Schizophrenie: Warum die Früherkennung besonders wichtig ist

Schizophrenie
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Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die sehr unterschiedliche Symptome beinhalten und auch sehr unterschiedliche Verläufe nehmen kann. Betroffene und Angehörige müssen sie daher ernst nehmen, die Erkrankung ist jedoch in vielen Fällen gut behandelbar und schließt ein selbstbestimmtes Leben nicht aus. apropos gibt Informationen zu Symptomen, Diagnostik und Therapie.

Der Beginn einer Schizophrenie ist meistens schleichend. Daher wird die Erkrankung oft erst spät erkannt, denn viele der initialen Symptome sind ähnlich zu denen anderer Erkrankungen. Schizophrenie kann das Denken, die Wahrnehmung, das Handeln und die Gefühlswelt der Betroffenen beeinträchtigen, in vielen Fällen verändert sich die Realitätswahrnehmung der Betroffenen.
Für eine optimale Behandlung ist eine Früherkennung sehr wichtig, um rechtzeitig eine adäquate Therapie zu beginnen und die weitreichenden Einschnitte im Leben der Betroffenen zu begrenzen. Als aller Erstes müssen zudem andere (organische) ursächliche Erkrankungen für die Beschwerden ausgeschlossen werden.

Schizophrene Erkrankungen sind nicht selten: weltweit liegt die Prävalenz bei circa 1 %. Die Ursachen einer Schizophrenie sind bis heute nicht abschließend geklärt: „Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft spielen verschiedene Faktoren wie Genetik, Umweltfaktoren oder Lebensereignisse bei der Krankheitsmanifestation eine bedeutsame Rolle“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Irene Neuner, Kommissarische Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik RWTH Aachen.

Symptome

Die Symptome der Patientinnen und Patienten sind vielfältig und variieren oft im Verlauf der Erkrankung. Nicht selten kündigt sich die Schizophrenie schon Jahre vor der ersten Akutphase durch Störungen der Wahrnehmung, Konzentration und der Gedanken an. Viele Betroffene isolieren sich, leiden unter Ängsten und einer inneren Unruhe. Herausfordernd ist auch, dass diese anfänglichen Symptome relativ unspezifisch sind und durchaus auch auf andere Erkrankungen hinweisen können.

Die Symptome bei der Schizophrenie werden häufig grob als Positiv- und Negativsymptome zusammengefasst:

  • Positivsymptome: Hierzu gehören Symptome wie z. B. Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Ich-Störungen, bei denen die Betroffenen meinen, dass ihre Gedanken und Handlungen durch die Umwelt manipuliert werden.
  • Negativsymptome: Hierzu gehört eine Verringerung der Gefühlsaktivität, des Antriebs und der Interaktionsfähigkeit mit der Umwelt.

Bei den Betroffenen bildet sich häufig ein „Knick in der Lebenslinie“ (Schulabbruch, Leistungseinbruch, Veränderung der sozialen Beziehungen). Daneben treten kognitive Beeinträchtigungen auf, die die Denk- und Konzentrationsfähigkeit verschlechtern. Den Betroffenen fällt es schwer, ihre Gedankengänge zu strukturieren und sich auf einzelne Sachverhalte, wie ein Buch zu lesen, zu konzentrieren.
In Abhängigkeit von der führenden Symptomatik werden grob drei klinische Formen der Schizophrenie unterschieden, die sich in ihrem Verlauf allerdings auch verändern können:

  • Paranoide Schizophrenie: Dominierende Symptome sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen – tritt häufig im jungen Erwachsenenalter (20-30 Jahre) auf. Das ist die häufigste diagnostizierte Form.
  • Hebephrene Schizophrenie: Beginnt typischerweise in jüngerem Alter (15-25 Jahre) und äußert sich durch Störungen des Denkens, der Emotionen und Stimmung sowie durch kindliches, albernes Verhalten. Halluzinationen und Wahnphänomene treten in der Regel nicht auf. Die Symptome sind häufig schwer zu behandeln.
  • Katatone Schizophrenie: Im Vordergrund stehen Bewegungsstörungen, die einerseits mit überschießender Erregung und andererseits mit einem Zustand der Reglosigkeit bei vollem Bewusstsein einhergehen können.

An Schizophrenie Erkrankte leiden nicht selten an weiteren psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen, aber auch an körperlichen Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das macht neben der Diagnostik auch die Therapie herausfordernd.

Diagnose

Die Diagnose einer Schizophrenie wird von Fachleuten anhand der klinischen Symptomatik, die mindestens einen Monat lang feststellbar sein muss, gestellt.
Die erste Anlaufstelle ist häufig der Hausarzt oder die Hausärztin. Eine letztendliche Diagnose sollte von einer Fachärztin oder einem Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapie gestellt werden. Neben der klinischen Untersuchung werden hierbei häufig auch neuropsychologische Testverfahren durchgeführt, um ein Gesamtbild von den Symptomen zu gewinnen. Zum Ausschluss weiterer körperlicher Erkrankungen werden zudem eine körperlich-neurologische Untersuchung, eine Blutentnahme und meistens auch eine Bildgebung des Gehirns vorgenommen.

