Ein schönes Lächeln mit Zähnen, die gerade nebeneinanderstehen, ist nicht selbstverständlich. Doch selbst im Erwachsenenalter ist es dank der Weiterentwicklung von Behandlungsmethoden möglich, die Zähne korrigieren zu lassen. Wer das Tragen einer festen Zahnspange aus ästhetischen Gründen scheut, für den sind innenliegende Brackets eine ideale Lösung. Denn bei der sogenannten Lingualtechnik werden diese an den Innenseiten der Zähne angebracht und sind von außen nicht sichtbar.
Die Lingualtechnik gehört zu den modernen kieferorthopädischen Behandlungsmethoden mit festsitzenden Apparaturen, die sich aus Brackets und Drahtbögen zusammensetzen. Hier werden die Brackets auf die Innenseite der Zähne (lingual) geklebt. „Auf diese Weise ist eine festsitzende Therapie auf ästhetisch hohem Niveau auch bei komplexen Zahnfehlstellungen möglich“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Michael Wolf, Direktor der Klinik für Kieferorthopädie an der Uniklinik RWTH Aachen. „Alle Bestandteile dieser Zahnspange werden in aufwendigen, computergestützten Verfahren individuell für den Patienten hergestellt und bieten die Möglichkeit, die Therapiedauer deutlich zu reduzieren.“ Es gibt sogar Hinweise, dass die linguale, festsitzende Zahnspange gegenüber einer konventionellen Zahnspange, die von außen an den Zähnen befestigt ist, effektiver arbeitet. Mit neuester Technologie sind kompliziert wirkende Zahnfehlstellungen auch im Erwachsenenalter gut lösbar, manchmal sogar innerhalb nur weniger Monate. „Die Hauptunterschiede beider Methoden liegen natürlich in der verbesserten Ästhetik, sodass die linguale Behandlungsmethode insbesondere bei berufstätigen Erwachsenen sehr beliebt ist“, weiß Prof. Wolf.
Nachteil wird zum Vorteil
Ein vermeintlicher Nachteil der Lingualtechnik entpuppt sich auf den zweiten Blick ebenfalls als Vorteil: Lingualbrackets stören zunächst die Okklusion (jeder Kontakt zwischen den Zähnen des Ober- und Unterkiefers) häufiger als auf der Außenseite verklebte Brackets. „Letztendlich werden aber dadurch die Zähne aus ihrer Verzahnung mit dem Gegenkiefer gelöst und können so viel leichter bewegt werden, als wenn sie bei jedem Zusammenbeißen wieder in die ursprüngliche Position gedrängt würden“, erklärt Prof. Wolf. Dies führe in vielen Fällen zu einer deutlichen Verbesserung der Zahnfehlstellung innerhalb weniger Wochen.
Wer eine kieferorthopädische Behandlung im Erwachsenenalter in Erwägung zieht, kann sich in einem ersten Beratungsgespräch über alle individuell infrage kommenden Möglichkeiten informieren. „Entscheidet man sich für eine Therapie, ist es uns wichtig, dass unsere Patientinnen und Patienten schon vor Beginn verstehen, wie die kieferorthopädische Behandlung abläuft“, sagt Prof. Wolf. „Da wir für jeden unserer Patienten ein individuelles Therapiekonzept erstellen, planen wir vor Beginn der Behandlung ein ausführliches Gespräch, in dem die Befunde und die Therapie ausführlich erklärt werden. Dabei sollen keine Fragen offenbleiben. Auch eine Kostentransparenz ist in diesem Zusammenhang für uns von großer Bedeutung.“
Ergebnis langfristig sichern
Im Verlauf der mehrmonatigen Behandlung werden in regelmäßigen Abständen neue Drahtbögen in unterschiedlicher Dimensionierung und davon abhängiger Krafteinwirkung in die Brackets eingebunden. Um das Behandlungsergebnis zu sichern, schließt sich nach der festsitzenden Behandlung eine langfristige Retentionsphase mit herausnehmbaren Geräten an, die in der Regel nachts getragen werden, und/oder festsitzenden Retainern (Drahtbögen auf der Innenseite der Schneidezähne), die von außen nicht sichtbar sind. „Dank innovativer Biegetechnik und modernen Scanverfahren können wir heute hochpräzise Retainer in unserer Klinik herstellen“, ergänzt Prof. Wolf. „So bleibt das neue, schöne Lächeln dauerhaft erhalten.“
Gut zu wissen
Nur zertifizierte Kieferorthopäden mit spezieller Ausbildung kleben die innenliegende Zahnspange routinemäßig. Die Kieferorthopädie an der Uniklinik RWTH Aachen gehört zu einer der wenigen kieferorthopädischen Praxen in Europa, die mit einem Master für linguale Kieferorthopädie zertifiziert ist. Die Lingualtechnik ist auch ein wissenschaftlicher Schwerpunkt der Klinik für Kieferorthopädie.