Gefäßerkrankungen ernst nehmen – Früherkennung und Vorsorge

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Unter Gefäßerkrankungen, auch Angiopathie genannt, versteht man grundsätzlich die Erkrankung von arteriellen, venösen und lymphatischen Adern. Obwohl sie zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland zählen, werden sie oft vernachlässigt. Um einen Überblick über verschiedene Gefäßerkrankungen zu erhalten, hat apropos mit Univ.-Prof. Dr. med. univ. Christian Uhl, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, gesprochen.

Das menschliche Gefäßsystem setzt sich aus dem Blutgefäßsystem und dem Lymphgefäßsystem zusammen: Die Blutgefäße bilden ein komplexes Netzwerk aus großen und kleinen Gefäßen und transportieren das Blut – und damit Sauerstoff, Nährstoffe – durch den ganzen Körper, während die Lymphgefäße für den Abtransport der Lymphe aus dem Gewebe zurück in den venösen Blutkreislauf sorgen.

Arterielle und venöse Gefäßerkrankungen

Das Blutgefäßsystem besteht aus Arterien und Venen, die sich über den gesamten Körper verteilen. Arterien dienen dem Transport des sauerstoffreichen Blutes vom Herzen in die verschiedenen Bereiche des Körpers, während Venen Blut zurück ins Herz liefern. Aufgrund der Gefäßerkrankungen läuft dieser Prozess allerdings nicht mehr reibungslos.

Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden bei den arteriellen Gefäßerkrankungen zwischen Einengung und Erweiterung des Gefäßes. Eine der häufigsten Erkrankungen ist eine Arteriosklerose (eine „Verkalkung“ der Arterien). Diese entsteht, wenn sich über Jahre Fette und andere Schadstoffe in der mittleren und inneren Schicht der Gefäßwand einlagern. „Diese Krankheit schreitet langsam voran und bleibt oft jahrelang unentdeckt“, erklärt Prof. Uhl. Im Laufe der Zeit werden die Blutgefäße immer enger und das Blut kann nicht mehr reibungslos hindurchfließen. Oft erst durch schwere Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Herzenge, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen an den Beinen macht sich die Arteriosklerose auf sich aufmerksam. Deswegen sollten Patientinnen und Patienten diese Anzeichen ernstnehmen und bei Verdacht einen Arzt aufsuchen. Es gibt einige wesentlichen Faktoren, die zu dieser Krankheit führen: Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, hohe Cholesterinwerte im Blut und Übergewicht. Daher kann eine Lebensstiländerung dazu beitragen, eine Verschlimmerung zu verlangsamen.

Das tiefe Venensystem führt etwa 90 Prozent des Blutes zum rechten Herzen zurück. Prof. Uhl erklärt: „Im Unterschied zu Arterien ist die Wand der Venen deutlich dünner und elastischer, aber die Venen verfügen über Venenklappen. Diese sind ventilartige Strukturen der Venen, die in Zusammenarbeit mit der Muskelpumpe einen Rückfluss des Blutes verhindern, das heißt, sie lassen den Blutfluss ausschließlich in Herzrichtung zu.“ Bei einer Venenschwäche können die Venenklappen das Gefäß nicht mehr völlig verschließen und der Bluttransport zum Herz ist beeinträchtigt: Das Blut verstaut sich in den vorgelagerten Venenabschnitten und die Venen dehnen sich immer weiter aus. Schon zu Beginn der Erkrankung spüren Betroffene verschiede Symptome wie ziehende, krampfartige Schmerzen, Spannungsgefühle auf der Haut sowie Beinschwellungen (vor allem nach längerem Stehen oder Sitzen). Bei solchen Anzeichen sollten die Betroffenen ärztlichen Rat suchen, denn im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Krankheiten wie Ulcus cruris (offenes Bein), chronischen venösen Insuffizienz, Krampfadern und Venenthrombose führen.

Erkrankung der Lymphgefäße

Die Lymphgefäße sind über den ganzen Körper verteilt und dienen dem Transport der sich im Gewebe befindenden Flüssigkeit (Lymphe). Wie die Venen besitzen auch die großen Lymphgefäße Klappen, die ein Rückströmen der Lymphe verhindern. Ein Lymphödem ist eine oftmals erst spät erkannte chronische Erkrankung des Lymphsystems, bei der das Lymphgefäßsystem beschädigt ist und sich die Lymphflüssigkeit an einer oder mehreren Stellen im Körper staut. Prof. Uhl führt aus: „Ein Lymphödem kann angeboren sein. Viel häufiger tritt es als Folge von Erkrankungen, Infektionen, Verletzungen oder nach der Behandlung einer anderen Grunderkrankung auf.“ Patientinnen und Patienten leiden an verschiedenen Beschwerden, beispielsweise Schmerzen, Schwellungen, Hautveränderungen und Spannungs- und Schweregefühl im betroffenen Bereich. Um das Risiko von Komplikationen zu minimieren, ist es wichtig, dass die Erkrankten diese Anzeichen erkennen und sich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden.

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