Lungenemphysem: Chronische Überblähung der Lunge

© JOURNEY STUDIO7 – stock.adobe.com

Unter dem Begriff Lungenemphysem versteht man eine chronische, nicht reversible Schädigung der Lungenbläschen (Alveolen), die bei den Betroffenen Luftnot auslöst. Die Erkrankung tritt in den meisten Fällen bei Rauchern auf, deutschlandweit gibt es circa eine Million Betroffene. apropos hat mit Univ.-Prof. Dr. med. Michael Dreher, Direktor der Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik V) an der Uniklinik RWTH Aachen, über die Erkrankung gesprochen.

In einer gesunden Lunge befinden sich circa 300 Millionen Lungenbläschen. Ihre Aufgabe ist es, den Gasaustausch während der Atmung sicherzustellen. Durch ihre dünnen Wände gelangt der Sauerstoff in die Blutgefäße, zugleich geben sie Kohlendioxid wieder ab. „Bei einem Lungenemphysem werden die Lungenbläschen zerstört und dehnen sich aus, es entwickeln sich große Blasen – man kann von einer Art Überdehnung der Lunge sprechen. Infolgedessen ist der Prozess des Gasaustauschs eingeschränkt, da die Blasen das Entweichen der Atemluft erschweren oder ganz verhindern. Bei den Betroffenen kommt es zu Luftnot, weil zum einen die Sauerstoffsättigung abnimmt und der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann, zum anderen die Überblähung der Lungen eine ungünstige Mechanik mit sich bringt, was wiederum das Ein- und Ausatmen erschwert“, erklärt Prof. Dreher.

Meist wird das Lungenemphysem nicht als eigenständige Erkrankung gewertet, da es häufig der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auftritt. Die häufigste Ursache der COPD ist in Europa das inhalative Zigarettenrauchen, in selteneren Fällen liegt eine angeborene Entwicklungsstörung der Atemwege oder ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel vor.

Schleichende Entwicklung
Die Entstehung eines Lungenemphysems ist ein schleichender Prozess: Zu Beginn verspüren Betroffene nur bei körperlicher Anstrengung Kurzatmigkeit. Im fortgeschrittenen Stadium tritt die Kurzatmigkeit dauerhaft auf, die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab. Patientinnen und Patienten zeigen eine oft eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. Weitere Symptome sind Husten und Auswurf sowie durch den Sauerstoffmangel bedingt bläulich verfärbte Lippen und Finger im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung. Im Laufe der Zeit ist die zunehmende Überblähung der Lunge auch von außen erkennbar: Das Lungenemphysem sorgt für eine Überblähung der Lungen und damit indirekt auch des Brustkorbes, dadurch entsteht eine fassförmige Ausdehnung des Brustkorbs.

Rauchstopp ist wichtigste Therapiemaßnahme
„Da die Erkrankung nicht heilbar und die Zerstörung der Lungenbläschen irreversibel ist, fokussiert sich die Therapie primär auf das Verhindern des Fortschreitens und eine Linderung der Beschwerden“, sagt Prof. Dreher. Ist die Diagnose mittels Anamnese, Abhören der Lunge und weiteren Untersuchungen wie dem kleinen oder großen Lungenfunktionstest, Blutgasanalysen oder Röntgen gesichert, besteht die erste Therapiemaßnahme in einem sofortigen Rauchstopp. Dazu gehören auch Passivrauchen sowie der Ausschluss weiterer möglicher Umweltbelastungen.

Die anschließenden therapeutischen Methoden decken sich meist mit denen der COPD-Behandlung und sind von dem Schweregrad der Erkrankung abhängig: Die medikamentöse Basistherapie beinhaltet dabei stets eine die Erweiterung der Bronchien, die um körperliche Übungen wie die Atemtherapie ergänzt werden kann. Ratsam sind aufgrund der Infektanfälligkeit auch Impfungen gegen Pneumokokken und Grippe. „Geht das Lungenemphysem bereits mit einem chronischen Sauerstoffmangel und einer Herzschwäche einher, ist eine Langzeittherapie mit Sauerstoff indiziert. Hierbei wird über eine Nasensonde, idealerweise 24 Stunden täglich, Sauerstoff verabreicht. Bei weit fortgeschrittenen Fällen kann eine Operation oder eine Lungenspiegelung, in seltenen Fällen eine Lungentransplantation, notwendig sein“, führt der Pneumologe aus.

Abo Abo
Newsletter Newsletter
stiftung Stiftung
AC Forscht Aachen forscht

Archiv