Lebensretterin Blutwäsche

Im Körper fallen jeden Tag viele Stoffwechselprodukte an, die im Normalfall über die Nieren mit dem Harn ausgeschieden werden. Täglich filtern die fleißigen Nieren das gesamte Blut im Körper  ungefähr 300 Mal – circa  1.800 Liter Blut werden innerhalb von einem Tag gereinigt. Wenn die Nieren infolge einer  Niereninsuffizienz nicht dazu imstande sind, diese Stoffe genügend auszuscheiden, häufen sie sich im Körper an, was bei einem akuten Nierenversagen im Verlauf von wenigen Tagen lebensgefährlich werden kann. Umso wichtiger ist für die Betroffenen eine Nierenersatztherapie. Dadurch kann der Körper ausreichend entgiftet werden, bis sich die Nieren im günstigsten Fall wieder von dem akuten
Schaden erholt haben. Bei dauerhaftem Nierenversagen lässt sich so oft die Zeit bis zu einer Transplantation überbrücken. Eine an die Dialyse angepasste Ernährung, die regelmäßige Einnahme der verschriebenen Medikamente sowie ein maßvolles Umgehen mit Getränken erhöhen die
Lebenserwartung von Dialysepatientinnen und -patienten.

SO FUNKTIONIERT DIE DIALYSE
Es gibt heutzutage verschiedene Dialyse-Verfahren. Zwei übliche Arten sind die Hämodialyse und die Peritonealdialyse.

Hämodialyse (Blutwäsche):
Das häufigste Verfahren der künstlichen Blutwäsche ist die sogenannte Hämodialyse, die bei nicht mehr ausreichender Nierenfunktion zum Einsatz kommt. Während der Behandlung übernimmt eine Maschine die Reinigungsfunktion der Nieren, indem sie das Blut kontinuierlich durch einen
Filter pumpt und so reinigt. Dabei wird auch die Übersäuerung des Blutes ausgeglichen und dem Körper überschüssiges Wasser entzogen. Das gefilterte und von Abfallstoffen befreite Blut wird nach der Reinigung wieder in die Blutbahn des  Körpers gepumpt.

Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse):
Im Gegensatz zur Hämodialyse kommt das gut durchblutete, halb durchlässige Bauchfell (Peritoneum) der Patientinnen und Patienten zur Anwendung und funktioniert bei der Peritonealdialyse als körpereigene Filtermembran für Abfallstoffe und Flüssigkeit. Über einen weichen Katheter wird Dialysierflüssigkeit steril in den Bauch geleitet und verweilt dort für mehrere Stunden. Danach
wird die Flüssigkeit zusammen mit den aufgenommenen Abfallstoffen wieder ausgeleitet. Die  Behandlungsform kann selbstständig zu Hause als Heimdialyse oder auch am Arbeitsplatz durchgeführt  werden. Das bedarf einer hohen Eigenverantwortung, ermöglicht aber auch eine gewisse Freiheit. Dieses Dialyseverfahren ist besonders für Betroffene mit erhaltener Urinausscheidung sowie
für herzkranke Patientinnen und Patienten mit niedrigem Blutdruck geeignet.

EINSCHRÄNKUNGEN IM ALLTAG
Dialysepatientinnen und -patienten sind im Alltag eingeschränkt und müssen viel Zeit investieren. „Eine
Hämodialyse-Behandlung dauert vier bis fünf Stunden und wird in der Regel dreimal pro Woche durchgeführt. Außerdem können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schlappheit oder Blutdruckabfall die Betroffenen nach der Dialysebehandlung belasten“, erklärt Uwe Lehmann, Pflegerischer Leiter der Dialysestation der Klinik für Nieren- und  Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische
Erkrankungen (Medizinische Klinik II) an der Uniklinik RWTH Aachen.

Etwas komplizierter wird es beim Reisen, weiß Uwe Lehmann: „Eine Reise ist für die Patientinnen und
Patienten bei einem stabilen Gesundheitszustand prinzipiell möglich. Vor der Reise sollte der Arzt allerdings einige Untersuchungen durchführen und Dokumente zusammenstellen, beispielsweise die letzten Blutwerte, das Zielgewicht am Ende der Dialyse sowie eine Liste an notwendigen Medikamenten. Die Betroffenen selbst sollten sich rechtzeitig nach geeigneten Dialyseeinrichtungen an ihrem Urlaubsort erkundigen. Dann steht einer Reise nichts im Wege.“

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