Bei allem, was du tust, bedenke das Ende. Das gilt auch fürs Essen, vor allem an den bevorstehenden Feiertagen. Denn dann gönnen wir uns deftige Speisen und das ein oder andere Gläschen Wein. Und schon kommt es, das dicke Ende: Die Speiseröhre brennt wie Feuer. Wie man vorbeugen kann, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen, im Interview.
Was genau heißt Sodbrennen eigentlich?
Prof. Trautwein: Das Volksleiden Sodbrennen gilt als Hauptsymptom der Refluxkrankheit, also dem krankhaft gesteigerten Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Bei einem gesunden Menschen verhindert der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen, dass Mageninhalt zurück in die Speiseröhre gelangt. Ist er erschlafft, kann Speisebrei inklusive reizender Magensäure in die Speiseröhre eintreten. Es entsteht das typische Brennen im Brustbereich.
Was sind die Ursachen und Symptome?
Prof. Trautwein: Typische Risikofaktoren sind Alkohol und säurehaltige Nahrung. Am „dritten“ Weihnachtsfeiertag sind darum besonders viele betroffen. Aber nicht nur die Ernährung hat einen Einfluss auf das Sodbrennen. Auch seelischer Stress, zu viel oder zu wenig Magensäure oder eine Schwangerschaft können die Schmerzen in der Magen- und Speiseröhrengegend hervorrufen.
Wie äußern sich die Symptome?
Prof. Trautwein: Die Symptome sind sehr unterschiedlich. Das charakteristische Brennen oder das saure Aufstoßen können, müssen aber nicht immer auftreten. Fließt der Magensaft – vor allen Dingen nachts, wenn man liegt – unbemerkt in die Speiseröhre und zu den Stimmbändern, kann sich das Sodbrennen in morgendlicher Heiserkeit und Husten äußern.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Prof. Trautwein: Bei dauerhaftem oder immer wiederkehrendem Sodbrennen sollten Betroffene auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, um mögliche Ursachen festzustellen. Auch Symptome wie Schluckbeschwerden, Schwellungen im Bauchraum oder einen unabsichtlichen und starken Gewichtsverlust sollte man unbedingt mit seinem Arzt besprechen. Es gibt viele rezeptfreie Mittel, die schnelle Hilfe versprechen.
Helfen sie wirklich?
Prof. Trautwein: Bespricht man den Einsatz von Magensäureblockern mit einem Arzt und setzt sie gezielt ein, ist das unproblematisch. Hat ein Patient gute Erfahrungen mit einem Medikament gemacht und kann es rezeptfrei in der Apotheke erwerben, besteht allerdings die Gefahr, dass er die Magensäureblocker unspezifisch und zu oft einnimmt. Bei immer wieder auftretendem Sodbrennen sollte der Arzt zu Rate gezogen werden, anstatt die Magensäureblocker wie Drops einzunehmen.
Wie kann man Sodbrennen vorbeugen?
Prof. Trautwein: Beim Thema Sodbrennen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Wer unter Sodbrennen leidet, sollte fettiges und scharfes Essen in Kombination mit Alkohol meiden. Es empfiehlt sich, lieber drei bis vier leichte Mahlzeiten zu sich zu nehmen, wobei die letzte nicht zu spät sein sollte. Auch bei Getränken sollte man eher auf kohlen- und fruchtsäurearme Alternativen wie Tee oder stilles Wasser zurückgreifen. An den Festtagen ist das natürlich leichter gesagt als getan.
Es gibt viele Mythen darüber, welche Lebensmittel bei Sodbrennen helfen oder es verstärken. Was sollte man besser meiden?
Prof. Trautwein: Es ist verbreitet, dass Milch gegen Sodbrennen helfen soll. Bewiesen ist das jedoch nicht. Mittlerweile geht man davon aus, dass Milch durch den leicht sauren pH-Wert Sodbrennen sogar fördern kann. Ebenso greifen viele Personen nach einem deftigen Essen zum Kräuterschnaps. Er kann das Völlegefühl im Magen zwar lindern, aber bei Sodbrennen ist von Alkohol abzuraten. Denn Alkohol regt die Säureproduktion im Magen an und kann so Sodbrennen auslösen.