Ästhetische Zahnmedizin: Was Sie über Bleaching wissen sollten

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Strahlend weiße Zähne gelten als besonders ästhetisch. Doch ganz so einfach ist das nicht – denn meist ist die natürliche Zahnfarbe nicht hell weiß, sondern verfärbt sich im Laufe der Zeit. Oft sind dafür äußere Einflüsse wie färbende Lebensmittel verantwortlich. Mittels einer professionellen Zahnreinigung lassen sich äußere Verfärbungen auf den Zähnen entfernen und die natürliche Zahnfarbe zurückgewinnen. Darüber hinaus kann die Zahnfarbe mit einer professionellen Zahnaufhellung, auch Bleaching genannt, aufgehellt werden. apropos gibt einen Überblick über die ästhetische Behandlungsmethode und erklärt, was dabei zu beachten ist.

Verantwortlich für die Farbe der Zähne ist hauptsächlich das Zahnbein (Dentin), das Innere des Zahns. Dieses wird vom Zahnschmelz überzogen, der die äußere Schutzschicht bildet. Meist haben das Dentin und der Zahnschmelz genetisch bedingt einen gelblichen Farbton und sind nicht hell weiß – so wirken die Zähne von Natur aus etwas dunkler. Die Färbung kann durch Lichtreflektion verstärkt werden, zum Beispiel an der äußeren Oberfläche des transparenten Zahnschmelzes. Eine leicht gelbliche Zahnfarbe ist daher ganz normal und spricht nicht automatisch für eine schlechte Zahngesundheit. Unabhängig von der natürlichen Zahnfarbe können verschiedene Einflüsse zu weiteren Verfärbungen führen. „Hier unterscheidet man im Wesentlichen zwischen extrinsischen, also durch äußere Einflüsse entstehende Verfärbungen, und intrinsischen Verfärbungen. Letztere haben ihren Ursprung im Zahnschmelz oder im Zahnbein. Häufige Ursachen für äußere Ablagerungen auf der Zahnoberfläche sind färbende Lebensmittel, wie Kaffee oder Rotwein und der Konsum von Nikotin. Auch das Alter hat einen Einfluss auf die Zahnfarbe: Im steigenden Lebensalter wird der Zahnschmelz dünner, was dazu führt, dass das darunterliegende Zahnbein sichtbarer wird“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. dent. Andreas Braun, Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde an der Uniklinik RWTH Aachen. Innere Verfärbungen gehen hingegen meist auf Wurzelbehandlungen oder Störungen der Zahnentwicklung sowie Stoffwechselerkrankungen zurück.

Die Bleaching-Methoden im Überblick
Bei äußeren Zahnverfärbungen kann Bleaching Abhilfe schaffen: Bei dem chemischen Prozess wird das Bleichmittel Wasserstoffperoxid auf die Zähne aufgetragen, das die Pigmente im Zahnschmelz aufhellt. Heute gibt es viele Möglichkeiten, um ein Bleaching durchzuführen: Zahnärztinnen und -ärzte bieten Bleaching nach der „In-office“ Methode direkt in der Zahnarztpraxis an. Um ein besseres Ergebnis zu erzielen, wird zuvor meist eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt. Eine weitere Methode ist das sogenannte „Home-Bleaching“. Dabei fertigt der behandelnde Zahnarzt aus einem Abdruck der Zähne eine passgenaue Zahnschiene an. Diese kann dann zuhause mit einem Bleichmittel gefüllt und über Nacht getragen werden.

Nicht zuletzt sind auch in Drogeriemärkten viele Produkte erhältlich, die eine aufhellende Wirkung der Zähne versprechen – darunter Bleaching-Strips, Stifte, die ein Gel enthalten, oder Zahnpasta mit einer aufhellenden Wirkung. Meist enthalten die Produkte eine geringe Wirkstoffkonzentration an Bleichmitteln oder bestehen aus anderen Inhaltsstoffe wie Natron. „Für viele Menschen wirken Drogerieprodukte als Alternative zur professionellen Zahnaufhellung attraktiv, weil sie deutlich günstiger sind als eine Behandlung in der Zahnarztpraxis. Aus zahnärztlicher Sicht ist von freiverkäuflichen Bleaching-Produkten in vielen Fällen jedoch abzuraten. Nicht nur, weil diese häufig nicht passgenau für die eigenen Zähne sind und damit keine nachhaltigen und gleichmäßigen Erfolge erzielen, sondern insbesondere, weil die Inhaltsstoffe unerwünschte Nebenwirkungen auslösen können. Auch bei Zahnpasta mit Bleaching-Effekt ist Vorsicht geboten, da diese oft Bestandteile schleifender Wirkung enthält, die den Zahnschmelz beschädigen können“, sagt Prof. Braun.

