Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine krankhafte Verengung der Schlagadern der Beine, in seltenen Fällen auch der Arme, die zu Durchblutungsstörungen führt. Die stark unterschätzte Gefäßerkrankung wird im Volksmund auch als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet. Was es damit genau auf sich hat und wie man sie behandelt, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. univ. Christian Uhl, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, im Gespräch mit apropos.
In Deutschland leiden rund 10 bis 20 Prozent der Menschen über 60 Jahren unter einer Verengung der Becken- und Beinarterien, einer sogenannten peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Dabei lagern sich unbemerkt Kalk und Blutfette an den Gefäßwänden ab. Die Folge: Die Elastizität der Adern schwindet, die Gefäße verschließen sich allmählich. „Die Engpässe im Gefäß behindern den Blutfluss, sodass die betroffenen Körperteile nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden“, erläutert Prof. Uhl die Folge.
Ursache und Risikofaktoren
Hauptursache für dieses Krankheitsbild ist die sogenannte Arteriosklerose, also eine Verkalkung der Schlagadern, deren Entstehung durch eine Reihe von Risikofaktoren begünstigt wird. Dazu zählen neben genetischer Veranlagung und Alter vor allem Nikotinkonsum, Stress, Bewegungsmangel, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. „Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, steigt mit dem Alter. Zudem sind Männer stärker gefährdet als Frauen“, ergänzt der Gefäßexperte.
Die Arteriosklerose führt aber nicht nur zu Durchblutungsstörungen in den Beinarterien, sondern auch in den Arterien des Herzens sowie des Gehirns. „Daher tragen Patientinnen und Patienten mit einer pAVK ein dreifach erhöhtes Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarktes“, verdeutlicht Prof. Uhl.
Anzeichen und Beschwerden
Anfangs verursacht die pAVK keine Symptome und Betroffene erfahren kaum Einschränkungen in ihrem Alltag. „Zu spürbaren Beschwerden kommt es meist erst, wenn eine Arterie hochgradig eingeengt ist“, so der Mediziner. Patientinnen und Patienten leiden unter krampfartigen Schmerzen in den Waden, Oberschenkeln, Füßen, dem Gesäß oder in den Armen. „Besonders bei körperlicher Belastung schmerzt die Beinmuskulatur so stark, dass Erkrankte nach einer bestimmten Gehstrecke immer wieder Pausen einlegen müssen – wie beim Schaufensterbummel, weshalb die Gefäßerkrankung den einprägsamen Namen ‚Schaufensterkrankheit‘ trägt“, erklärt Prof. Uhl.
Mit zunehmendem Verlauf treten Schmerzen bereits im Ruhezustand auf, vor allem nachts, im vorderen Fuß und in den Zehen. Auch offene Stellen, trockene Haut sowie nicht heilende Wunden können auf eine pAVK hinweisen. Das Problem: Gerade bei älteren Menschen wird all dies oftmals als Altersbeschwerde abgetan. „Ohne Behandlung drohen den Betroffenen im schlimmsten Fall eine Infektion bis hin zur Blutvergiftung und der Verlust des Beines “, warnt der Experte. „Umso wichtiger ist eine rechtzeitige Diagnose, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu vermeiden.“
Früherkennung und Diagnostik
„Auch wenn noch keine Beschwerden bestehen, raten wir Menschen mit einem erhöhten Risiko für eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, sich routinemäßig darauf untersuchen zu lassen“, empfiehlt Prof. Uhl. Die Diagnose wird anhand einer ausführlichen Anamnese, einer gründlichen körperlichen Untersuchung inklusive Gehtest, Beurteilung der Hautverhältnisse, Erhebung des Pulsstatus sowie der Messung des Knöchel-Arm-Index (ABI) gestellt. „Bei Letzterem messen wir mit einer Blutdruckmanschette und eventuell einer Ultraschall-Dopplersonde den Blutdruck an den Oberarmen und Beinknöcheln. Unerlässlich ist auch die Durchführung einer Ultraschalluntersuchung. Dadurch können für den Patienten völlig schmerzfrei die Verengungen und Verschlüsse dargestellt und die Restdurchblutung an der betroffenen Extremität bestimmt werden. So lässt sich mit hoher Treffsicherheit feststellen, ob eine Durchblutungsstörung vorliegt und wie schwer die Erkrankung ist“, erklärt der Klinikdirektor das Vorgehen. Ergänzende Methoden zur Darstellung von Gefäßen sind die Computertomographie (CT), also die CT-Angiographie oder die Kernspinntomographie, also die MR(Magnetresonanz)-Angiographie. „Diese bildgebenden Verfahren nutzen wir, um die Art der Behandlung zu planen“, erklärt Prof. Uhl.
