An der Uniklinik RWTH Aachen werden die Befunde von Tumorpatientinnen und -patienten in Fallkonferenzen besprochen, an denen Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Kliniken wie Innere Medizin, Chirurgie, Onkologie, Radiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Pathologie teilnehmen. Zusätzlich dazu gibt es das Molekulare Tumorboard als organübergreifende, interdisziplinäre Tumorkonferenz. Hier lassen sich auf der Basis von molekulargenetischen Befunden zielgerichtete Therapiemöglichkeiten für Tumorpatienten nach Ausschöpfung der leitliniengerechten Behandlung besprechen.
Die Leitlinien, nach denen sich die Therapie von Krebspatienten richtet, ergeben sich aus großen fächerübergreifenden Studien. „Es zeigt sich zunehmend, dass sich manche Tumore zielgerichteter und häufig mit weniger Nebenwirkungen behandeln lassen, wenn zuvor eine molekulare Diagnostik und Analyse von bestimmten spezifischen Eigenschaften der Gewebe, den sogenannten Biomarkern, durchgeführt wird“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Florian Vondran, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen und ergänzt: „Die molekulargenetische Analytik stellt neben den verbesserten operativen Verfahren eine der wichtigsten Entwicklungen für die Krebstherapie in den letzten Jahren dar.“ Um die optimale Therapie für den jeweiligen Tumorpatienten zu ermitteln, finden Expertenrunden im Molekularen Tumorboard der Uniklinik RWTH Aachen statt. Komplexere Fälle werden zusätzlich dazu im gemeinsamen Tumorboard des Centrums für Integrierte Onkologie der Unikliniken Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf (CIO ABCD) besprochen, bei dem die Expertise aller vier Unikliniken zusammenkommt. An beiden Expertenrunden beteiligt sich auch die Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie. Übergeordnete Struktur ist das durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizierte Zentrum für Personalisierte Medizin Aachen unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Tim H. Brümmendorf (Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation (Med. Klinik IV) und Univ.-Prof. Dr. med. Danny Jonigk (Institut für Pathologie).
Ausschöpfen aller möglichen Therapieoptionen
Manchmal können sich weitere Therapieoptionen anhand von Merkmalen des Tumorgewebes, das unmittelbar nach der Operation bei –80 Grad Celsius eingefroren wurde, ergeben. „Hierzu werden, mit dem Einverständnis unserer Patientinnen und Patienten, Proben in der zentralisierten Biomaterialbank der Uniklinik RWTH Aachen eingefroren“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Dipl.-Phys. Anjali Röth, Funktionsoberärztin in der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie, und führt aus: „Als Uniklinik verfügen wir über optimale Bedingungen, um Proben richtig zu asservieren, also vorzubereiten und aufzubewahren und über die Logistik, um die Proben gegebenenfalls auf Trockeneis zu verschicken, wenn es anderswo spezialisierte Untersuchungsmethoden für den jeweiligen Tumor gibt. Die eingefrorenen Gewebeproben helfen uns zudem dabei, mehr Möglichkeiten im Kampf gegen Krebs zu erforschen.“
Auf einen Blick:
Im Molekularen Tumorboard (MTB) können zielgerichtete und personalisierte Therapieempfehlungen ermittelt werden. Zusammen mit der kürzlich auf den neuesten Stand der Technik ausgebauten Biobank der Uniklinik RWTH Aachen steht damit regionsweit eine einzigartige Infrastruktur zur Verfügung.