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Schwerhörigkeit kann jeden treffen und ist vor allem im Alter weit verbreitet. Erfahren Sie, welche Ursachen und Formen Schwerhörigkeit hat, welche Behandlungen geeignet sind und wie Sie Ihr Gehör präventiv schützen können. 

Hören ist ein komplexer Vorgang, bei dem akustische Signale als Schallwellen zunächst über die Ohrmuschel gebündelt durch den Gehörgang an das Trommelfell und anschließend über die Gehörknöchelchen des Mittelohrs zur Hörschnecke des Innenohrs gelangen. Dort findet eine Umwandlung der Schallwellen in elektrische Signale statt, welche über den Hörnerv in das Hörzentrum des Gehirns übertragen werden und dort als Sprache, Töne oder Geräusche wahrgenommen werden.

Wenn das Hörvermögen langsam schwindet, ist es oftmals eine Herausforderung, einzuschätzen, inwieweit man selbst davon betroffen ist. Wenn Sie Probleme damit haben, Worte (in lauter Umgebung) klar und deutlich zu hören, den Fernseher oder die Musikanlage lauter stellen, lauter sprechen als andere und Gespräche aufgrund von starker Konzentration als ermüdend empfinden, könnte es darauf hindeuten, dass auf eine Schwerhörigkeit (Hypakusis) oder Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) hindeuten.

Ursachen für Schwerhörigkeit

Die schleichende Altersschwerhörigkeit ist ein natürlicher Prozess, der bei fast jedem Menschen ab dem fünften Lebensjahrzehnt einsetzt. Die Ursache hierfür liegt vor allem in einem Verschleiß der Sinneszellen im Innenohr, den sogenannten Haarzellen.

Genetische Veranlagungen, anhaltender und belastender Lärm, bestimmte Medikamente, akute und chronische Infektionen, Kopfverletzungen oder Tumore im Ohr, Schädigungen des Hörnervs oder Krankheiten wie Morbus Menière (Erkrankung des Innenohrs mit Drehschwindel) oder Otosklerose (Erkrankung des Knochens rund um das Innenohr) können außerdem ursächlich für Schwerhörigkeit sein.

Formen und Behandlung

Schwerhörigkeit kann unterschiedliche Formen haben. Bei der Schall-Empfindungs- oder Innenohr-Schwerhörigkeit geben Trommelfell und Gehörknöchelchen die Schallwellen zwar richtig weiter – diese werden jedoch nicht in elektrische Signale umgewandelt, da die feinen Haarzellen im Innenohr geschädigt sind. Bei der Schallleitungs-Schwerhörigkeit wird der Schall über die Gehörknöchelchenkette nur abgeschwächt zum Innenohr weitergegeben. Das Hören ist daher insgesamt leiser, aber nicht verzerrt. Bei der kombinierten Schwerhörigkeit sind sowohl die Weiterleitung des Schalles zum Innenohr als auch die Umwandlung des Schalles in elektrische Signale im Innenohr gestört, zum Beispiel nach einem Explosionstrauma.

Um Grad und Art der Schwerhörigkeit festzustellen, wenden HNO-Ärztinnen und -Ärzte individuell angepasst eine Reihe verschiedener Tests wie Stimmgabeltests, Tonschwellen-Audiogramm, Sprach-Audiometrie, Elektrocochleografie, Tympanometrie, die Messung otoakustischer Emissionen und Hirnstamm-Audiometrie an.

Die Schwerhörigkeit wird nach einer Klassifizierung der WHO in die Schweregrade leicht, mäßig, mäßig schwer, schwer, sehr schwer oder vollständig unterteilt. Die Hörschwelle, also der Mittelwert des Hörvermögens bei verschiedenen Frequenzen, wird zur Einteilung verwendet und in Dezibel (dB) angegeben. Bei einer Normalhörigkeit beträgt die Hörschwelle des besser hörenden Ohres 20 dB oder besser, danach wird wie folgt gestaffelt:

Leichter Hörverlust
Hörschwelle: zwischen 20 bis < 35 dB
Beispiel: Kein Problem, Sprache in Ruhe zu verstehen

Mäßiger Hörverlust
Hörschwelle: zwischen 35 bis < 50 dB
Beispiel: Schwierigkeiten beim Hören in lärmvoller Umgebung

Mäßig schwerer Hörverlust
Hörschwelle: zwischen 50 bis < 65 dB
Beispiel: Schwierigkeiten beim Verstehen bei Umgangs-Lautstärke in Ruhe

Schwerer Hörverlust
Hörschwelle: 65 bis < 80 dB
Beispiel: Sprache in Umgangs-Lautstärke in Ruhe kaum verständlich

Sehr schwerer Hörverlust
Hörschwelle: 80 bis < 95 dB
Beispiel: Extreme Schwierigkeiten lautere Sprache in Ruhe zu verstehen

Vollständer Hörverlust/Taubheit
Hörschwelle: 95 dB oder höher

Univ.-Prof. Dr. med. Markus Wirth, Leiter der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, klärt über wichtige Punkte bei der Anpassung von Hörgeräten bei Schwerhörigkeit im Alter auf:

