Egal ob Riechkolben, Zinken oder Stupsnäschen – unsere Nase hat viele Bezeichnungen. Sie fungiert nicht nur als Atmungs- und Riechorgan, sondern auch als Luftfilter und Klimaanlage. Doch manchmal scheint die Nase nicht richtig zu funktionieren: Eine Seite fühlt sich verstopft an, das Atmen durch die Nase fällt schwer und man ertappt sich immer wieder dabei, wie man durch den Mund Luft holt. Eine mögliche Ursache für diese Beschwerden kann eine Deformation der Nasenscheidewand sein. apropos klärt auf.
Ein häufiger Grund für Beschwerden beim Atmen durch die Nase ist eine Deformation der Nasenscheidewand, medizinisch auch Nasenseptumdeviation genannt. Die dünne Trennwand, die unsere Nase in zwei Hälften teilt, ist dabei gekrümmt, schief oder deformiert.
„Bei jedem Atemzug strömt Luft durch unsere Nase ein, wird von Schmutz und Staub befreit, befeuchtet und auf eine angenehme Temperatur gebracht, bevor sie weiter in die Lunge gelangt. Stellen Sie sich das am besten wie ein kleines Haus vor: Die Nasenscheidewand dient als zentrale Wand, die das Haus stabilisiert und die beiden Nasenhöhlen voneinander trennt. Wenn diese Wand gerade ist, sind die beiden Räume gleich groß und gut belüftet. Wenn die Wand aber deformiert oder schief ist, kann sich ein Raum deutlich verkleinern und schneller verstauben“,
erklärt Christoph Lachmann, Oberarzt in der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen. Die Nasenscheidewand, im Fachjargon auch Septum nasi genannt, besteht aus zwei Bereichen: Im vorderen Abschnitt befindet sich ein elastischer Knorpel, der sich etwas verformen lässt. Im hinteren Teil liegen feste Knochenanteile, die zwar stabil bleiben, jedoch nicht so flexibel sind.
„Idealerweise sollte die Nasenscheidewand genau in der Mitte verlaufen, sodass die Luft beim Einatmen gleichmäßig durch beide Nasenlöcher strömen kann. Bei vielen Menschen weicht die Trennwand allerdings davon ab – manchmal nur geringfügig, manchmal so stark, dass eine Nasenseite fast vollständig blockiert ist und das Atmen immer schwieriger wird“, ergänzt Lachmann.
Das tragende Gerüst der Nase: die Nasenscheidewand
Eine verformte Nasenscheidewand kann verschiedene Ursachen haben. Bei vielen Menschen ist sie von Geburt an leicht schief, da sich der Knorpel oft asymmetrisch entwickelt und im Laufe der Zeit in eine Richtung verlagert. Auch Unfälle, ein Sturz auf die Nase oder ein Bruch können zu den Auslösern gehören. Besonders im Kindesalter, wenn der Knorpel noch weich ist, bleiben solche Veränderungen oft unbemerkt und äußern sich erst später. Auch das umliegende Gewebe wie etwa die Nasenmuscheln – die kleinen knöchernen Strukturen innerhalb der Nase – kann die Nasenscheidewand im Laufe der Zeit durch einseitiges Wachstum deformieren. „Nicht jede Verkrümmung verursacht automatisch Beschwerden. Einige Menschen haben ihr Leben lang eine leichte Krümmung, ohne es zu bemerken. Erst wenn die Deformation zu stark wird, treten Beschwerden auf. Viele Betroffene haben dann das Gefühl, dass sie durch ein Nasenloch schlechter atmen können als durch das andere. Das kann vor allem in der Nacht oder auch beim Sport unangenehm sein“, so der Experte. Weil die Nase nicht mehr ausreichend Luft durchlässt, tendieren Betroffene dazu, dies durch die Mundatmung auszugleichen. Die Schleimhäute im Rachen trocknen dadurch allerdings schneller aus, was zu Mundtrockenheit, Hustenreiz, Halsschmerzen oder Heiserkeit führen kann. Häufig erhöht eine schlechte Atmung durch die Nase auch das Risiko für Erkältungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen, da Sekrete in den Nebenhöhlen nicht abfließen können und zurückbleiben. In der Folge kann es zu Kopfschmerzen, einem Druckgefühl im Gesicht und einer laufenden Nase kommen. Außerdem kann der ungleichmäßige Luftstrom das Schnarchen verstärken oder nächtliche Atemaussetzer begünstigen. Viele Betroffene klagen auch über häufiges Nasenbluten, da die Luft die Schleimhäute auf der verengten Seite austrocknet.
Was kann man tun?
Die Art der Behandlung hängt vor allem davon ab, wie ausgeprägt die Beschwerden sind. In leichten Fällen kann es helfen, die Symptome mit Medikamenten zu lindern. Nasensprays, die abschwellend wirken, können kurzfristig die Atmung erleichtern und Entzündungen reduzieren. Man sollte die kleinen Sprays allerdings nicht über einen längeren Zeitraum verwenden, da sie die Schleimhäute austrocknen und abhängig machen können.
„Eine medikamentöse Therapie bekämpft vor allem bei sehr starken Beschwerden nur die Symptome und nicht die Ursache. Bei einer starken Deformation der Nasenscheidewand, die mit einer dauerhaften Beeinträchtigung der Nasenatmung einhergeht und immer wieder Beschwerden verursacht, kann ein minimalinvasiver operativer Eingriff ratsam sein, bei dem die Nasenscheidewand begradigt wird“, sagt Lachmann und ergänzt: „Bei der sogenannten Septumplastik führen wir spezielle Instrumente in die Nase ein, lösen störende Knorpel- oder Knochenanteile, entfernen bei Bedarf überschüssiges Gewebe und richten die Nasenscheidewand neu aus. Wenn nötig, erweitern wir außerdem die Nasengänge zu den Nasennebenhöhlen oder verkleinern schonend vergrößerte Nasenmuscheln. Selbstverständlich prüfen wir vor dem Eingriff gründlich, ob die gesundheitlichen Probleme durch die Nasenscheidewandverkrümmung kommen und sich durch eine OP beheben lassen.“
Eine Deformation der Nasenscheidewand ist weit verbreitet und bleibt oft unbemerkt. Wer allerdings häufig unter einer verstopften Nase leidet, schlecht Luft bekommt oder mit wiederkehrenden Infektionen und Schlafstörungen zu tun hat, sollte sich von einer HNO-Ärztin oder einem HNO-Arzt beraten lassen.
Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie
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