Therapie

Die Therapie zielt darauf ab, dass die Betroffenen ein weitestgehend unabhängiges Leben in Selbstbestimmung führen können. Die Prognose ist hierbei schwankend und abhängig von der Schwere und Form der Erkrankung. Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig betroffen. Die Suizidrate bei Schizophrenie-Patientinnen und -patienten liegt mit etwa zehn Prozent vergleichsweise hoch. Die Therapie muss daher oft ein ganzes Leben lang erfolgen. Die Behandlung setzt sich aus drei zentralen Elementen zusammen:

  1. Medikamente: Insbesondere in der Akutphase sind Medikamente (Antipsychotika) ein zentraler Bestandteil der Behandlung. Akute psychotische Episoden können mehrere Wochen oder Monate anhalten. Wenn die Krankheit schubförmig verläuft, liegen oft mehrere Monate oder Jahre zwischen einzelnen Schüben. In der Zwischenzeit können die Symptome ganz verschwinden oder abgeschwächt auftreten. In anderen Fällen verlaufen die Symptome durchgehend. Je nach Ausprägung wird die medikamentöse Behandlung angepasst.
  2. Psychoedukation und -therapie: Die psychotherapeutische Behandlung beinhaltet primär eine Psychoedukation, die es den Betroffenen möglich macht, die eigene Erkrankung besser zu verstehen. Des Weiteren ist eine psychotherapeutische Begleitung im Krankheitsverlauf sinnvoll, um einen besseren Umgang mit den erkrankungsbedingten Alltagsherausforderungen zu erreichen.
  3. Soziotherapie und Rehabilitation: Die Betroffenen brauchen häufig eine Unterstützung in alltagspraktischen Tätigkeiten. Zudem ist es wichtig, eine weitere soziale Isolierung, die häufig bei den Erkrankten zu beobachten ist, abzuwenden. Eine frühzeitige Hilfestellung in dieser Hinsicht und die Schaffung der Voraussetzungen für eine möglichst selbstständige Lebensführung ist von großer Bedeutung, wenn es um die Prognose geht.

Tipps und Fakten zur Schizophrenie:

Für Angehörige ist die Situation extrem belastend, weil gerade in einer Akutphase die Erkrankten häufig in einer eigenen Welt leben und kaum noch zu erreichen sind. Der Wahn tritt oft mit einem ausgeprägten Misstrauen gegenüber der Umwelt auf, weswegen Erkrankte zum Teil auch ihre Angehörigen meiden und sich zurückziehen.

Dennoch sind die Angehörigen in der Therapie für die Betroffenen eine wichtige Stütze, weil sie Halt geben und bei der sozialen Wiedereingliederung helfen.

Als Angehöriger sollten Sie auch Hilfsangebote aufsuchen, bei denen Sie Informationen zur Erkrankung und zu dem direkten Umgang mit den Erkrankten erhalten. Insbesondere spezielle Kommunikationstrainings können weiterhelfen. Suchen Sie das Gespräch zu dem behandelnden ärztlichen und therapeutischen Personal, um sich Ratschläge einzuholen. Auch Angehörigengruppen können eine Stütze sein. Sie finden Adressen in Ihrer Nähe unter: nakos.de.

Schizophrenie-Patientinnen und -patienten sowie ihre Angehörigen leiden häufig unter den Vorurteilen, die mit der Krankheit einhergehen. Nicht selten werden die Erkrankten als besonders gewaltbereit, unberechenbar oder weniger intelligent betrachtet. Diese Vorureile sind ohne jegliche Grundlage. Weitere Informationen finden sich bei „BASTA – das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen“, die gegen solche Stigmata eintreten.

Der Konsum von Drogen kann der Schizophrenie ähnliche Symptome auslösen, allerdings verschwinden diese nach dem Abbau der Droge im Körper wieder. Bei Schizophrenie-Patientinnen und -patienten kann der Drogenkonsum die Beschwerden allerdings noch deutlich verschlechtern und sollte vermieden werden.

Auch Kinder und Jugendliche können an einer Schizophrenie erkranken. Die Diagnostik fällt hier besonders schwer. Gerade wenn längere depressive Phasen oder größere Probleme in der sozialen Interaktion auftreten, sowie wenn die Kinder Wahnideen oder Halluzinationen äußern, sollten Sie dringend eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt aufsuchen. Anschließend wird diese oder dieser entscheiden, ob eine Fachärztin oder ein Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie hinzugezogen wird. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf den Seiten der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters an der Uniklinik RWTH Aachen.

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