Susanne ist 37 Jahre alt. Sie steht mitten im Leben, ist kerngesund, macht regelmäßig Sport. Sie verschwendet keinen Gedanken daran, was passiert, falls ihr mal etwas zustößt. Über den Tod nachdenken? Doch nicht jetzt, mit 37. Das mache ich, wenn ich alt bin. Einen Organspendeausweis besitzt sie nicht.
Die gleiche Person, zwei Geschichten
Susanne ist 37 Jahre alt. Sie hat ein schweres Nierenleiden, seit vier Jahren muss sie dreimal wöchentlich sechs Stunden zur Dialyse. Sie stand mitten im Leben. Den Job musste sie aufgeben, Sport darf sie nicht mehr treiben. Helfen kann ihr nur eine neue Niere. Sie steht auf der Warteliste, schon seit zwei Jahren. Doch eine Organspende ist nicht in Sicht. Es gibt einfach zu wenige Organspender. Darum heißt es weiterhin: warten und bangen.
Viele Personen, die gleichen Fragen
Viele Leserinnen und Leser werden sich in der ersten Geschichte wiedererkennen. Vielleicht sind sie wesentlich jünger als Susanne, vielleicht sogar schon ein paar Jährchen älter. Die Themen Tod, Organspende oder Organtransplantation sind dennoch nicht Teil ihrer Gedankenwelt. Das hängt mit zwei Faktoren zusammen:
- Wer gesund ist, denkt normalerweise nicht gerne über den Tod nach. Vor allem dann, wenn man, sofern alles gut läuft, noch über die Hälfte des Lebens vor sich hat. Einen Organspendeausweis ausfüllen? Fehlanzeige.
- Wir wissen zu wenig über das Thema Organspende. Fragen wie „Ab wann ist man hirntot?“ oder „Werden mir einfach meine Organe rausgenommen?“ kommen häufig vor.
Das erste Missverständnis beginnt mit dem Organspendeausweis: Wer einen hat, stimmt der Entnahme nach dem Tod automatisch zu – so die einhellige Meinung. Das ist falsch. Der Ausweis informiert im Notfall darüber, wie sich der Patient zu Lebzeiten entschieden hat. Ob für oder gegen die Organspende: Über Ihren Köper entscheiden Sie!
Organspende: Wie soll ich mich entscheiden?
Die Antwort auf die Frage nach der Bereitschaft zur Organspende muss jeder für sich selbst finden. Folgende Überlegungen können helfen: Wie sehr würde ich mich freuen, wenn ich seit Jahren auf ein Organ warten und endlich eines bekommen würde? Wie ginge es meinen Eltern, meinem Partner oder meinen Kindern, wenn sie im Falle meines Todes eine Entscheidung für mich treffen müssten?
Egal wie die Antwort ausfällt: Wichtig ist, zu Lebzeiten eine Entscheidung zu treffen. Und wenn es nicht für die Organspende ist, darf es doch als eine Art Spende betrachtet werden: Als Zeitspende, sich mit dieser bedeutenden Frage auseinanderzusetzen – dem eigenen Willen, den eigenen Angehörigen und schwer kranken Patienten zuliebe.
Umfassende Informationen zur Organspende finden Sie auf www.organspende.info.