Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine Therapie, bei der mittels eines pulsierenden Magnetfeldes Nervenzellen des Gehirns wiederholt (repetitiv) durch die Schädeldecke (transkraniell) hindurch stimuliert werden. Diese Anwendung kann beispielsweise die Beschwerden von Depressionserkrankten lindern. apropos erklärt das Verfahren und zeigt auf, in welchen Fällen der Einsatz der rTMS sinnvoll sein kann.
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren, bei dem mithilfe von vielen kurzen Magnetpulsen die Hirnaktivität beeinflusst wird. Eine von außen am Kopf angelegte Magnetspule stimuliert gezielt bestimmte Bereiche des Gehirns, um neuronale Aktivitätsprozesse zu beeinflussen. Die antidepressive Wirkung besteht – Forschende gehen davon aus – der Aktivierung von Gehirnbereichen durch den Einsatz der Magnetstimulation. Bei depressiven Patientinnen und Patienten leiden diese Bereiche unter einem verringerten Stoffwechsel. Die rTMS regt diesen Prozess an und sorgt bei vielen Depressionserkrankten zeitnah für eine spürbare Stimmungsaufhellung.
Für wen ist die Behandlung geeignet?
„Insbesondere Patientinnen und Patienten mit einer depressiven Störung, bei denen wir auch mit einer medikamentösen Therapie keine ausreichende Besserung der Beschwerden erreichen konnten, können von einer rTMS-Therapie profitieren. Das Verfahren kann ergänzend zu einer psychotherapeutischen Behandlung erfolgen“, erläutert dr.Med./Univ. Prishtina Etleva Balaj, ärztliche Leiterin der rTMS-Therapie an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik RWTH Aachen.
Daneben kann auch bei Schizophrenie-Erkrankten die rTMS bei der Behandlung von akustischen Halluzinationen sowie Antriebslosigkeit und Minderung der Gefühlsaktivität symptomlindernd wirken. Auch bei weiteren Erkrankungen, wie z. B. dem Tinnitus, erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere Anwendungsmöglichkeiten der rTMS.
Ausgeschlossen von der Therapie sind Menschen, die an einer Epilepsie erkrankt sind, einen Herzschrittmacher besitzen oder Metallteile im Kopf haben. Auch bei Schwangeren wäre man mit einer rTMS eher zurückhaltend.
Wie läuft so eine Behandlung ab?
Typischerweise findet die Behandlung an fünf Tagen pro Woche über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen statt, ein stationärer Aufenthalt ist dafür nicht notwendig. Eine Anwendung dauert dabei bis zu 60 Minuten.
Die rTMS gilt als nahezu nebenwirkungsfrei und ist damit deutlich sicherer als viele andere medizinische Therapieverfahren. Während der Behandlung kann es vorkommen, dass Patientinnen und Patienten ein Zucken eines Muskels im Gesicht verspüren. Nach den einzelnen Behandlungssitzungen können leichte Kopfschmerzen auftreten, die jedoch in der Regel innerhalb kürzester Zeit wieder verschwinden.
Wen spreche ich an, wenn ich mich für eine rTMS interessiere?
Bei dem Interesse an einer Behandlung mit der rTMS sollten Interessierte zunächst mit ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt sprechen. Dieser kann eine Überweisung für eine Ambulanz oder zu einem entsprechenden Facharzt ausstellen. Im ersten Schritt erfolgt immer ein ausführliches ärztliches Aufklärungs- und Beratungsgespräch, bei dem festgestellt werden muss, ob die Behandlung mit einer rTMS für die jeweilige Patientin oder den Patienten in Frage kommt.
Akute Notsituation:
Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten, die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter 112. Sie erreichen die Telefonseelsorge rund um die Uhr und kostenfrei unter 0800-1110111 oder 0800-1110222.
Wissenswertes zur rTMS:
Die erste transkranielle Magnetstimulation wurde von dem Arzt und Physiker Jacques-Arsène d’Arsonval in Selbstversuchen Ende des 19. Jahrhunderts in Paris vorgenommen. Seine Methoden waren aber noch zu unpräzise, als dass er damit zielgerichtet Menschen hätte behandeln können.
Sie sind an einer Behandlung mittels rTMS interessiert? An der Uniklinik RWTH Aachen hat man sich ebenfalls auf das Verfahren spezialisiert und die Expertinnen und Experten stehen Ihnen bei allen Fragen zur Seite.
Alle weiterführenden Informationen finden Sie hier.
Selbsthilfegruppen für betroffene Patientinnen und Patienten sowie Angehörige finden Sie in Ihrer Nähe unter: nakos.de.