Gefährlich: Viele Männer sind Vorsorgemuffel

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Zugegeben, es gibt schönere Momente, als eine Genitaluntersuchung. Doch eines steht fest: Der Vorsorgecheck beim Urologen auf Prostatakrebs kann lebensrettend sein!
Um so besorgniserregender ist, dass immer noch viele Männer diesen Gang zum Arzt scheuen.

Seit fast zwei Jahrzehnten machen Männer im November auf das Thema Männergesundheit aufmerksam, indem sie sich einen Schnurrbart wachsen lassen und den Monat so zum „Movember“ (von Moustache) machen. Dass diese Aufmerksamkeit nötig ist, zeigt die um rund fünf Jahre kürzere Lebenserwartung bei Männern, die nicht grundlos ist: Sie rauchen und trinken mehr, ernähren sich ungesünder und gehen seltener zu Vorsorgeuntersuchungen als Frauen.

Eine Erhebung des Robert Koch-Instituts zeigt, dass nur 40 Prozent der Männer die empfohlenen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung regelmäßig in Anspruch nehmen. Ein fataler Fehler. Denn bei nahezu allen Krebserkrankungen erhöht eine frühe Entdeckung die Heilungschancen deutlich. Männer kümmern sich statistitisch vor allem in jungen Jahren weniger um ihre Gesundheit, gehen seltener zum Arzt – im späteren Leben verzeichnen sie dann aber mehr Arztbesuche als gleichaltrige Frauen.

Dies sind die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen für Männer:

Prostatakrebs
Prostatakrebs ist ein bösartiger Tumor der Vorsteherdrüse und stellt die häufigste Krebserkrankung und zweithäufigste Todesursache durch Krebs bei Männern dar. In einem frühen Stadium ist das Prostatakarzinom jedoch gut heilbar. Daher können Männer ab 45 Jahren regelmäßig kostenlos die Genitaluntersuchung auf Prostatakrebs durchführen lassen. Dabei werden die äußeren und inneren Geschlechtsorgane untersucht und abgetastet. Der Arzt führt den Zeigefinger in den Enddarm ein und tastet vorsichtig die Rückseite der Prostata ab. Hierbei kann er Unregelmäßigkeiten, wie etwa Verhärtungen, feststellen. Diese treten bei Prostatakrebs häufig auf. Ergibt sich aus der Untersuchung der Verdacht auf ein krankhaftes Geschehen, wird in der Regel ein zusätzlicher PSA-Test (siehe unten) durchgeführt. Zudem besteht die Möglichkeit einer ultraschallgestützten Biopsie. Die aus der Prostata entnommenen Gewebeproben können dann unter dem Mikroskop auf eventuelle Anzeichen für ein Prostatakarzinom untersucht werden.

Hodenkrebs
Hodenkrebs ist im Vergleich selten und tritt meist zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr auf. Unbehandelt kann Hodenkrebs tödlich enden, jedoch gilt auch hier: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto besser ist die Prognose. Da es für Hodenkrebs keine spezielle Vorsorgeuntersuchung beim Arzt gibt, ist hier jeder Mann selbst gefragt. Empfohlen wird ein regelmäßiges Abtasten der Hoden auf Verhärtungen oder Vergrößerungen, die auf Krebs hindeuten könnten. Bei Auffälligkeiten sollte umgehend eine Urologin oder ein Urologe zu Rate gezogen werden.

Risikofaktoren

Wer familiär vorbelastet ist, an Vorerkrankungen leidet, bestimmte Medikamente einnimmt oder beruflich belastet ist (z. B. durch jahrelangen Umgang mit Farben, Lacken, Lösungsmitteln oder Asbest), hat generell ein erhöhtes Risiko für urologische Tumoren. Dazu zählen neben Prostata- und Hodenkrebs auch Harnblasentumoren, Nierentumoren, Harnröhrentumoren und der Peniskrebs. Hier empfiehlt sich, auch schon früher ein Beratungsgespräch beim Urologen zum Thema Krebsvorsorge zu führen.

Noch mehr Vorsorge

Auch zu Hautkrebs und Darmkrebs werden Vorsorgeuntersuchungen empfohlen. Für Männer ab 35 Jahren ist das Hautkrebs-Screening, das der Früherkennung des malignen Melanoms (schwarzer Hautkrebs), des Basalzellkarzinoms (weißer Hautkrebs) und des spinozellulären Karzinoms (weißer Hautkrebs) dient, alle zwei Jahre kostenlos. Ab 50 Jahren können Männer eine jährliche Früherkennung auf Darmkrebs wahrnehmen, die aus einer gezielten Beratung und wahlweise zwei Darmspiegelungen (Koloskopien) innerhalb von zehn Jahren oder jährlichen Tests auf verborgenes Blut im Stuhl besteht.

Neben den Krebsvorsorgen gibt es den Check-up 35: Alle zwei Jahre haben Männer ab 35 Jahren beim Hausarzt die Möglichkeit zur Früherkennung von Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen.

Positiver Trend

Trotz der immer noch schlechten Zahlen in Sachen Vorsorge gibt es einen positiven Trend zu beobachten, wie ein digitaler Versicherungsmanager im Rahmen einer Befragung deutscher Männer herausfand: Während der Corona-Pandemie haben Männer ihr Vorsorgeverhalten verbessert. Beispielsweise nutzten 18 Prozent der deutschen Männer die Hautkrebs-Früherkennung. Vor der Pandemie waren es noch fünf Prozent weniger (13 Prozent). Die Vorsorge gegen Darmkrebs nutzten 17 Prozent der männlichen Teilnehmer, 19 Prozent haben sich vorsorglich gegen Prostatakrebs untersuchen lassen. Beide Werte lagen vor Corona noch bei 11 Prozentpunkten. Auch wenn diese Zahlen in die richtige Richtung weisen, genug ist das noch lange nicht. Männer dürfen und müssen sich weiterhin mehr um ihre Gesundheit kümmern.

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