Prostatakarzinom: Dank neuester Technik gut behandelbar

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Wie viele Krebsarten kommt auch der Prostatakrebs leise daher. Lange spüren Patienten nichts, haben keine Beschwerden. Dabei bestehen bei Prostatakrebs inzwischen gute Heilungschancen – sofern er frühzeitig erkannt wird. Darum sollten Männer ab 45 Jahren durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen das Risiko einer fortgeschrittenen Krebserkrankung für sich minimieren und die Heilungschancen verbessern.

Bei Männern macht der Prostatakrebs fast 20 Prozent aller Krebsneuerkrankungen aus. In Deutschland erkranken fast 60.000 Männer jährlich an dieser Krebsart. Damit ist der Prostatakrebs nach Lungen- und Darmkrebs eine der am häufigsten auftretenden Krebsarten.

Bei der Früherkennungs-Untersuchung gibt es im Wesentlichen zwei Methoden: Das Abtasten der Prostata durch den Darm, wobei man eine mögliche Vergrößerung feststellen kann. Der PSA-Test, eine Laboruntersuchung des Bluts, ist inzwischen ebenfalls weit verbreitet. Eine Vergrößerung der Prostata tritt vor allem im höheren Alter über 70 Jahren häufig auf. Dies muss aber nicht direkt eine Krebserkrankung bedeuten. „In vielen Fällen ist eine Prostata-Vergrößerung gutartig und leicht behandelbar. Endgültige Gewissheit gibt eine Biopsie, eine Gewebeprobe, die einen Krebsbefall der Prostata eindeutig nachweisen kann“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Saar, der neue Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie.

Schonende Techniken

Die dann nötigen Therapien können recht unterschiedlich ausfallen. Es gibt günstig differenzierte, wenig aggressive Prostatakarzinome, bei denen eine engmaschige Beobachtung (Aktive Surveillance) ausreicht. Aggressivere Tumoren müssen nicht selten wegen der Gefahr der Metastasenbildung operativ durch erfahrene Operateure in spezialisierten Zentren wie in Aachen entfernt werden. „Solche Operationen können prinzipiell Impotenz oder Inkontinenz zur Folge haben. Darum sind behutsame und wenn möglich nervschonende Operationstechniken besonders wichtig“, erklärt Prof. Saar. Minimalinvasive Eingriffe sind inzwischen bei einer Prostata-Operation möglich und verbreitet. Das heißt, es sind nur kleine Einschnitte in die Haut erforderlich. Mit Hilfe endoskopischer Technik kann dann unter Zuhilfenahme vergrößernder Optiken operiert werden. Das bedeutet meist weniger Schmerzen und eine schnellere Genesung sowie eine rasche Rückkehr in den beruflichen und sozialen Alltag.

An der Uniklinik RWTH Aachen geht man noch einen Schritt weiter. Hier setzt man bei gegebener Indikation auf die Präzision des da Vinci® -Robotersystems. Bei der roboterassistierten Operationsmethode steuert der Arzt vom Bildschirm aus den vierarmigen Roboter.

Im von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Prostatakrebszentrum – dessen Leiter Prof. Saar ist – arbeitet die Urologie der Uniklinik eng mit den niedergelassenen Urologen in Aachen zusammen. Bei der Entwicklung und Umsetzung der Therapie werden außerdem Klinik-Kollegen der anderen Disziplinen hinzugezogen – zum Beispiel Onkologen oder Spezialisten für Strahlentherapie. Ziel: genaueste Diagnose und eine Therapie, die so schonend wie möglich und so effizient wie nötig ist. Zudem besteht eine sehr enge Kooperation mit den lokalen Selbsthilfegruppen sowie dem Landes- und Bundesverband der Prostataselbsthilfegruppen BPS. Die Aachener Selbsthilfegruppe tagt in den Räumen der Klinik für Urologie und hat zudem die Möglichkeit, eigene Sprechstunden an der Uniklinik RWTH Aachen abzuhalten. Ein eigens mit dem Landesverband publiziertes Buch hilft Patienten und dessen Angehörigen, sich für die individuell beste Therapie zu entscheiden.

Neue Wege helfen Heilen

Trotz verbesserter Maßnahmen zur Früherkennung und optimierter Methoden der Lokaltherapie kehrt bei bis zu 30 Prozent der operierten Patienten der Prostatakrebs zurück. Und bei jedem zehnten Patienten wird Prostatakrebs auch heute noch immer erst dann festgestellt, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben. „Auch wenn wir in dieser Situation oftmals keine dauerhafte Heilung mehr erreichen können, zielen unsere therapeutischen Bemühungen auf die Entwicklung individualisierter personalisierter Behandlungsansätze, die die sehr heterogenen molekularen Mechanismen der Metastasenbildung berücksichtigen“, sagt Prof. Saar.

Großes Netzwerk

Die Klinik für Urologie und Kinderurologie gehört einem internationalen Netzwerk forschender und behandelnder uro-onkologischer Institutionen an, die eine Vielzahl von Forschungsansätzen und klinischen Studien verfolgen, um zu einer Verbesserung der Behandlungssituation nach Hormon- und Chemotherapie zu gelangen. Am Studienzentrum der Klinik für Urologie und Kinderurologie werden derzeit Studien in den unterschiedlichsten Stadien der Prostatakarzinomerkrankung durchgeführt.

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