Unter Kopf- und Halskrebs versteht man verschiedene Krebsarten, die den Kopf- und Halsbereich des Körpers betreffen. Schätzungsweise erkranken jedes Jahr 50 von 100.000 Menschen an einem bösartigen Kopf-Halstumor. Diese Krebsarten sind gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden. apropos zeigt Behandlungsmöglichkeiten auf.
Bei bösartigen Tumoren der Kopf-Hals-Region handelt es sich um eine Gruppe verschiedener Tumorarten. Die häufigsten Ursachen für Kopf- und Halskrebs sind Tabak- und Alkoholkonsum. Auch das humane Papillomavirus (HPV) ist ein wichtiger Risikofaktor für den Rachenkrebs. Kopf-Hals-Krebs ist mitunter schwer zu erkennen, da die Symptome nicht selten unspezifisch sind. Hierzu gehören unter anderem länger andauernde Heiserkeit ohne Zusammenhang mit einer Infektion, Schwellungen am Hals, vermeintliche Antibiotika-resistente Entzündungen, langanhaltende Ohrenschmerzen, Blutungen im Bereich der Nase oder des Mundes sowie Probleme beim Sprechen, Schlucken und Atmen. Die frühzeitige Erkennung ist der Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung von Kopf- und Halskrebs. Viele der Krebserkrankungen im Kopf- und Halsbereich lassen sich bei einer Untersuchung durch den HNO-Arzt oder -Ärztin feststellen. Nach einer gründlichen Untersuchung inklusive Endoskopie bis zum Kehlkopf und gegebenenfalls einer Durchführung einer Hals-Sonographie zur Beurteilung der Lymphknoten werden weitere Schritte wie die Entnahme einer Gewebeprobe oder eine CT- oder MRT- Untersuchung veranlasst.
Operation, Strahlen- oder Chemotherapie? Welcher Behandlungsansatz ist am besten?
Kopf- und Halstumore sollten möglichst immer komplett entfernt werden. Nur so können Ärztinnen und Ärzte die besten Aussichten auf eine Heilung garantieren. In frühen Stadien kommt oft die alleinige Operation oder Bestrahlung zum Einsatz, bei fortgeschrittenen Tumoren häufig Kombinationen aus Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Hierbei ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Kliniken und Institute für den Behandlungserfolg entscheidend. Zertifizierte Kopf-Hals-Tumorzentren bündeln die Expertise in der Behandlung der Tumore in der komplexen Anatomie und führen zu einer nachweislich besseren Behandlungsqualität.
Welches Behandlungsverfahren sich am besten eignet, ist von Tumor zu Tumor unterschiedlich und wird für jeden Fall individuell im Rahmen einer gemeinsamen Tumorkonferenz beurteilt. Bei der Therapiewahl werden auch die individuellen Vorstellungen und Präferenzen der Patientinnen und Patienten maßgeblich mit einbezogen.
Leider ist eine vollständige Entfernung des Tumors nicht immer realisierbar. In diesem Fall versuchen die Fachärztinnen und -ärzte, den Tumor weitestgehend zu kontrollieren, um den Erkrankten ein beschwerdearmes Leben zu bieten.
Operation bei Kopf- und Halstumoren
Eine Operation ist die am häufigsten durchgeführte Behandlungsmethode. Sie bietet eine gute Chance, den Tumor vollständig und auf einmal zu entfernen und somit den Patientinnen und Patienten eine gute Aussicht auf Heilung. Sollten Halsbereiche oder Lymphknoten befallen sein, können die Ärztinnen und Ärzte diese, wenn möglich, ebenfalls direkt mitentfernen.
Ein weiterer Vorteil der operativen Eingriffe ist unter anderem, dass darauffolgende Behandlungsansätze an den Tumor angepasst werden können, wie eine Strahlentherapie: „Sie findet ihren Einsatz vor allem dann, wenn der Tumor Risikomerkmale aufweist wie eine Streuung in mehrere Halslymphknoten“,
weiß Univ.-Prof. Dr. med. Markus Wirth, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen und Co-Leiter des Zentrums für Kopf-Hals-Tumoren im Krebszentrum CIO Aachen, gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Frank Hölzle, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Er erklärt weiter:
„Bei der Operation kommen modernste Verfahren zum Einsatz wie der Laser, die Navigation oder robotische Ansätze. Komplexere Operationen werden auch im Team mit benachbarten Disziplinen wie der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie durchgeführt.“
Bestrahlung bei Kopf- und Halstumoren
Eine alleinige Bestrahlung kann auch bei einigen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich mit gutem Ergebnis zum Einsatz kommen. Bei fortgeschritteneren Tumoren ist häufig die Kombination mit einer Chemotherapie notwendig. Eine Bestrahlung kommt auch dann zum Einsatz, wenn der Tumor nicht operiert werden kann. In diesem Fall unterstützt die Behandlung meist entweder eine Chemo- oder Antikörpertherapie.
Eine alleinige Chemotherapie oder in Kombination mit der Immuntherapie wird verordnet, wenn operative Maßnahmen und Bestrahlung nicht die gewünschte Wirkung erzielen oder nicht indiziert sind – denn die Chemotherapie wirkt durch die Medikamentengabe im ganzen Körper. Wenn der Krebs bereits außerhalb der Halslymphknoten gestreut hat, hilft sie, die Tumorzellen zu bekämpfen, die sich bereits über die Blut- oder Lymphgefäße ausgebreitet haben. Mithilfe von Medikamenten, die das Wachstum der Tumorzellen blockieren, soll so die weitere Ausbreitung gestoppt werden. Durch die schnelle Zellteilung der Krebszellen reagieren diese auf die Chemotherapie empfindlicher als die gesunden Zellen. Trotzdem leiden auch diese bei einer Chemotherapie mit. Wegen der möglichen Nebenwirkungen und zusätzlichen Belastungen werden die Präparate bei Kopf-, Halstumoren in der Regel nur in Kombination mit einer Strahlentherapie, bei Krankheitsrückfällen oder wenn der Tumor gestreut hat, angewendet.
Immuntherapie bei fortgeschrittenem Krebs
Über die Chemotherapie hinaus gibt es weitere Substanzen, die gezielt in die Signalvorgänge von Zellen eingreifen. Die sogenannte Immuntherapie bekämpft Tumorzellen über die Aktivierung des eigenen Immunsystems und gehört inzwischen zur Standardtherapie. Insgesamt ist sie besser verträglich als die Chemotherapie. Mit Hilfe spezieller Analysen des Tumors durch den Pathologen kann die Wahrscheinlichkeit des Ansprechens auf diese Behandlung vorhergesagt werden. Die Immuntherapie kann auch mit der Chemotherapie kombiniert werden.
Wie geht es nach einer erfolgreichen Behandlung weiter?
Die Folgen von Kopf- und Halstumoren können das Leben trotz einer erfolgreichen Behandlung einschränken und verändern. Das Onkologische Spitzenzentrum CIO ABCD, zu dem die HNO-Klinik an der Uniklinik RWTH Aachen gehört, bietet den Patientinnen und Patienten zusätzliche Angebote, die einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität leisten. Viele dieser Ansätze kann die Patientin oder der Patient selbst zu Hause durchführen und trägt damit aktiv zu einer Verbesserung des eigenen Wohlbefindens bei. Dazu zählen unter anderem die Ernährungsberatung, Sportangebote, Entspannungstechniken, psychoonkologische Beratungen, Physiotherapie und Vermittlung von Kontakten zu Selbsthilfegruppen.