Kinderleicht erklärt: Frühchen sind mehr als nur „kleine Babys“

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Professor Thorsten Orlikowsky arbeitet in der Uniklinik RWTH Aachen. Zusammen mit anderen Kinderärzten, Kinderkrankenschwestern und -pflegern kümmert er sich um die Frühchen. Die Abteilung, die er leitet, heißt Neonatologie. Die Neonatologie ist darauf spezialisiert, Frühgeborene mit der notwendigen Professionalität und Zuwendung zu versorgen. Er erklärt: „Bei uns werden jedes Jahr 80 Babys zu früh geboren. Bei manchen funktionieren nicht alle Organsysteme ohne Unterstützung, zum Beispiel die Lunge oder die gleichbleibende Temperatur. Das Frühchen kommt daher nach der Geburt in den Brutkasten. Trotzdem sind die Nähe der Eltern und der Körperkontakt für das Frühchen ganz wichtig.“ In diesem Brutkasten, den die Ärzte Inkubator nennen, ist das Kind vor gefährlichen Keimen geschützt und liegt in einer Umgebung mit einer speziell abgestimmten Feuchtigkeit und Temperatur. Außerdem liegt es in dem Brutkasten schön warm und ruhig. Es ist an Geräte angeschlossen, damit die Ärzte es medizinisch überwachen und versorgen können.

Warum?

Warum ein Kind zu früh geboren wird, kann mehrere Gründe haben. Zum Beispiel eine Erkrankung der Mutter wie eine Infektion, eine Fehlbildung des Kindes oder wenn die Mutter mit Zwillingen oder Drillingen schwanger ist. Schädlich ist es auch, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol trinkt oder raucht.

Im Brustkasten liegt das Frühchen gut geschützt: Es liegt warm und ruhig, um zu wachsen, und wird rund um die Uhr überwacht. Dafür sind Professor Orlikowsky (l.) und sein Team da.

Zeit mit der Mutter ist wichtig

Vielleicht hast du schon mal gehört, dass die Verbindung zwischen Baby und Mutter ganz wichtig ist. Das ist klar, weil das Baby 9 Monate mit ihr verbunden war, als es in ihrem Bauch herangewachsen ist. Normalerweise darf eine Mutter ihr Baby direkt auf die Brust legen und ganz viel mit ihm kuscheln. Beim Frühchen ist das anders, weil es im Brutkasten liegen muss. Zwischendurch dürfen Mama und Papa aber ausgiebig „Känguruhen“. Das kann man sich vorstellen wie bei einem Känguru, das sein Junges im Beutel am Bauch trägt. Die Frühchen liegen unter einer warmen Decke auf dem Oberkörper der Mutter ganz nah an ihrem Herzen. „Der Hautkontakt, das Spüren und Hören des Herzschlages der Mutter und die Körperwärme sind wichtig für die Entwicklung des Babys“, erklärt Professor Orlikowsky. „Und natürlich ist das auch sehr schön für die Mutter, die ihr Baby liebt und eine ganz besondere Verbindung zu ihm hat.“

Die Zeit danach

Wie lange das Frühchen auf der Station bleiben muss, hängt davon ab, wie viel zu früh es geboren wurde. Ist es noch ganz klein, dauert es lange, bis es so fit ist wie andere Babys. Es muss auch an Gewicht zunehmen. Das kann viele Wochen oder Monate dauern. Professor Orlikowsky sagt: „Leider gibt es Frühchen, die so klein und so krank sind, dass sie nicht überleben. Das ist für die Familie, aber auch für unsere Ärzte und Krankenschwestern sehr traurig. Die meisten Frühchen entwickeln sich aber ganz normal. Sind sie erst einmal größer und springen herum, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass sie bei der Geburt so winzig waren.“

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