Grippemonat Oktober: Mythos oder Fakt?

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Im Herbst fängt sich fast jeder eine Erkältung ein. Das Rhinovirus tritt auf, wenn es keiner vermutet. Seine Hochsaison ist nicht etwa im Winter – da häufen sich eher die Influenza-Fälle. Warum eigentlich ausgerechnet zu dieser Zeit? Die geneigten Leser hören die Antwort auf diese Frage vor ihrem inneren Ohr: Das Immunsystem, so sagte es ja die Großmutter schon, wird durch das kältere Wetter geschwächt. Dadurch sind wir im Herbst anfälliger für eine Schnupfnase. Allein der Ausdruck „Erkältung” legt einem geradezu mütterlich Schal und Mütze ans frierende Herz. Dem entgegnen insbesondere Männer gern: Es ist reiner Zufall, dass wir uns vor allem im Herbst erkälten, mit dem Wetter hat das nichts zu tun. Alles eine Frage der Abhärtung – Norweger und Finnen schaffen das schließlich auch ohne Schnupfen. Was ist nun richtig?

Kein Schal, keine Mütze = Erkältung?

So einfach ist das nicht. Diese bekannte Gleichung gehört nämlich zu den Gesundheitsmythen. Unser Körper kommt mit der Kälte sehr gut klar, solange wir uns ausreichend um die Körpermitte kümmern und diese etwa mit Jacke oder Pullover wärmen. Wenn wir im Herbst leichter krank werden, rührt das vor allem daher, dass Erkältungsviren – die sogenannten Rhinoviren – in feuchter, kühler Luft besonders gut gedeihen. Sie benötigen längere Zeit keinen Wirt und finden schneller ein neues Erkältungsopfer. Wir unterstützen das oft, indem wir in den dunklen Monaten mehr Zeit in geschlossenen Räumen und in unmittelbarer Nähe anderer Menschen verbringen. Perfekte Bedingungen für ein Virus, das sich über die Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten) verbreitet. Auch in feuchtwarmen Umgebungen, auf Oberflächen wie Haltegriffen, Türknäufen, Tastaturen, Lichtschaltern oder an Fingern kann es gut überleben. Reibt man sich dann Nase oder Augen, sind die Mikroorganismen am Ziel – in einem neuen Wirt.

Wasser und Seife helfen nicht gegen Viren

Rhinoviren sind echte Winzlinge: Gerade einmal 30 Nanometer (1 Nanometer = 1 Millionstel Millimeter) messen diese Mikroorganismen nur, eher klein im Vergleich zu anderen Krankheitserregern. Ihre Wirkung ist dafür umso größer: Forscher schätzen, dass die Viren zwischen 40 und 75 Prozent aller Erkältungen auslösen. Obwohl sie seit Mitte des letzten Jahrhunderts erforscht sind, gibt es bislang keine wirksamen Medikamente gegen sie. Als wirksame Vorbeugung empfehlen Mediziner häufiges Händewaschen. 90 Prozent aller Krankheitserreger gelangen über die Hände in den Körper. Wer seine Hände häufig wäscht, kann sich daher bestens vor Erkältungen und Grippe schützen.

Beugen Vitamin-C-Tabletten Erkältungen vor?

Experten sehen diese vermeintlich verbeugende Wirkung eher kritisch. Forscher der Universitäten Canberra und Helsinki haben dazu kürzlich 55 Studien analysiert. Fazit: Das viel gepriesene Vitamin beugt Erkältungen nicht vor. Positive Effekte zeigten sich aber für Extremsportler wie Marathonläufer, für Skifahrer oder Soldaten, die mit subarktischen Temperaturen zurecht-kommen mussten. Wer sich zu diesen Gruppen zählt, sollte zugreifen. Umgekehrt aber gilt: Zu viel Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel kann zu Durchfall führen.

Heißt gemeinsam krank auch länger krank?

Niest die Mutter, husten die Söhne, müssen sie nicht vom selben Virus infiziert sein. In einer Familie können verschiedene Erkältungserreger kursieren. Dauert die Erkältung also länger, hat man sich womöglich gegenseitig erneut angesteckt. Oder man hat sich zusätzlich zur normalen Erkältung noch eine bakterielle Infektion zugezogen. Aber wie hieß es doch gleich? Ach ja: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

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