Der genaue Blick auf zwei Organe

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„Etwas auf Herz und Nieren prüfen“ – wer heutzutage diesen Ausdruck verwendet, meint damit eine äußerst gründliche und gewissenhafte Überprüfung und das kommt nicht von ungefähr.
Herz-Kreislauferkrankungen und Nierenprobleme gehen oft Hand in Hand. Ihre  gemeinsame Behandlung  erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise.

Die Niere und das Herz-Kreislauf-System sind eng miteinander verbunden. Eine Funktionsstörung eines dieser Organe zieht meist auch eine  Schädigung des anderen nach sich. So ist inzwischen bewiesen, dass eine  eingeschränkte Nierenfunktion, bei der sich Giftstoffe und Abfallprodukte im Blut sammeln, einen drastischen Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen darstellt. Zusätzlich wird – vor allem bei älteren Menschen – nicht selten ein kardiorenales Syndrom diagnostiziert. Es beschreibt eine Erkrankung, bei der eine Patientin oder ein Patient beispielsweise im Verlauf einer Herzinsuffizienz ein akutes oder chronisches Nierenversagen entwickelt – oder umgekehrt bei einem akuten oder chronischen Nierenversagen eine Herzinsuffizienz entsteht.

GEGENSEITIGE EINFLUSSNAHME

Kombinierte Herz-Nierenerkrankungen sind keine Seltenheit, da die beiden Organsysteme verknüpft sind. Vor allem Menschen über 60 oder Personen mit entsprechenden Vorerkrankungen an Herz und Niere sind besonders gefährdet. Dass sich die beiden Organsysteme gegenseitig  bedingen, beginnt schon beim Blick auf die Entstehung von Herz- und Nierenerkrankungen: Häufiger Auslöser für beispielsweise Bluthochdruck sind Nierenveränderungen. Ein dauerhaft hoher Druck in den Arterien  schädigt  wiederum das Herz und die Gefäße. Die Therapie des kardiorenalen Syndroms zielt daher auf die Stabilisierung von Herz und Nieren ab.  Besonders wichtig: die Anzeichen früh zu erkennen und richtig einzuschätzen. Betroffene mit einer bestehenden Herzerkrankung sollten vor allem bei schäumendem Urin, Blutarmut (Anämie) oder Gewichtszunahme hellhörig werden, Menschen mit einer Nierenerkrankung bei  Luftnot und Schwäche bei einfacher körperlicher Betätigung (etwa Treppensteigen), dicken Beinen am Abend, Gewichtsschwankungen oder Bluthochdruck. 

HERZ UND NIERE GEMEINSAM DENKEN

Herz-Kreislauferkrankungen wie zum Beispiel eine Herzschwäche oder ein Herzinfarkt können zu Nierenfunktionsstörungen führen, und umgekehrt können Nierenprobleme das Risiko von Herzproblemen erhöhen. Bei der Diagnostik und Therapie von Herz- und Nierenerkrankungen sollten daher Spezialistinnen und Spezialisten für Herz und Niere idealerweise Hand in Hand arbeiten. An der Uniklinik RWTH Aachen gibt es für diese Fälle seit Jahren eine interdisziplinäre Herz- und Nierenstation, die besondere Möglichkeiten bietet.

ZWEI EXPERTEN

Die Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik I) unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx und die Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen (Medizinische Klinik II) unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Rafael Kramann können Betroffenen mit Herz- und Nierenerkrankungen durch die interdisziplinäre Ausrichtung eine umfassende Betreuung mit Spezialistinnen und Spezialisten beider Fachrichtungen anbieten. Durch die Verknüpfung soll bei Herzpatientinnen oder -patienten mit Nierenerkrankungen ein besonderer Fokus auf die Mitberücksichtigung des jeweils anderen Organs (Herz/Nieren) gewährleistet werden.

Kontakt

Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik I)
Anmeldung ambulante Patientinnen und Patienten/Poliklinik:
Tel.: 0241 80-89661

Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und  immunologische Erkrankungen (Med. Klinik II)
Sprechstunden-Anmeldung:
Tel.: 0241 80-88497

Kleines Nierenlexikon

NIERENINSUFFIZIENZ
Bei einer Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) ist die Funktion der Nieren eingeschränkt. Sie sind nicht mehr in der Lage, das Blut zu filtern und den Körper von Abfallprodukten des Stoffwechsels zu befreien.

HERZINSUFFIZIENZ
Unter Herzinsuffizienz (Herzschwäche) versteht man eine Herzerkrankung, bei der das Herz nicht mehr
in der Lage ist, ausreichend Blut zu pumpen, um den Körper und damit auch Organe wie Gehirn, Muskeln
oder Nieren mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, oder eine Herzerkrankung, bei der
das Herz zwar noch ausreichend pumpt, aber der Einstrom in das Herz gestört ist und es zum „Rückstau“
von Blut kommt.

NIERENBECKENENTZÜNDUNG
Eine Nierenbeckenentzündung ist eine bakterielle Infektion der Nieren, die meist durch aufsteigende Darmkeime ausgelöst wird. Frauen sind im Schnitt häufiger betroffen als Männer, da die weibliche Harnröhre deutlich kürzer ist und Bakterien schneller nach oben in das Nierenbecken wandern können.

NIERENSTEINE
Bei Nierensteinen bilden sich in der Niere winzige Ablagerungen, die meist aus Mineralsalzen bestehen
und die der Urin nicht mehr auflösen kann. Sie sind sehr schmerzhaft und müssen, sofern sie nicht von selbst abgehen, ärztlich behandelt werden. Harnwegsinfekte, übermäßige fett und eiweißreiche Ernährung sowie Flüssigkeitsmangel können das Risiko für die Entstehung von Nierensteinen
begünstigen.

NIERENVERSAGEN
Wenn die Niere versagt, gibt es dafür unterschiedliche Gründe. Einer davon ist eine chronische Entzündung. Aber auch verkalkte Gefäße, Diabetes und bestimmte Medikamente sowie hoher
Blutdruck oder genetische Erkrankungen können ursächlich sein. Weil die Nieren eine deutliche Überkapazität haben, bleibt die Erkrankung häufig lange unerkannt.

DIALYSE
Unter dem Begriff Dialyse versteht man ein Verfahren, das die Funktion der Nieren ersetzt, wenn diese nicht mehr ausreichend arbeiten. Mittels Konzentrationsausgleich von Flüssigkeiten (patientenseitig: Blut; Dialysegerät: Spülflüssigkeit) wird das Blut gereinigt und von Abfallstoffen und schädlichen Substanzen befreit.

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