Der Kehlkopf (Larynx) entspricht dem Übergang vom Rachen zur Luftröhre und dient der Atemwegssicherung, insbesondere auch beim Schlucken und der Stimmgebung. Er kann von verschiedenen gutartigen, aber auch, in selteneren Fällen, von bösartigen Erkrankungen betroffen sein. Eine Übersicht fasst apropos zusammen.
Kehlkopfentzündungen
Die häufigsten Erkrankungen im Kehlkopfbereich entsprechen einer akuten Entzündung (Laryngitis). Hierbei besteht eine Reizung der Kehlkopfschleimhaut. Zu den typischen Anzeichen zählt eine Heiserkeit, eine reduzierte Belastbarkeit der Stimme, ein Reizhusten, Schluckbeschwerden oder ein Räusperzwang. Zumeist ist die Schleimhautreizung durch eine Virusinfektion verursacht, kann in seltenen Fällen jedoch auch bakteriell, durch Pilzinfekte oder spezifische Erreger ausgelöst werden. Auch reizende Agentien wie Schadstoffe insbesondere Zigarettenrauch oder eine zu trockene Luft können die Schleimhaut reizen. Darüber hinaus führt eine mechanische Überlastung oder Fehlbelastung der Stimmlippen zu einer Entzündung. In der Regel heilt eine akute Kehlkopfentzündung nach eine bis zwei Wochen von selbst aus. Bei akuten Kehlkopfentzündungen empfiehlt sich eine Schleimhautpflege durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Meidung der reizenden Schadstoffaussetzung und eine Reduzierung der Stimmbelastung. Hierzu zählt übrigens bitte „kein Flüstern“, da hierbei die Stimmlippen mechanisch stark belastet werden.
Dr. med. Dirk Frölich, Oberarzt der Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen an der Uniklinik RWTH Aachen, empfiehlt, dass bei jeder ungeklärten Heiserkeit, welche länger als drei Wochen andauert, eine ärztliche Untersuchung des Kehlkopfes durchzuführen ist. Aus bisher unbekannten Gründen gibt es chronische Laryngitiden, welche zu einem Umbau der Schleimhaut führen können. Bei dauerhafter Schädigung der Schleimhäute durch entzündliche Noxen, geschwächter Immunlage oder genetischer Disposition kann aus der chronischen Entzündung ein Kehlkopfkrebs hervorgehen. Kehlkopfkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten im Kopf-Halsbereich und kommt bei Männern immer noch häufiger vor als bei Frauen. Auch hier fällt eine anhaltende Heiserkeit auf, ggf. ist eine veränderte Stimmgebung, Räusperzwang, ein Fremdkörpergefühl, Husten- und Schluckbeschwerden sowie eine Atemnot beobachtbar. Kehlkopfkrebs entspricht einem unkontrollierten Zellwachstum und breitet sich unaufhaltsam weiter aus. Bei primärem Befall der ober- bzw. unterhalb der Stimmlippen liegenden Region können Tumore am Kehlkopf längere Zeit unentdeckt bleiben, da sich die charakteristischen Symptome wie Atemnot oder Schluckbeschwerden erst deutlich später zeigen. Grundsätzlich ist eine Erkennung eines Kehlkopfkrebses im Frühstadium maßgeblich für die Heilungsprognose. Heute stehen einige etablierte Behandlungsmethoden zur Verfügung, diese können chirurgischen Eingriffen, einer Bestrahlung, einer Chemotherapie oder einer Immuntherapie entsprechen. Langjähriges Rauchen, zudem verbunden mit Expositionen weiterer Noxen wie z. B. übermäßigem Alkoholkonsum, erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Krebsentwicklung exponentiell. Daher ist aus medizinischer Sicht konsequent darauf hinzuwirken, das Rauchen aufzuhören und den Alkoholkonsum zu reduzieren. Bei Menschen mit erhöhten Risikofaktoren für Kehlkopfkrebs z. B. bereits durchstandener Krebserkrankungen oder weiterer Exposition von Reizstoffen ist eine jährliche Vorsorgeuntersuchung dringend anzuraten.
Stimmstörungen
Im Kehlkopf dienen die Stimmlippen (Falten im Kehlkopf) durch eine kontrollierte Schwingung der Tonerzeugung. Hierdurch werden wir in die Lage versetzt zu sprechen und zu singen. Darüber hinaus kann ein gezielter Verschluss der Stimmlippen die Atemwege sichern und die Baupresse unterstützen. Eine einseitige Unbeweglichkeit der Stimmlippe durch entzündliche Veränderungen, Tumore oder einer Schädigung des inneren Kehlkopfnervens führt zu einer behauchten Heiserkeit. Bei einer beidseitigen Lähmung der Stimmlippen steht eine Engstellung der oberen Atemwege und eine damit einhergehende Atemnot im Vordergrund. Schäden des inneren Kehlkopfnervens können viele Ursachen haben und sind im Rahmen einer umfänglichen Diagnostik abzuklären. Hierzu zählen Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen, CT-Aufnahmen, einer MRT und einer eingehenden Spiegeluntersuchung in Narkose. Je nach im Vordergrund stehender Beschwerdesymptomatik und Ursache der Erkrankung können dann operative Atemwegserweiterungen oder stimmverbessernde Maßnahmen durchgeführt werden. Häufig reicht bei inkomplettem Stimmlippenschluss die Durchführung logopädischer Stimmübung, um eine Kompensation der Stimmstörung zu erarbeiten.
Gutartige Kehlkopfveränderungen
Nicht immer ist eine Heiserkeit entzündungsbedingt oder entspricht einer Lähmung oder einem Tumor. In seltenen Fällen liegen auch Fehlbildungen vor. Hierzu zählen Laryngocelen, dies sind Aussackungen von einer der beiden Schleimhauttaschen oberhalb der Stimmlippen, welche als Verschieberaum fungieren. Solche Aussackungen können angeboren vorliegen oder sich erst neu entwickeln. Auch diese Fehlbildungen können zur Heiserkeit führen, ein Fremdkörpergefühl vermitteln oder ein Speichelverhalt erzeugen. Nur selten kommt es hierbei zu Atemnot oder zu Schluckbeschwerden. Weitere angeborene Fehlbildungen können in Form von Verwachsungen oder abgekapselten Hohlräumen in Form von Zysten oder Polypen vorliegen. Auch diese sind gegebenenfalls phonochirurgisch anzugehen.
Zu guter Letzt besteht noch die Möglichkeit, einen anatomisch und unauffälligen Kehlkopf falsch zu benutzen.
Funktionelle Stimmstörungen
Bei funktionellen Stimmstörungen kommt es zu einem entweder zu kraftintensiven oder zu einem zu schwachen Einsatz des Stimmbildungsapparates. Solche angewöhnten funktionellen Störungen sind dann über die konservative Behandlung einer logopädischen Stimmtherapie abzuarbeiten und erfreulicherweise insgesamt mit einer guten Prognose belegt.
Zusammenfassend steht bei allen Kehlkopferkrankungen die Sinnhaftigkeit einer frühzeitigen ärztlichen Kontrolle bei anhaltender Heiserkeit im Vordergrund, wie sie durch die Phoniatrie im Hause angeboten werden kann, da sich in überwiegender Zahl der Fälle dann eine gute Behandlungsmöglichkeit ergibt.