Brandverletzungen bei Kindern

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Eine heiße Herdplatte, eine warme Teetasse oder ein offenes Feuer: All das sind Verbrennungsursachen bei Kindern. Brandverletzungen können langfristige Folgen haben und erfordern ein schnelles, aber bedachtes Handeln. apropos gibt einen Überblick.

Etwa 30.000 Kinder unter 15 Jahren erleiden pro Jahr eine thermische Verletzung. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet: Rund 60 Prozent der verletzten Kinder, die eine Verbrennung oder Verbrühung erleiden, sind jünger als 24 Monate. Am häufigsten kommt es dabei zu sogenannten Latzverbren-nungen im Hals und Dekolleté oder zu Verbrühungen im Genitalbereich, wenn sie die heiße Teekanne herunterreißen. Herunterhängende Kabel von Wasserkochern, Schüsseln mit heißer Flüssigkeit zum Inhalieren oder mit heißem Wasser gefüllte Wärmflaschen stellen weitere häufige Gefahrenquellen dar. Nicht bei jeder Verbrennung muss sofort eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Wenn Sie unsicher sind, schadet es aber nicht, die Verletzung in einer darauf spezialisierten Einrichtung ärztlich abklären zu lassen. Denn auch, wenn es sich um eine kleine Fläche handelt, kann im Fall einer schweren Verbrennung eine Behandlung notwendig sein.

ERSTE-HILFE-MAßNAHMEN

So oder so: Eine schnelle Erstversorgung ist wichtig. „Oberflächliche und kleine Brandverletzungen können mit lauwarmem Wasser gekühlt werden. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, sich auf die betroffene Körperstelle zu beschränken und maximal eine verbrannte Fläche von fünf Prozent des Körpers kühlen. Wenige Minuten sind ausreichend, ansonsten kann man die Verletzung sogar verschlim-mern, da sich die Durchblutung reduziert. Bei Kindern sollte man außerdem niemals den Rumpf kühlen, da eine größere Gefahr der Auskühlung besteht“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Justus P. Beier, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen. Wickeln Sie die Wunde in saubere Tücher, wie zum Beispiel ein Verbandstuch oder in ein sauberes Leinengeschirrtuch. So können Sie die offene Stelle vor Schmutz schützen. Haben Sie nichts dergleichen zur Verfügung, lassen Sie die Wunde unbedeckt. Tragen Sie auf keinen Fall „Hausmittel“ wie Öl, Mehl, Salben oder Zahncreme auf. Das verunreinigt die Wunde und erschwert den Ärztinnen und Ärzten die richtige Diagnose des Verletzungsgrades.

VERBRENNUNGSGRADE UND SCHWERE BRANDVERLETZUNGEN

Verbrennungen können unterschiedlich stark sein. Damit Sie einschätzen können, wie schlimm es ist, dienen folgende drei Verbrennungsgrade als Orientierung.

  • Grad I: Die Hautoberfläche ist gerötet und schmerzt, aber es findet noch keine Blasenbildung statt. Hier erfolgt die Heilung von selbst und ohne Narbenbildung, wie zum Beispiel bei einem Sonnenbrand.
  • Grad II: Die Hautoberfläche ist gerötet, schmerzt und es bilden sich Brandblasen. Grad II hat zwei Untergrade, die sich hinsichtlich ihrer Behandlungsnotwendigkeit unterscheiden:
    • Grad II a: Der Wundgrund ist noch vital. Das zeigt sich in der Regel durch eine feuchte Wunde, die rosig ist, und durch ein normales Schmerz- und Berührungsempfinden. In der Regel heilen die Wunden von allein innerhalb von zwei bis drei Wochen wieder ab.
    • Grad II b: Der Wundgrund ist abgestorben, blass und trocken. Auch das Schmerzempfinden ist geringer als üblich und es fehlt an normaler Sensibilität. In diesem Fall ist eine Abheilung von selbst nicht mehr möglich. Dementsprechend muss das abgestorbene Gewebe mithilfe einer Operation entfernt und mit einem Hauttransplantat ersetzt werden.

Zwischen Grad II a und II b kann anfangs aufgrund von späterem Nachtiefen der Verbrennung nur schwer unterschieden werden. Daher ist eine Änderung der Einstufung im Laufe der Behandlung möglich.

