Je früher, desto besser

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Vorsorge rettet Leben: Wird Darmkrebs rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen gut.

Die gute Nachricht vorweg: Darmkrebs ist in mehr als 90 Prozent aller Fälle heilbar – wenn er früh genug erkannt wird. Seit Einführung der Vorsorgeuntersuchungen im Jahre 2002 konnten die Zahlen der jährlichen Todesfälle und Neuerkrankungen kontinuierlich gesenkt werden. Trotzdem verschenken noch immer drei von vier Menschen diese großartige Chance und gehen nicht regelmäßig zur empfohlenen Vorsorge. Auch daher ist Darmkrebs die zweithäufigste Tumorerkrankung bei Frauen und die dritthäufigste Tumorerkrankung bei Männern in Deutschland. Insgesamt erkranken jedes Jahr rund 60.000 Menschen in Deutschland neu an Darmkrebs, über 25.000 sterben daran.

Erst dann zum Arzt zu gehen, wenn man krank ist, ist beim Thema Darmkrebs ein schlechter Rat. Denn wenn Darmkrebs Beschwerden macht, ist es meist schon zu spät. Im fortgeschrittenen Stadium treten Verstopfungen, Darmkrämpfe und Blut oder Schleim im Stuhl auf. Wird die Erkrankung erst dann erkannt, ist die Prognose schlecht und das Risiko hoch daran bald zu versterben.

Darum ist die Früherkennung so wichtig

„Fast immer entsteht der Darmkrebs aus Darmpolypen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. „Die meisten Polypen bleiben klein und harmlos. Wenige wachsen aber über Jahre weiter, meist im Dick- und Enddarm, und werden schließlich bösartig.“ Doch bevor dies geschieht, sind sie durch eine Darmspiegelung gut aufzuspüren. Um die Früherkennungsquote zu verbessern, verschicken die Krankenkassen ab dem 55. Lebensjahr (bei Männern ab dem 50. Lebensjahr) alle fünf Jahre Einladungen zur Darmkrebsvorsorge, die man dringend annehmen sollte. Wenn es in der Familie schon Darmkrebserkrankungen gab oder man an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung leidet, besteht ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Dann übernehmen die Kassen die Kosten für eine Vorsorgeuntersuchung auch schon früher.

Obwohl eine Darmspiegelung eine harmlose Angelegenheit ist, bei der es nur sehr selten zu Komplikationen kommt, haben viele Menschen Angst davor oder können eine gewisse Scham nicht überwinden. Dabei überwiegen die Chancen einer erfolgreichen Krebsvorsorge die Risiken bei Weitem. Zugegeben, die vorbereitende Darmreinigung ist lästig und unangenehm – aber im Vergleich zu einer Krebserkrankung dann doch ein Kinderspiel. Und: Studien zeigen, dass nach einer unauffälligen Spiegelung die nächste Untersuchung im Normalfall erst nach zehn Jahren durchgeführt werden muss – somit ist die Sicherheit nachhaltig.

Das passiert bei einer Darmspiegelung

Eine große Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, wird in der Regel am­bulant in einer Praxis für Gastroenterologie oder in einer Klinik durchgeführt. Damit die Schleimhaut bei der Untersuchung gut zu erkennen ist, muss der Darm vollständig leer sein. Daher darf der Patient oder die Patientin am Vortag keine Nahrung mehr zu sich nehmen und muss zudem eine spezielle, abführende Flüssigkeit trinken. Wann man genau mit dieser Darm­reinigung beginnen sollte und wie sie abläuft, er­läutern die Ärztin oder der Arzt im Vorfeld.

Auf Wunsch bekommt man für die Untersuchung eine kurze­ Narkose oder ein Beruhigungsmittel. Auch wenn eine Darmspiegelung nicht weh tut, kann sie als un­angenehm empfunden werden. Daher nutzen viele Menschen diese Möglichkeiten.

Bei der Darmspiegelung selbst untersucht die Ärztin oder der Arzt den gesamten Dickdarm mithilfe ei­nes sogenannten Koloskops. Dies ist ein fingerdicker, biegsamer Schlauch mit einer Leuchte und einer Kamera. Er wird in den After eingeführt und bis zum Dünndarm vorgeschoben. Beim Zurückziehen werden Dick- und Enddarm auf verdächtige Schleimhautverände­rungen untersucht. Sobald der Arzt eine Wucherung in Form eines Polypen findet, kann er diese sofort entfernen und unter dem Mikroskop untersuchen. So können sich mögliche Krebsvorstufen nicht mehr zu bösartigen Tumoren weiterentwickeln. „Die große Chance ist, Gewebeveränderungen zu einem Zeitpunkt zu entdecken und zu entfernen, zu dem sie noch klein und örtlich begrenzt sind“, sagt Prof. Trautwein. „Sie lassen sich damit deutlich besser behandeln als große Tumoren oder als solche, die schon gestreut haben.“

Weitere Vorsorgemöglichkeit

Eine weitere Möglichkeit der Darmkrebsvorsorge ist der immunologische Stuhltest (iFOBT), die nach versteckten Blutbeimengungen im Stuhl suchen. Dazu wird lediglich eine Stuhlprobe benötigt, die im Labor untersucht wird. Findet der Test eine größere Menge Blut im Stuhl, ist das Risiko erhöht, dass ein blutender Polyp oder Darmkrebs die Ursache hierfür ist. In diesem Fall schließt sich eine genauere Untersuchung per Darmspiegelung an.

Trotz aller Fortschritte in der Labordiagnostik ist die Darmspiegelung ab 55 Jahren nach wie vor die beste Wahl bei der Früherkennung von Darmkrebs.

Anspruch auf Darmkrebs-Früherkennung

Im Alter von 50 bis 54 Jahren können Frauen und Männer jährlich einen immunologischen Stuhltest (iFOBT) durchführen lassen.

Frauen haben ab 55 Jahren den Anspruch auf zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren. Männer haben bereits ab 50 Jahren alternativ zum Stuhltest einen Anspruch auf zwei Früherkennungskoloskopien im Abstand von 10 Jahren. Die unterschiedlichen Altersgrenzen ergeben sich, da Männer ein höheres Risiko haben, in einem früheren Alter an Darmkrebs zu erkranken.

Ab 55 Jahren haben Frauen und Männer alle zwei Jahre Anspruch auf einen iFOBT, solange noch keine Früherkennungskoloskopie in Anspruch genommen wurde. Bei einem auffälligen Stuhltest besteht dann Anspruch auf eine abklärende Darmspiegelung.

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