bis sie wirken.

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