Wenn Medikamente nicht ausreichen: Wie Katheter und Schrittmacher ein Leben mit Bluthochdruck ermöglichen

Hände eines Chirurgen mit beim Einführen eines Katheters
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Steht die Diagnose arterielle Hypertonie im Raum, gibt es je nach Schwere der Erkrankung unterschiedliche Behandlungswege. Sollte eine medikamentöse Behandlung erfolglos sein, da die Medikamente nicht vertragen werden oder der Bluthochdruck auf die Behandlungsmethode nicht anspricht, können beispielsweise Katheterverfahren oder Schrittmacher in Frage kommen. Apropos verrät Ihnen, was sich dahinter verbirgt.

Den einen helfen bereits Veränderungen des Lebensstils, die anderen benötigen Medikamente und dann gibt es noch die Menschen, denen gar nichts hilft. Ihr Bluthochdruck ist therapieresistent. Wenn andere Behandlungsverfahren nicht erfolgreich sind oder der Bluthochdruck besonders schwerwiegend ist, können minimalinvasive Eingriffe in Betracht gezogen werden. Man muss allerdings betonen, dass die Wahl der geeigneten Therapiemethode von verschiedenen Faktoren abhängt. Dazu gehören unter anderem Alter und Allgemeinzustand sowie der Schweregrad des Bluthochdrucks. Die individuelle Therapieempfehlung erfolgt in enger Abstimmung mit dem ärztlichen Personal.

System unter Druck

Unser Herz pumpt bei jedem Schlag etwa 70 bis 80 Milliliter Blut durch unseren Körper, um unsere Organe mit Sauerstoff und ausreichend Nährstoffen zu versorgen. Der Blutdruck, also der Druck, der auf die Wände der Blutgefäße entsteht, passt sich durch ein fein abgestimmtes System unserem Alltag an. Wenn wir uns beispielsweise körperlich betätigen, müssen unsere Muskeln besser versorgt werden – das Herz schlägt häufiger, der Blutdruck steigt. „Für die Regulierung des Blutdrucks sind neben dem Gehirn und den Barorezeptoren, unsere körpereigenen Blutdruckmessstellen in Venen und Arterien, auch die Nieren verantwortlich. Denn wenn der Blutdruck sinkt, registrieren spezielle Zellen in den Nieren, das weniger Blut durch die Nierenarterien fließt“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Turgay Saritas, Hypertensiologe und Oberarzt in der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen (Med. Klinik II) an der Uniklinik RWTH Aachen. Diese Zellen setzen dann das Enzym Renin frei, welches unterschiedliche Prozesse im Körper auslöst, die gefäßverengende Hormone ausschütten. Infolgedessen ziehen sich die Arterien zusammen und der Blutdruck steigt wieder an.

Verödung von Nierennerven mittels Katheter

„Unsere Nieren sind für die langfristige Blutdruckregulation von zentraler Bedeutung. Die renale Denervation kann deshalb eine sinnvolle Ergänzung in der Behandlung eines therapieresistenten Bluthochdrucks sein. Bei der renalen Denervation verringern wir die Aktivität der Nerven, die die Nieren regulieren, durch eine Katheterbehandlung“, weiß der Oberarzt. „Hierbei wird ein dünner, flexibler Schlauch von der Leiste aus in die Nierenarterien eingeführt. Der spezielle Katheter gibt mittels Radiowellen oder Hochfrequenzstrom gezielt Energie auf die Innenwand der Nierenarterie ab, um die Nerven zu veröden. In der Folge wird die Freisetzung von Hormonen reduziert, die den Blutdruck erhöhen können“, so Dr. Saritas weiter. Da die Nerven in der Nierenarterie Teil unseres Nervensystems sind, spielen sie eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks. Ist das Nervensystem übermäßig aktiv, kann dies zu erhöhten Blutdruckwerten führen. „Durch die Zerstörung der Nervenenden können wir die Aktivität des Nervensystems reduzieren. Diese Behandlungsoption kann bei schwerwiegender Hypertonie dazu beitragen, den Blutdruck zu senken“.

Schrittmacher gegen Hypertonie

Eine weitere mögliche Behandlungsmethode, die noch in Studien erprobt wird, ist die Implantation eines Schrittmachers gegen Bluthochdruck. Bei der sogenannten Barorezeptorstimulation wird ein kleines Gerät in der Nähe des Schlüsselbeins platziert, welches durch elektrische Impulse die Rezeptoren stimuliert. Dadurch können die Fachleute den Körper „austricksen“, indem Sie ihm einen höheren Blutdruck als tatsächlich vorhanden vortäuschen. Das Gehirn veranlasst nun alles, um den Blutdruck zu senken. „Der Schrittmacher lässt sich auf jede Patientin oder jeden Patienten individuell abstimmen. Neben der Frequenz der stimulierenden Impulse lassen sich auch Dauer und Stärke unabhängig voneinander einstellen. Die Implantation ist nur ein kleiner operativer Eingriff. Das Verfahren verhindert zwar nicht die Einnahme von Medikamenten, könnte aber dabei helfen, den Blutdruck richtig einzustellen“, fasst Dr. Saritas zusammen.

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