Vielfältige Behandlungsmöglichkeiten
„Die Erkrankung ist nicht heilbar, aber wir können die Verschlüsse und Engstellen beheben“, sagt der Gefäßmediziner. Bei der Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit steht neben speziellen Maßnahmen zur Beseitigung der Symptome vor allem die Behandlung der Risikofaktoren an erster Stelle, um einer weiteren Verengung der Arterien vorzubeugen. Ein gesunder Lebensstil ist hierbei ein ganz wesentlicher Faktor. Ist die Durchblutungsstörung noch nicht weit vorangeschritten, kann ein gezieltes und konsequentes Gehtraining zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden beitragen. Zusätzlich erhalten Patientinnen und Patienten Medikamente, um einer Blutgerinnselbildung entgegenzuwirken.
Verschaffen diese konservativen Maßnahmen keine ausreichende Linderung der Beschwerden, kommen minimalinvasive Eingriffe infrage. „Bei dieser sehr schonenden Methode schieben wir über einen kleinen Einstich in der Leiste einen Ballonkatheter zur der verengten Arterie vor. Dort wird der Ballon aufgeblasen, die Kalkablagerungen an die Gefäßwand gedrückt und somit das Gefäß erweitert“, erklärt der Chirurg. In manchen Fällen ist das zusätzliche Einsetzen einer Gefäßstütze, eines sogenannten Stents, erforderlich.
Bei Erkrankten im weit fortgeschrittenen Stadium mit Ruheschmerzen oder Wundheilungsstörungen muss eine sofortige gefäßmedizinische Therapie erfolgen. Stößt das Katheterverfahren an seine Grenzen, stellt die offene chirurgische Operation die beste Möglichkeit dar, um die Durchblutung in den Extremitäten wiederherzustellen. „Zur Auswahl stehen viele verschiedene Verfahren. Neben dem Ausschälen des Kalkes aus dem Gefäß können wir mittels körpereigener Vene oder einem künstlichem Gefäß, einem sogenannten Bypass, verschlossene Blutgefäße überbrücken.“
Moderne Medizin und fachübergreifende Expertise unter einem Dach
Bei der Auswahl der Therapieoption gilt es, das beste, individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Verfahren zu finden. „Unser Ziel ist es, die verstopften Arterien zu behandeln, damit die Betroffenen wieder mobiler werden und ihre Lebensqualität zurückgewinnen“, so Prof. Uhl. „Hierfür bieten wir in unserer Klinik sowie in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie alle modernen Behandlungsmethoden der Schaufensterkrankheit an und beraten ausführlich über die im Einzelfall sinnvollen Therapieoptionen, um so gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten das Behandlungskonzept festzulegen.“
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So können Sie Ihr Risiko senken:
- Regelmäßige Bewegung
- Ausgewogene Ernährung
- Übergewicht vermeiden bzw. reduzieren
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Nicht rauchen
- Korrekte Einstellung des Blutzuckers
- Normalisierung des Bluthochdrucks
- Erhöhte Cholesterinwerte senken
- Stress reduzieren
- Vorsorgeangebote wahrnehmen