„Oft besteht eine langsam fortschreitende Hörminderung bereits Jahre oder Jahrzehnte vor einer Versorgung mit einem Hörgerät. Diese Hörentwöhnung kann dazu führen, dass man sich über einen längeren Zeitraum von Wochen oder Monaten an Hörgeräte gewöhnen muss und die Versorgung am Anfang anstrengend ist. Hierbei werden die Hörgeräte dann kontinuierlich durch eine Akustikerin oder einen Akustiker angepasst. Der HNO-Facharzt berät Sie bezüglich der Einstellung der Hörgeräte am Ende einer Anpassung. Mit gut angepassten Hörgeräten ist eine verbesserte Kommunikation, Erhöhung der Sicherheit durch bessere Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen und die Förderung der sozialen Integration meist möglich. Moderne Hörgeräte bieten zudem fortschrittliche Funktionen wie Geräuschunterdrückung und verbesserte Spracherkennung.“

Je nach Art der Schwerhörigkeit können auch gehörverbessernde Operationen durchgeführt werden oder Mittelohr- bzw. Cochlea-Implantate und seltener Hörtraining eingesetzt werden.

Prävention vor Schwerhörigkeit

Auf viele Ursachen von Schwerhörigkeit hat man einen geringen Einfluss, außer auf den Lärm. Mit diesen einfachen Maßnahmen können Sie Ihr Gehör effektiv schützen:

  • Ohrstöpsel: Nutzen Sie sie bei Konzerten, Diskotheken und lauten Veranstaltungen.
  • Gehörschutz: Tragen Sie Lärmschutzkopfhörer bei lauten Arbeiten oder Heimwerken.
  • Lautstärke regulieren: Halten Sie sich an die 60/60-Regel (maximal 60 Prozent der Maximallautstärke des Smartphones oder MP3-Players für maximal 60 Minuten).
  • Pausen einlegen: Gönnen Sie Ihren Ohren regelmäßig Ruhe.
  • Abstand halten: Stehen Sie möglichst weit weg von Lärmquellen.
  • Lärmbelastung zu Hause reduzieren: Schließen Sie Fenster oder nutzen Sie schallisolierende Maßnahmen.
  • Gesunder Lebensstil: Vermeiden Sie Rauchen und Alkohol, ernähren Sie sich gesund und bewegen Sie sich ausreichend.

„Falls es dennoch Schwierigkeiten geben sollte“, betont Prof. Wirth, „ist es wichtig, dass Sie Veränderungen des Hörvermögens ernst nehmen und sich HNO-fachärztlich betreuen lassen. Das schlechte Hören im mittleren Lebensalter ist ein relevanter Risikofaktor für das spätere Auftreten einer Demenz. Es gibt darüber hinaus Hinweise bei Erwachsenen, dass durch eine Versorgung einer peripheren Hörstörung auch kognitive Funktionen verbessert werden können.“

Umgang mit Schwerhörigkeit

Diese einfachen Regeln können Sie im Umgang mit Schwerhörigkeit unterstützen – egal, ob Sie selbst davon betroffen sind, oder Angehörige mit der Erkrankung im Umfeld haben. Normalhörende Menschen unterschätzen oft, wie anstrengend Gespräche für Schwerhörige sind. Es ist vergleichbar mit einem Kinobesuch, bei dem der Film in einer kaum beherrschten Sprache läuft. Schwerhörige müssen sich stark konzentrieren, um den Zusammenhang trotz nicht oder falsch verstandener Worte zu erfassen.

Folgende Ratschläge für das Gespräch mit Schwerhörigen:

  • Geduld haben
  • Deutlich und ruhig sprechen
  • Nicht schreien, da Lautstärken ab 80 Dezibel (vergleichbar mit Rasenmäherlautstärke) für Schwerhörige unangenehm sein können
  • Immer das Gesicht zuwenden, damit der Gesprächspartner vom Mund ablesen kann
  • Auf Kaugummi und Bonbons verzichten, da diese das deutliche Sprechen behindern
  • Hilfe anbieten, Gespräche in lauten Umgebungen zusammenzufassen

Menschen mit Schwerhörigkeit stehen oft vor Herausforderungen, die Normalhörende nicht immer nachvollziehen können. Es ist wichtig, offen mit der Schwerhörigkeit umzugehen und Strategien zu nutzen, die das tägliche Leben erleichtern. Hier sind hilfreiche Tipps für Schwerhörige:

  • Schwerhörigkeit nicht verheimlichen
  • Gesprächspartner um deutliche (statt laute) Aussprache und Zugewandtheit bitten
  • Um Wiederholung bitten statt Verständnis vortäuschen
  • In Gesellschaft Personen aufsuchen, die deutlich sprechen und bereit sind, das Gespräch für Sie zusammenzufassen
  • Nutzen technischer Hilfsmittel
  • Regelmäßiges Anpassen von Hörgeräten
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