Traumatisierende Ereignisse können Menschen regelrecht aus der Bahn werfen. Etwa zwei bis drei von 100 Personen sind in Deutschland jährlich von der posttraumatischen Belastungsstörung betroffen. Manche sind so stark belastet, dass sie nicht wissen, wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen können. Wie sollte man mit Trauma und posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) umgehen? apropos klärt auf.
„Unter einem Trauma versteht man eine tiefgreifende emotionale Verletzung, die durch ein außergewöhnlich belastendes Ereignis oder eine einschneidende Veränderung im Leben ausgelöst werden kann“, erklärt Dr. Zweerings, Wissenschaftlerin und psychologische Psychotherapeutin in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik RWTH Aachen.
Mögliche traumatisierende Ereignisse sind beispielsweise Kriege, schwere Unfälle, Naturkatastrophen und körperliche sowie sexuelle Gewalt. Diese können zu andauernden psychischen Problemen führen – auch dann, wenn jemand äußerlich unverletzt geblieben ist oder das Geschehene ausschließlich als Augenzeuge miterlebt hat. Nach dem Trauma können unterschiedliche Symptome auftreten, beispielsweise ein Wiederleben oder Alpträume der belastenden Situation, Schlafstörungen, erhöhte Schreckhaftigkeit und Reizbarkeit und starker körperlicher Stress. Die Betroffenen möchten oft nicht über ihre Probleme reden und versuchen unter Umständen alles zu vermeiden, was sie an das Trauma erinnern könnte. Ein psychisches Trauma kann die Lebensqualität und das Wohlbefinden einer Person erheblich beeinträchtigen. Es ist häufig schwer, das Erlebte zu verarbeiten. Wenn die psychischen Beeinträchtigungen nicht abklingen oder sich sogar verstärken, sollte abgeklärt werden, ob eine PTBS vorliegt. „Nach einem Trauma tritt in den meisten Fällen keine PTBS auf und PTBS stellt nur eine von vielen Traumafolgestörungen dar.“ erklärt Dr. Zweerings.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Eine posttraumatische Belastungsstörung ist zum Beispiel gekennzeichnet durch unerwünschtes und unkontrollierbares Erinnern der Trauma-Situation, Vermeidung des Geschehens, Schlafstörung, Reizbarkeit, Angespanntheit und Konzentrationsstörungen. Die Symptome können nach einiger Zeit zurückgehen, aber auch viele Jahre anhalten und chronisch werden.
Für die Betroffenen ist es wichtig, posttraumatische Beschwerden ernst zu nehmen. Kommen diese dauerhaft vor, sollten sie ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe aufsuchen. Liegt der Verdacht auf eine posttraumatische Belastungsstörung vor, führt die Ärztin oder der Arzt zuerst ein vertrauliches Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten. In diesem Gespräch erfragt der Experte oder die Expertin die Krankengeschichte und versucht herauszufinden, wie stark die Beschwerden sind und wie sehr sie die aktuelle Lebenssituation beeinflussen. Zudem füllt die oder der Betroffene standardisierte Fragebögen aus.
Unbehandelt kann sich diese Krankheit zu einer chronischen Störung entwickeln. Je früher eine PTBS therapiert wird, desto besser sind die Behandlungsaussichten. Dr. Zweerings führt aus: „Die posttraumatische Belastungsstörung lässt sich heutzutage wirksam behandeln, dabei kommen verschiedene Behandlungsverfahren infrage. Eine mögliche Therapieform ist das prolongierte Expositionsverfahren. Dabei werden die Erkrankten in einem sicheren Rahmen wiederholt mit Aspekten des Traumas konfrontiert, bis die Angst nachlässt. Zudem erlernen die Betroffenen neue Strategien zur Verarbeitung der Traumaerinnerungen. Dadurch sollen die Belastung und das Vermeidungsverhalten verringert werden.“ Ein weiteres Verfahren ist EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Die Patientin oder der Patient folgt mit den Augen dem Finger der Therapeutin oder des Therapeuten, welcher sich nach links und rechts bewegt. Diese Stimulation soll das Gehirn unterstützen, die belastenden Erinnerungen zu verarbeiten. Ziel der Therapie ist, dass die Patientinnen und Patienten einen neuen Umgang mit den belastenden Erfahrungen erlernen und die Symptome der PTBS so schrittweise nachlassen.
Infobox:
Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik bietet professionelle Hilfe im Rahmen der Traumaambulanz, der Behandlung in der Tagesklinik sowie in der psychotherapeutischen Hochschulambulanz (PHA) an. Um dabei auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten einzugehen, stehen verschiedene Angebote zur Verfügung:
- Wissenschaftlich fundierte ambulante Psychotherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit traumafokussierten psychotherapeutischen Interventionen durch speziell ausgebildete ärztliche und psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten
- Breites Behandlungsspektrum bei psychischen Belastungen
- Individuelles Behandlungskonzept
- Kognitiv-verhaltenstherapeutische und neuropsychologische Behandlungsverfahren
- Einzel- und Gruppentherapien
- Elterngespräche
- Direkte Kontaktaufnahme (ohne Überweisung) möglich
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage.