Die Nase ist verstopft, das Druckgefühl in der Stirn bereitet starke Kopfschmerzen – eine Nasennebenhöhlenentzündung kann das tägliche Leben erheblich belasten und das allgemeine Wohlbefinden einschränken. Viele Erwachsene sind mindestens einmal jährlich von einer Entzündung der Nasennebenhöhlenschleimhäute betroffen. Welche Ursachen diese Erkrankung hat und wie man sie behandelt, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Markus Wirth, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Plastische Kopf- und Halschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, im Gespräch mit apropos.
Die Nasennebenhöhlen sind paarig angelegte, mit Luft gefüllte Hohlräume im menschlichen Gesichtsschädel, die über enge Verbindungsgänge mit der Nase verbunden sind.
„Eine Nasennebenhöhlenentzündung, medizinisch als Sinusitis bezeichnet, ist eine entzündliche Veränderung der Schleimhäute der Nasennebenhöhlen. Sie tritt häufig als Folge eines vorangegangenen Schnupfens auf und kann sowohl akut wie auch chronisch verlaufen“, weiß Prof. Wirth.
Eine akute Sinusitis entwickelt sich häufig als Folge einer Erkältung, wenn die feinen, mit Schleimhaut ausgekleideten Verbindungswege zwischen der Nasenhaupthöhle und den verschiedenen Nebenhöhlen blockiert werden. Die Patientinnen und Patienten klagen häufig über eine verstopfte Nase und ein schmerzhaftes Druckgefühl im Gesicht oder am Kopf, vor allem beim Bücken.
„Bei einigen Betroffenen sind die erkrankten Bereiche im Gesicht leicht geschwollen und das Riechvermögen ist eingeschränkt. Es wird vermehrt Nasensekret produziert, und es können allgemeine Erkältungssymptome wie Husten, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen und Fieber hinzukommen“, erklärt Prof. Wirth.
Entstehung einer Sinusitis
Akute Nasennebenhöhlenentzündungen basieren in der großen Mehrzahl auf einer viralen Entzündung. Nur ein kleiner Teil der akuten Nebenhöhlenentzündungen werden durch Bakterien hervorgerufen. Durch die Entzündung sind die Schleimhäute in der Nase geschwollen und verdickt, und es wird zähflüssiges Sekret produziert. Dies führt dazu, dass die Verbindungsgänge zwischen den Nebenhöhlen und der Nasenhaupthöhle verstopft sind und sich das Sekret zurückstaut. Die Schleimhäute schwellen weiter an, und die Nasennebenhöhlen füllen sich mit zähem Schleim. Die meisten akuten Entzündungen sind selbstlimitierend und können daher rein symptomatisch behandelt werden. .
In manchen Fällen sind auch Allergien der Grund einer Sinusitis. Zusätzlich können anatomische Besonderheiten, wie eine krumme Nasenscheidewand oder verengte Eingänge, das häufige Wiederauftreten einer Sinusitis begünstigen. Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung kann einige Tage, aber auch hartnäckig mehrere Wochen andauern. Halten die Beschwerden länger als drei Monate an, spricht man von einer chronischen Nebenhöhlenentzündung.
Diagnose und diverse Behandlungsmöglichkeiten
Bei der Diagnose führt die Ärztin oder der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten, um die allgemeine Krankengeschichte sowie die typischen Beschwerden in Erfahrung zu bringen. Durch gezieltes Abtasten des Gesichts lässt sich feststellen, ob bei leichtem Druck auf die Nasennebenhöhlen Schmerzen auftreten. Prof. Wirth erklärt:
„Mit einem kleinen Endoskop (einem stabförmigen Gerät mit einer kleinen Lampe) wird das Innere der Nase untersucht, um beispielsweise festzustellen, ob die Schleimhäute geschwollen sind oder Sekret aus dem Drainagegang der Nebenhöhlen fließt.“
Bei länger anhaltenden Beschwerden wird gelegentlich ein Abstrich des Sekrets entnommen und im Labor auf Krankheitserreger untersucht. Bei Anzeichen von Komplikationen oder wenn die Beschwerden länger als drei Monate andauern, kann eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) weiterhelfen.
Hauptsäule der Behandlung einer Sinusitis sind abschwellende Maßnahmen, um die regelrechte Belüftung der Nebenhöhlen wieder herzustellen. Zunächst werden abschwellende Nasensprays oder kortisonhaltige Nasensprays empfohlen. Kortisonhaltige Nasensprays haben eine entzündungshemmende Wirkung, dadurch schwellen die Schleimhäute in den Nasennebenhöhlen ab ohne die Schwellkörper zu belasten. Wenn die Schleimhäute zu stark angeschwollen sind, so dass die Sprays gar nicht suffizient in die Nase gesprüht werden können, kann bei der/dem HNO Ärztin/Arzt eine sogenannte hohe Einlage in die Nase gelegt werden. Dabei wird ein mit abschwellenden Nasentropfen getränkter Wattetupfer unter Sicht für etwa zehn Minuten in den mittleren Nasengang direkt an den Hauptausgang der Nasennebenhöhlen eingelegt. Starke Kopf- oder Gesichtsschmerzen sollten mit schmerzlindernden Medikamenten behandelt werden. Bei bakteriellen Entzündungen kann auch ein Antibiotikum zum Einsatz kommen.
Zusätzlich gibt es diverse pflanzliche Medikamente, die bei leichteren Beschwerden unterstützend eingenommen werden können.
So können Sie sich vor einer Sinusitis schützen
Eine akute Sinusitis kann ansteckend sein.
„Die Viren verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion vom erkrankten auf den gesunden Menschen. Die Erreger befinden sich auf winzigen Wasser- oder Sekrettröpfchen, die beim Husten, Niesen oder Sprechen in die Luft gelangen und weitergetragen werden. Auf die Einhaltung der entsprechenden Hygiene wie z.B. Händewaschen oder Niesen in die Armebeuge sollte in der Erkältungssaison unbedingt geachtet werden! Zusätzlich sollten Sie Ihr Immunsystem stärken, um sich vor diesen Erregern zu schützen. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und eine vitaminreiche Ernährung stärken die Immunabwehr und helfen langfristig, einer Nasennebenhöhlenentzündung vorzubeugen. Achten Sie darauf, Ihre Nasenschleimhäute feucht zu halten, indem Sie ausreichend trinken, befeuchtende Nasensprays oder -tropfen benutzen und im Winter trockene Heizungsluft vermeiden.“, rät Prof. Wirth.