Zahnärztliche Untersuchung notwendig
Bevor ein Bleaching durchgeführt wird, ist es wichtig, zunächst die Art der Zahnverfärbung zu bestimmen. „Da zudem verschiedene medizinische Risikofaktoren und Kontraindikationen gegen die Anwendung von Bleaching sprechen können, sollte vorab immer ein Zahnarzt hinzugezogen werden, der die Zahngesundheit überprüft und klärt, ob mögliche Ausschlussfaktoren vorliegen“, erklärt der Klinikdirektor. Ausschlussfaktoren sind zum Beispiel Allergien gegen Inhaltsstoffe, die beim Bleaching verwendet werden. Auch während einer Schwangerschaft sollte auf Bleaching verzichtet werden, da das chemische Mittel den bei Schwangeren oft ohnehin schon empfindlichen Mundraum angreifen kann. Bleaching sollte nur bei gesunden Zähnen durchgeführt werden, daher müssen Infektionskrankheiten wie Karies oder Erkrankungen der Mundschleimhaut berücksichtigt werden. Ein weiterer Faktor sind Implantate oder Füllungen – einerseits, weil diese nicht aufgehellt werden können und dadurch zu einem ungleichmäßigen Ergebnis führen, andererseits weil durch den Kontakt mit Bleichmitteln unerwünschte Wechselwirkungen entstehen können, die eine zahnärztliche Behandlung erfordern.

Die „In-office“ Methode: Durchführung und Risiken
In der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnerhaltung an der Uniklinik RWTH Aachen wird nach einer ausführlichen zahnärztlichen Beratung und Diagnose zunächst eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt, um Zahnverfärbungen durch Beläge auszuschließen. Anschließend wird neben der „Home Bleaching“ Methode auch die sogenannte „In-office“ Methode angewendet und unter Schutz des Zahnfleisches das Bleichmittel auf die Zahnfläche aufgetragen. „Ein Vorteil dieser Behandlung ist, dass die Erfolge direkt nach der circa 45 bis 60-minütigen Behandlung zu sehen sind“, sagt Prof. Braun. Auch einzelne Zähne, die sich nach Wurzelkanalbehandlungen verfärbt haben, können in der Klinik behandelt werden. Wenn nach der Beratung und Untersuchung eine Wurzelkanalbehandlung des Zahns als Ursache ausgemacht werden kann, wird ein Mittel zur Zahnaufhellung in den Zahn eingelegt und so lange dort belassen, bis die Farbe des Zahnes an die der Nachbarzähne angeglichen ist. Das „interne“ Bleichen eines wurzelkanalbehandelten Zahns lässt sich auch mit einer Aufhellung der anderen Zähne kombinieren.

„Nach zahnärztlicher Abklärung und professioneller Durchführung stellt Bleaching für Patientinnen und Patienten nur ein sehr geringes Risiko dar. Dennoch ist zu beachten, dass es sich um einen medizinischen Eingriff handelt, der vorübergehende Wechselwirkungen haben kann. Nach der Behandlung kann es in den ersten Tagen zu empfindlichen Zähnen und einer erhöhten Mundtrockenheit kommen“, erklärt der Klinikdirektor. Durch das Bleichmittel können zudem leichte Gewebeverletzungen am Zahnfleisch oder den Lippen entstehen. Diese lassen meist einige Stunden nach der Behandlung wieder nach. „Durch eine professionelle Durchführung können wir Wechselwirkungen auf ein Minimum reduzieren. Zudem hält das Ergebnis mit einer Wirkung von zwei bis drei Jahren wesentlich länger an als bei anderen Methoden. Ich kann daher Patientinnen und Patienten nur empfehlen, sich bei Interesse an einer professionellen Zahnaufhellung an den behandelnden Zahnarzt oder die behandelnde Zahnärztin zu wenden“, resümiert Prof. Braun.

Bleaching ist eine ästhetische Behandlung ohne medizinische Notwendigkeit. Daher ist die Behandlung keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Eine private Zahnversicherung kann den Eigenanteil für eine professionelle Zahnreinigung vermindern. Die Kosten sind je nach Aufwand und Praxis unterschiedlich, in der Regel belaufen sich diese auf einige hundert Euro.

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