  • Grad III: Der Wundgrund ist abgeblasst und bis in die Tiefe abgestorben. Eine Operation zur Entfernung der verbrannten Hautschichten ist unbedingt notwendig.

Bei einem Verbrennungsgrad II (Blasenbildung) sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. „Um einschätzen zu können, welches Flächenausmaß die Verbrennung hat, orientieren wir uns an der Neuner-Regel nach Wallace oder der Ein-Hand-Regel. Bei der Neuner-Regel wird der Körper in mehrere Bereiche unterteilt. Dabei entspricht der Wert für jeden Bereich einem Vielfachen der Zahl neun. Bei der Ein-Hand-Regel entspricht die Fläche einer Hand des Kindes inklusive der Finger ca. einem Prozent der Körperoberfläche. Das kann auch Eltern als grobe Orientierung helfen“, erklärt der Experte.

Mehr Informationen finden Sie in unserem Video Brandverletzungen bei Kindern.

TIPPS WIE SIE IHR KIND VOR VERBRENNUNGEN SCHÜTZEN KÖNNEN

  1. Gefahrenbereich Küche

In der Küche lauern viele Tücken, die gefährlich werden können. Folgende Tipps sind empfehlenswert:

  • Achten Sie darauf, dass keine Stromkabel herunterhängen (beispielsweise vom Wasserkocher).
  • Gefäße mit heißen Flüssigkeiten sollten außer Reichweite stehen.
  • Nutzen Sie keine herabhängenden Tischdecken, damit das Kind diese nicht herunterziehen kann.
  • Essen oder trinken Sie nichts Heißes, wenn Sie ein Kind auf dem Schoß haben.
  • Sichern Sie das Kochfeld mit einem Herdschutzgitter, damit auch nach dem Kochen niemand auf die noch heiße Herdplatte fassen kann.
  • Kontrollieren Sie Nahrung aus der Mikrowelle erst selbst, bevor Sie Ihr Kind damit füttern.
  • Achten Sie auf Ihr Kind, wenn der Ofen mit meist sehr heiß werdender Scheibentür an ist.
  • Lassen Sie Ihr Kind nicht mit heißem Wasser in einer Schüssel inhalieren, sondern nutzen Sie dafür entsprechende Inhalationsgeräte, die Flüssigkeit mit Zimmertemperatur vernebeln.
  • Verwenden Sie möglichst keine Wärmflaschen, sondern zum Beispiel mit festen Stoffen gefüllte Wärmekissen. Falls eine Wärmflasche nicht vermeidbar ist, füllen Sie diese nur mit warmem Wasser.
  1. Gefahrenbereich Bad

Auch im Badezimmer können Sie Ihr Kind mit einigen Vorsichtsmaßnahmen vor einem Unfall schützen:

  • Achten Sie darauf, dass die Wassertemperatur nicht über 50 Grad beträgt. Sichern Sie dafür die Wasserhähne beispielsweise mit einem Thermostat.
  • Lassen Sie die Wasserhähne nicht auf heiß stehen, so kann Ihr Kind sich beim Aufdrehen nicht verbrühen.
  • Kontrollieren Sie vor einem Bad immer die Wassertemperatur.
  • Stellen Sie keine Putzeimer mit heißen Flüssigkeiten auf dem Boden ab.
  1. Gefahr Feuer

Feuer stellt in unterschiedlichsten Formen eine Gefahr für Kinder dar. Ob abends im Garten beim Toben neben dem Grill oder zu Hause beim Spielen im Wohn-zimmer neben dem Kamin: Sorgen Sie für einen bestmöglichen Schutz. Achten Sie beispielsweise darauf, dass Kinder nicht gegen die heiße Tür vom Kamin fallen können oder der Grill kippsicher steht. Vermeiden Sie Brandbeschleuniger, löschen Sie das Feuer immer komplett und halten Sie für den Notfall einen Eimer mit Sand bereit. Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch über den richtigen Umgang mit Feuer-zeugen und Streichhölzern und bewahren Sie leicht entzündbare Dinge immer außer Reichweite auf.

Die Initiative für brandverletzte Kinder – Paulinchen e. V. bietet weiteres Informationsmaterial zur Prävention von Brandverletzungen und steht beratend mit Verhaltenstipps nach einem Unfall, Informationen zu Spezialistinnen und Spezialisten, Angeboten für Familien und Jugendliche und weiteren Broschüren zur Seite. 

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