Wenn der Durchblick fehlt: Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit

Short sighted man needs binoculars to read his book
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Die Welt um uns herum nehmen wir vor allem mit den Augen wahr. Eine klare Sicht und gutes Sehvermögen sind dabei unverzichtbar. Viele Menschen sind jedoch von einer Sehstörung betroffen, die das klare, scharfe Sehen beeinträchtigt. apropos erklärt Ihnen, was es mit den wohl bekanntesten Sehfehlern Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit auf sich hat.

Damit wir einen Gegenstand sehen können, werden einfallende Lichtstrahlen von Hornhaut und Linse so gebrochen, dass die Strahlen auf der Netzhaut zusammenlaufen. „Wenn das Auge die einfallenden Lichtstrahlen nicht richtig brechen kann, um ein scharfes Bild auf die Netzhaut zu projizieren, spricht man von Refraktionsfehlern oder auch Fehlsichtigkeit. Der klare Blick ist beeinträchtigt und das betrachtete Objekt erscheint verschwommen oder unscharf. Die bekanntesten Sehstörungen dieser Art sind wohl Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Alterssichtigkeit“, sagt Prof. Dr. med. Matthias Fuest, Leitender Oberarzt in der Klinik für Augenheilkunde an der Uniklinik RWTH Aachen. Menschen, die beispielsweise Schwierigkeiten haben, Plakate, Straßenschilder oder Gesichter in der Ferne klar zu erkennen, sind von Kurzsichtigkeit (Myopie) betroffen. „Häufigste Ursache ist ein zu langer Augapfel, seltener eine zu stark gekrümmte Hornhaut. Dadurch werden die einfallenden Lichtstrahlen bereits vor der Netzhaut gebündelt. Nahegelegene Objekte erscheinen klar, Gegenstände in der Ferne allerdings unscharf“, erklärt Prof. Fuest. Kurzsichtigkeit beginnt häufig bereits im Kindes- oder Jugendalter und kann sich im Laufe der Zeit verschlimmern.
Wenn das Auge jedoch Schwierigkeiten hat, nahe Gegenstände klar zu sehen, spricht man von Weitsichtigkeit oder Hyperopie. Betroffene sehen Objekte in der Nähe verschwommen und müssen beispielsweise beim Lesen einer Zeitung die Arme ausstrecken, damit die Buchstaben nicht verschwimmen. Gegenstände in der Ferne hingegen erkennen sie klar und deutlich. „Grund dafür ist ein zu kurzer Augapfel oder seltener eine zu flache Hornhaut. Das einfallende Licht wird erst hinter der Netzhaut gebündelt, weshalb Objekte in der Nähe verschwommen oder unscharf erscheinen“, so der Experte.
Altersbedingte Sehveränderungen werden wiederum als Alterssichtigkeit (Presbyopie) bezeichnet. Ursächlich ist eine natürliche Verhärtung der Linse. „Mit dem Alter lassen die Augen nach. Die Linse verliert allmählich ihre Flexibilität und Elastizität. Betroffene haben deshalb Schwierigkeiten, Gegenstände in der Nähe scharf zu sehen und zwischen verschiedenen Entfernungen zu fokussieren. Alterssichtigkeit tritt meist ab dem 40. oder 50. Lebensjahr auf und betrifft nahezu jeden“, führt Prof. Fuest aus.

Klares Sehen, aber wie?

Sowohl Kurz-, als auch Weit- und Alterssichtigkeit sind weit verbreitet. Festgestellt durch eine Augenuntersuchung inklusive Sehtest, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die Sehstörungen zu korrigieren. Die am häufigsten verwendeten Methoden sind Brillen und Kontaktlinsen. Brillen passen die Brechkraft des Auges an, indem sie die einfallenden Lichtstrahlen so lenken, dass sie sich auf der Netzhaut bündeln. Kontaktlinsen funktionieren ganz ähnlich, werden allerdings direkt auf der Hornhaut des Auges platziert. „Eine Kurzsichtigkeit lässt sich zum Beispiel mit konkaven, also nach innen gewölbten Brillengläsern oder Kontaktlinsen beheben. Bei weitsichtigen Personen kommen im Fall einer Brille in der Regel Meniskuslinsen zum Einsatz, die eine konkave mit einer konvexen Oberfläche kombinieren und optische Abbildungsfehler korrigieren. Alterssichtigkeit bekommt man gut mit Lesebrillen, die an die individuelle Sehstärke angepasst sind, in den Griff. Auch Brillen mit verschiedenen Sehstärken, sogenannte Bifokal-, Trifokal oder Gleitsichtbrillen, können Abhilfe schaffen“, fasst der Fachmann zusammen. Um eine Refraktionsstörung zu korrigieren und die Brechkraft des Auges dauerhaft zu verändern, können auch spezielle laserchirurgische Eingriffe zum Einsatz kommen. Dabei formt ein hochmoderner Laser die Hornhaut so um, dass die Sehstörung ausgeglichen wird. Welche Therapiemethode die richtige Wahl ist, hängt von der Augengesundheit, dem Alter oder auch der Art und Schwere der Sehschwäche ab. Da Sehstörungen auch auf ernstere Augenerkrankungen hinweisen können, sollten sich Betroffene bei anhaltenden Sehproblemen augenärztlichen Rat einholen.

Die Brechkraft (Refraktion) beschreibt die Fähigkeit des Auges, Lichtstrahlen zu brechen und auf die Netzhaut zu fokussieren, um ein scharfes Bild darzustellen. Sie wird in der Einheit Dioptrien gemessen.

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