Richtig oder falsch? Der Gurken-Mythos

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Schwangere müssen für zwei essen.

Falsch. Wenn Schwangere mal so richtig zulangen, heißt es gerne, sie essen ja schließlich auch für zwei. Richtig ist, dass die Frau zwar während der Schwangerschaft sich und ihr Kind ernährt, es sich aber bei der zweiten Person nur um ein kleines Persönchen und keinen ausgewachsenen Menschen handelt. Dementsprechend gering ist der Mehrbedarf, es sind ab dem 4. Schwangerschaftsmonat täglich nur etwa 250 Kilokalorien. Das entspricht ungefähr einem Knäckebrot mit Butter und Marmelade und damit kaum einer ganzen zweiten Portion. Dennoch erinnert der Satz daran, dass das Baby im Bauch mitisst und Schwangere daher auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten sollten. Heißhungerattacken sind in der Schwangerschaft aber völlig normal. Die besondere Vorliebe für saure Gurken bleibt jedoch oft ein unerfülltes Klischee, auch wenn es hormonbedingt keine Seltenheit ist, dass sich bei Schwangeren neue Geschmacksvorlieben entwickeln.

Ein Glas Wein in der Schwangerschaft ist kein Problem.

Falsch. Alkohol in der Schwangerschaft kann dem ungeborenen Kind lebenslange Schäden zufügen. Fakt ist: Das Ungeborene trinkt bei jedem Glas mit. Über die Nabelschnur wird es mit dem gleichen Alkoholgehalt konfrontiert wie die Mutter, das Kind bleibt diesem Zellgift aber bis zu zehnmal länger ausgesetzt, weil es den Alkohol nicht so schnell wie ein Erwachsener abbauen kann. Welche Folgen das für seine Gesundheit hat, hängt von der Phase der Schwangerschaft ab, in der die Mutter trinkt. Generell sind alkoholische Getränke zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft schädlich, das gilt auch für die Stillzeit. In der Frühphase der Schwangerschaft verursacht Alkohol schwerwiegende körperliche Schäden. Alkoholkonsum im späteren Verlauf führt zu Wachstumsstörungen, Auffälligkeiten des Nervensystems und geistigen Entwicklungsstörungen beim Kind. Schwerer Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zeigt sich sogar schon früh, die Neugeborenen sind besonders klein und haben veränderte Gesichtszüge. An Babys, die im Mutterleib geringen Alkoholmengen ausgesetzt waren, lassen sich direkt nach der Geburt keine offensichtlichen Beeinträchtigungen feststellen. Experten können aber nicht ausschließen, dass es trotzdem zu kognitiven Schäden kommt, die sich erst im Schulalter zeigen, etwa Konzentrationsstörungen, Lernschwierigkeiten und aggressives Verhalten.

Bei einem spitzen Bauch wird es ein Junge.

Falsch. Die Form des Bauches sagt nichts über das Geschlecht des Kindes aus, sondern hängt vielmehr von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel der Form des Beckens oder der Größe des Babys. Aber auch die Muskeln spielen eine Rolle: Je fester sie sind, desto kleiner der Bauch. Bei Frauen, die sehr schlank sind oder zu einem Hohlkreuz neigen, wirkt der Bauch häufig spitzer. Und je mehr Kinder eine Frau schon hat, umso runder sieht in der Regel ihr Bauch aus. Die alte Weisheit, dass ein spitzer Babybauch ein sicheres Anzeichen für einen Jungen ist und ein runder Bauch ein Mädchen trägt, bleibt ein Ammenmärchen.

Sport schadet dem Ungeborenen.

Falsch. Viele Schwangere reduzieren ihr Fitnessprogramm aus Angst, dem Baby zu schaden. Doch wer sich bewegt, tut sich und dem Kind Gutes. Gemäßigte Sportübungen fördern die Gesundheit des Ungeborenen und verringern das Risiko der Schwangeren zum Beispiel vor Blut­hochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes. Wie intensiv Frauen trainieren dürfen, hängt davon ab, wie sportlich der Alltag vor der Schwangerschaft war. Neulinge wählen am besten sichere Sportarten wie Walken, Schwimmen oder Gymnastik. Natürlich gibt es vereinzelte Sportarten, die für Schwangere weniger geeignet sind und auf die daher besser verzichtet werden sollte. Auch sollte es mit dem Sport nicht übertrieben werden. Belastungen im Sommer bei hohen Temperaturen sollten Schwangere vermeiden. Allgemein gilt: Wer gesund ist, darf sich belasten und nahezu jeden Sport machen, bei dem es einem gut geht.

Haare färben in der Schwangerschaft ist gefährlich.

Jein. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, wie gefährlich chemische Haarfärbemittel für Ungeborene sind. Nachgewiesen ist jedoch, dass diese über die Kopfhaut der Frau in den Körper gelangen können. Zwar müssen Haarfärbemittel vom Hersteller als unbedenklich ausgewiesen werden, allerdings liegen für zahlreiche Wirkstoffe und Substanzen während der Schwangerschaft und Stillzeit keine ausreichenden Untersuchungen vor. Daher sollte die Anwendung gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel mit Zurückhaltung erfolgen. Wer seine eigenen Schönheitsideale nicht zurückstecken kann, lässt alternativ nur Strähnchen färben. Dann kommt die Farbe mit der Kopfhaut nicht in Berührung und kann nicht resorbiert werden. Aber nicht vergessen: Beim Haarefärben besteht immer das Risiko einer allergischen Reaktion, durch den sowohl der Organismus der Frau und damit auch der ihres Kindes angegriffen wird.

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