Treu und flauschig: Egal ob Hund, Katze oder Hamster – Tiere sind nicht nur als Haustiere sehr beliebt, sondern haben auch einen positiven Einfluss auf die menschliche Psyche. Deshalb werden sie längst mit in die Behandlung von psychischen und psychiatrischen Problemen mit einbezogen: Mithilfe von tiergestützter Therapie (TGT). Apropos hat Stefanie Schüller, Stationsleiterin der Psychiatrischen Tagesklinik Würselen (PSTW) und der Psychiatrischen Institutsambulanz Würselen (PSIW) der Uniklinik RWTH Aachen und ihrer tierischen Begleitung über die Schulter geblickt.
Stefanie Schüller ist Fachkraft für tiergestützte Intervention und hat im Rahmen ihrer Weiterbildung ein Konzept entwickelt, das die tiergestützte Intervention im Rahmen der Interpersonellen Gruppentherapie (IPT) in den psychiatrischen Klinikalltag integriert. Seit 2018 darf Therapiebegleithündin Elli das Team der PSTW und PSIW der Uniklinik RWTH Aachen bei der Behandlung unterstützen. Mit der Erweiterung der Tagesklinik sowie einem zusätzlichem Behandlungsschwerpunkt, der Traumatherapie, unterstützt auch Lucy, ebenfalls ausgebildete Therapiebegleithündin, seit 2022 das multiprofessionelle Team der Tagesklinik.
Was ist eine tiergestützte Therapie?
Die Therapie mit Tieren kann als Behandlungsmaßnahme sehr erfolgreich sein. Die bekanntesten sind wohl das therapeutische Reiten oder das Schwimmen mit Delfinen. Auch die hundegestützte Therapie nimmt immer mehr zu. Denn: Tiere können Trost spenden, zu neuem Lebensmut oder neuer Energie anregen und zur Genesung beitragen.
Zwischen Menschen und Hunden besteht oftmals ein ähnliches Bindungsverhältnis wie zwischen Kleinkindern und Erwachsenen. Die Mensch-Tier-Beziehung kann also in jedem Fall etwas ganz Besonderes sein. Dennoch unterscheidet sich die private, wie man sie von Haustieren kennt, maßgeblich von der therapeutischen Beziehung. Die kleinen tierischen Therapeuten nehmen nämlich eine wertfreie Grundhaltung dem Patienten gegenüber ein und sind als „Therapeut“ mit diesem gleichgestellt. „Das Großartige an der tiergestützten Therapie ist, dass Elli und Lucy unvoreingenommen auf das Befinden, die Sorgen und die Probleme der Patienten reagieren. Motivation wird aufgebaut, Verantwortungsbereitschaft, Selbstwirksamkeit und Achtsamkeit gesteigert. Das eigene Selbstwertgefühl nimmt zu“, ergänzt Stefanie Schüller. Dadurch, dass Elli und Lucy ihrem Gegenüber wertneutral und vorurteilslos begegnet, erleichtert sich für die betreuenden Ärzte und Therapeuten die Kontaktaufnahme mit den Patienten. Durch die vierbeinigen Kolleginnen ergibt sich eine neue, stressreduzierte Basis der Kommunikation im zwischenmenschlichen Bereich und es entsteht die Möglichkeit positive Beziehungserfahrungen zu erleben, die sich gewinnbringend auf den Behandlungsprozess auswirken.
Die tierischen „Mitarbeiterinnen“
Elli, Lucy und Frau Schüller begleiten nun seit sechs Jahren die therapeutischen Behandlungen der Tagesklinik und das Team aus erfahrenen Ärzten, Psychotherapeuten, Sozialpädagogen, Ergo- und Physiotherapeuten sowie dem Pflegedienst. Unter Berücksichtigung des Tierschutzes erfolgen die Einsätze stets mit Einhaltung der Einsatzzeiten und mit ausreichend Ruhezeiten für Elli und Lucy. Auch für einen Rückzugsort und adäquate Beschäftigung nach dem Feierabend ist gesorgt.
Die Aufgaben der tierischen „Mitarbeiterinnen“ liegen darin, den Patienten Aufmerksamkeit zu schenken und Aufforderungen auszuführen. Die Kontaktaufnahme zu Elli und Lucy erfolgt dabei immer kontrolliert. „Patienten reagieren positiv bei Kontakt mit Tieren. Ihnen fällt es leichter, sich einem Tier anzuvertrauen, Gefühle zu empfinden und Nähe zuzulassen“, erklärt Stefanie Schüller. „Der Behandlungserfolg kann durch die emotionale Nähe und Zugewandtheit zu Elli und Lucy unterstützt werden. Sie stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Therapiegemeinschaft und verbessert das Befinden aller Beteiligten“, führt die Stationsleiterin weiter aus.