PhotoART: Zu Besuch bei Johannes Twielemeier

Herr Twielemeier, Steinmetz und Fotograf, das klingt auf den ers-ten Blick ungewöhnlich. Wie passt das zusammen, ergänzt sich das vielleicht sogar?
Twielemeier: Ich bin jetzt schon seit fast 30 Jahren Steinmetz und Bildhauer und die Fotografie begleitet mich noch ein paar Jahre länger. Das ergänzende Element ist ganz sicher, dass meine Wahrnehmung für bestimmte visuelle Phänomene durch die Fotografie ungemein geschult worden ist und diese Sensibilität kommt mir natürlich auch bei meiner Arbeit am Stein zugute. Als Steinmetz entwerfe und fertige ich sehr persönliche Grabmale. Dadurch bin ich oft mit Themen wie Tod, Trauer und Vergänglichkeit konfrontiert und das findet sich dann auch in meinen Fotos wieder.

Sie zeichnet ein eigener Stil, ein spezieller Blick aus. Wie würden Sie Ihre Arbeit selbst beschreiben?
Twielemeier: Ich verfolge meine Projekte oft über einen längeren Zeitraum. Meine Arbeit „Orte ohne Wiederkehr” über die verschwindenden Ortschaften im Braunkohletagebau hat mich fast sieben Jahre begleitet und seit anderthalb Jahren arbeite ich nun an meinem aktuellen Projekt über die ehemals größte Planstadt der DDR, Halle-Neustadt. Mich interessieren Themen, die auf mehreren Ebenen verstanden werden können, nicht nur visuell, sondern auch gesellschaftlich oder politisch. Es gibt aber immer auch Tage, da nehme ich mir eine Kamera und flaniere ziellos und ohne bestimmte Absicht durch die Straßen und lasse mich einfach treiben.

Was reizt Sie daran, bei einem Projekt wie der PhotoART mitzumachen?
Twielemeier: Zuerst einmal finde ich die Idee gut, durch die Versteigerung der Fotografien Spendengelder für die Stiftung Universitätsmedizin Aachen zu sammeln. Dann hat es mich gereizt, das Gebäude des Klinikums einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Ich habe mir daher für die PhotoART das Dach des Klinikums für meinen fotografischen Beitrag ausgesucht.

Johannes Twielemeier fotografiert aktuell auf dem und vom Dach der Uniklinik RWTH Aachen für das Projekt PhotoART 2017.

Ihr Thema ist ja oftmals das Randseitige, das vermeintlich Belanglose. Übertragen auf die Stadt Aachen: Haben Sie, als gebürtiger Westfale, einen Lieblingsort in Ihrer Wahlheimat?
Twielemeier: Immer, wenn ich in der Innenstadt bin, steige ich auf das Dach des Parkhauses am Büchel. Und ich sitze im Sommer sehr gerne draußen in einem der zahlreichen türkischen Restaurants in der Elsassstraße im Ostviertel.

Herr Twielemeier, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr über Johannes Twielemeier: www.johannestwielemeier.de

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