Schonende Darmchirurgie als Basis für eine ganzheitliche Therapie

Die Darmchirurgie befasst sich mit der Diagnostik und operativen Behandlung von Darmerkrankungen. Eine schonende Darmchirurgie zielt darauf ab, die postoperative Belastung vor, während und nach dem Eingriff zu minimieren.

Dies geschieht vor allem, indem minimalinvasive und robotergestützte Techniken zum Einsatz kommen, wie Univ.-Prof. Dr. med. Florian Vondran, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, erläutert: „Die modernen OP-Techniken verletzen deutlich weniger Gewebe, die Heilung verläuft schneller, die Schmerzen nach dem Eingriff sind geringer und der Darm nimmt früher wieder seine normale Funktion auf.“ Die Vorteile für die Patientinnen und Patienten sind ein kürzerer Klinikaufenthalt und eine schnellere Genesung sowie die Vermeidung von Komplikationen (zum Beispiel eine Lungenentzündung) gerade bei Älteren und Begleiterkrankten. Das Behandlungsangebot der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie umfasst das gesamte Spektrum an gut- und bösartigen Erkrankungen des Dick- und Mastdarms (Kolon- und Rektumchirurgie) sowie des Analbereichs (Proktologie). Darüber hinaus verfügt die Klinik über eine hohe Expertise in der interdisziplinären Behandlung von chronisch entzündlichen Erkrankungen des Darms (zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa; Kooperation mit der Medizinischen Klinik III (Komm. Direktor der Klinik: Prof. Dr. Dr. med. Alexander Koch) und auch seltenen Krankheiten wie dem sogenannten Darmversagen und Kurzdarmsyndrom. Einen neuen Spezialbereich der Klinik stellt hierbei die sogenannte intestinale Rehabilitation dar. Die zugehörige Sprechstunde wurde durch Priv.-Doz. Dr. med. Martin von Websky aufgebaut, seit kurzem neuer leitender Oberarzt der chirurgischen Klinik. Die Sprechstunde soll zukünftig auch am Zentrum für Seltene Erkrankungen (Leitung: Univ.-Prof. Dr. med. Martin Mücke) angebunden sein. „Die intestinale Rehabilitation bietet rekonstruktive Darmoperationen und spezialisierte medikamentöse Therapie für Patientinnen und Patienten an, die aufgrund von vorheriger komplikativer Chirurgie, Unfällen, chronischen Erkrankungen oder auch ganz unterschiedlichen Grunderkrankungen große Anteile ihres Darmes verloren haben und sich durch normale Nahrungsaufnahme nicht mehr ausreichend selbst ernähren können“, erläutert Darmspezialist von Websky, der seine gesamte Expertise aus der komplexen onkologischen Chirurgie in die Behandlung der Betroffenen miteinbringt. „Ziel ist hier, die weitest mögliche Wiederherstellung natürlicher Funktionen bis hin zur Wiedererlangung der normalen Nahrungsaufnahme.“

Therapie von Krankheiten des Verdauungssystems

Die Therapie von Krankheiten des Verdauungssystems erfolgt in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik III), um in einem ganzheitlichen viszeralmedizinischen Ansatz für jede Patientin und jeden Patienten die optimale Herangehensweise festzulegen und alle Möglichkeiten der minimalinvasiven, interventionellen oder konventionellen medikamentösen Therapie abzuwägen. Ergänzt wird das Angebt durch moderne perioperative Versorgungskonzepte wie zum Beispiel dem ERAS-Konzept. Ein besonderer Baustein dieser Strategie ist die Integration von Ernährungsmedizin in den chirurgischen und internistischen Behandlungsweg. So kann sowohl stark unterernährten (zum Beispiel durch Darmversagen) oder stark übergewichtigen (beispielsweise durch Adipositas) Patientinnen und Patienten individuell geholfen werden und an Krebserkrankte werden durch eine optimale präoperative Ernährung bestens auf den Eingriff vorbereitet. Das Team der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie stützt sich auf die einschlägigen Leitlinien der Fachgesellschaften (insbesondere der DGAV und DGEM) und nimmt an entsprechenden Studien teil beziehungsweise entwickelt diese selbst mit.

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Verbesserte Erholung nach der Operation: Enhanced Recovery After Surgery (ERAS)

Steht eine große Bauchoperation an, kommen viele Fragen auf: Wie kann ich mich vorbereiten? Was passiert nach dem Eingriff? Werde ich wieder so fit wie vor der Operation? In den letzten Jahren konnte wissenschaftlich belegt werden, dass sich die körpereigenen Regenerationsprozesse durch bestimmte Maßnahmen vor, während und nach einem operativen Eingriff gezielt aktivieren lassen. Dies wirkt sich positiv auf die postoperative Erholung im Allgemeinen aus, reduziert OP-assoziierte Komplikationen und verbessert die Lebensqualität der Betroffenen. Man spricht vom sogenannten ERAS-Konzept.

Das ERAS-Konzept basiert auf einem multidisziplinären Ansatz, der alle Phasen der chirurgischen Behandlung optimiert:

Präoperative Vorbereitung:

  • Bei der OP-Planung in unserer Sprechstunde besprechen wir gemeinsam, wie sich bis zum OP-Termin Ihre Fitness aufbauen lässt. Schon ein längerer Spaziergang am Tag kann dabei helfen, sich nach dem Eingriff schneller zu erholen. Zudem ist es möglich, sich vor der Operation mit der Klinik und dem behandelnden Team vertraut zu machen. Ein bekanntes Gesicht in der fremden Klinikumgebung kann Wunder wirken.

  • Studieren Sie die Übungen, die Sie nach dem Eingriff gemeinsam mit der Krankengymnastik durchführen werden, schon vorab zu Hause ein. Dies wird Ihnen die Durchführung der Übungen nach der Operation erleichtern.

  • Wer aufgrund einer schweren Erkrankung Gewicht verloren hat, kann dies mit gezielten Maßnahmen ausgleichen und so den Heilungsprozess verbessern.

Anästhesiologische Strategien und intraoperative Techniken

  • In der OP verwenden wir schonende Narkose- und Operationstechniken, damit Sie so wenig wie möglich belastet werden. Die Einlage von Drainagen und Sonden wird auf ein Minimum begrenzt.

Postoperative Betreuung:

  • Zusätzlich zu den ärztlichen Visiten nimmt sich eine speziell geschulte Pflegekraft (ERAS-Nurse) während Ihres stationären Aufenthalts Zeit, um Sie bei Ihrer Regeneration zu unterstützen.
  • Durch Ihre aktive Mitarbeit können Sie sich schneller erholen und den Weg in Ihr gewohntes Leben antreten.

Vorteile:

Während Patientinnen und Patienten früher viel im Bett liegen mussten, weiß man heute, dass es wichtig ist, frühzeitig wieder in Schwung zu kommen. Mit den zuvor erlernten Übungen und der Begleitung durch unsere Krankengymnastik sind Sie früher wieder mobil. Ziel des ERAS-Teams ist es, Sie gut vorbereitet und informiert durch die gesamte Behandlung zu begleiten. Von der OP-Planung bis zur Entlassung begleitet Sie ein Team aus festen Ansprechpersonen, das Ihnen bei Fragen oder Unsicherheiten gerne zur Verfügung steht.


Ihre Ansprechpartnerin für alles rund um das ERAS-Konzept:

Gerda Gouders (ERAS-Nurse)
ggouders@ukaachen.de

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