Wenn es um unser tägliches Essen geht, haben wir oft klare Vorstellungen: Gesund soll es sein, möglichst schnell zubereitet und schmecken sollte es auch. Nirgendwo sonst in unserem Körper liegen Gesundheit, Krankheit, Wohlgefühl und Unwohlsein so nah beieinander wie in unserer Verdauung. apropos erklärt Ihnen, welche Auswirkungen unsere Ernährung auf unseren Darm und unseren Körper haben kann, und gibt Tipps für einen ausgewogenen Speiseplan.
Der Darm ist das größte innere Organ des menschlichen Körpers. Zum einen stellt er dem Körper verwertbare Nahrungsbestandteile zur Verfügung, zum anderen entlastet er ihn von unnützen Stoffen oder unerwünschten Keimen. In der Darmschleimhaut sitzen rund 70 bis 80 Prozent der körpereigenen Immunabwehrzellen. Sie haben die Aufgabe, toxische Stoffe und verschiedene Krankheitserreger unschädlich zu machen, die größtenteils über die Nahrung in unseren Körper gelangen. Unterstützt werden sie dabei von nützlichen Bakterien und Pilzen, die zusammengenommen die Darmflora bilden. Ist diese intakt, haben es Mikroorganismen schwer, sich dauerhaft im Darm einzunisten. Damit die Abwehrzellen, Bakterien und Pilze allerdings richtig arbeiten können, um den Körper und das Immunsystem gesund zu halten, ist eine nähr- und ballaststoffreiche Ernährung wichtig. Wer sich also langfristig ungünstig oder falsch ernährt, macht sich anfälliger für Infekte und erhöht das Risiko für Entzündungen, Erkrankungen des Darms und Übergewicht.
Der Mensch ist, was er isst
Unsere Ernährung hat – gemeinsam mit sportlicher Bewegung und innerer Balance – viel mit unserem psychischen wie auch physischen Wohlbefinden zu tun. Sie liefert Energie, kann entscheidend zu unserer Gesundheit beitragen und sehr vielseitig sein. Durch Essen und Trinken werden nicht nur Hunger und Durst gestillt, dem Körper werden auch essenzielle Vitamine, Nährstoffe, Kohlenhydrate, Eiweiße oder Fette zugeführt. Diese Stoffe haben viele unterschiedliche Funktionen und Aufgaben. Sie versorgen den Körper mit Energie, sind wichtig für Organfunktionen, Wachstums- oder Zellerneuerungsprozesse und helfen dabei, abgebaute und ausgeschiedene Stoffe auszugleichen. Vor allem der Darm als größtes Immunorgan des Körpers spielt dabei eine entscheidende Rolle. Er beeinflusst neben der Verdauung auch den Stoffwechsel und das Immunsystem. Eine nährstoffreiche, vollwertige Kost unterstützt daher nicht nur eine gesunde Lebensweise, sondern auch eine intakte Darmflora. „Eine unausgewogene und ungesunde Ernährung hingegen kann zu gesundheitlichen Problemen führen und für Entzündungen oder Krankheiten sorgen. Um dies zu vermeiden, ist es ratsam, den Konsum von industriell hergestellten Produkten zu reduzieren und möglichst frische und unverarbeitete Lebensmittel zu verwenden. Denn diese machen durch einen höheren Ballaststoffgehalt satt und liefern wichtige Vitalstoffe wie Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe sowie Enzyme in der ausreichenden Menge und Qualität“, erläutert Birgit Tollkühn-Prott, Leitende Diätassistentin des Ernährungs- und Diabetesteams/Pflegedirektion (PEDT) der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen sowie zertifizierte Ernährungsberaterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.
Abwechslungsreiches Essen für eine gesunde Darmflora
Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung fördert die eigene Gesundheit. Denn das, was wir essen, stärkt entweder die guten und gesundheitsfördernden Zellen und Bakterien oder die schlechten, die uns Probleme bereiten können. Die Palette der uns zur Verfügung stehenden Lebensmittel ist so groß, dass es im Grunde kein Problem für uns darstellen sollte, die wertvollen Nähr- und Vitalstoffe aufzunehmen. „Eine gesunde Darmflora benötigt dabei vor allem frisches Obst und Gemüse sowie gesundheitsfördernde Fette und viele Ballaststoffe. Auch milchsäurebildende Lebensmittel wie Kefir oder Sauerkraut tun dem Darm gut“, fügt Frau Tollkühn-Prott hinzu. Die Ernährung mit weniger gesundheitsfördernden Fetten und hohem Anteil an Lebensmitteln wie beispielsweise Weißmehlprodukten, Fertigprodukten, Fast Food und sehr zucker- und fetthaltigen Nahrungsmitteln kann vor allem in großen Mengen auf die Darmflora wirken und die Vielfalt der guten Bakterien reduzieren. Auch ein hoher Konsum an gesättigten Fettsäuren, wie sie beispielsweise in tierischen Produkten vorkommen, kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Cholesterin- und Blutfettwerten, insbesondere wenn schon eine Erhöhung der Laborwerte zu erkennen ist. Wer sich daher sehr unausgewogen oder einseitig ernährt, riskiert Mangelerscheinungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwäche.
Unser Essen kann unseren sensiblen Darm täglich aufs Neue beflügeln oder lähmen. Um eine gesunde Bakterienvielfalt aufzubauen und die Darmflora intakt zu halten, ist jedoch eine abwechslungsreiche Ernährung unumgänglich. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Essen und genießen Sie es, denn bringt nicht zuletzt gutes, gesundes Essen auch Freude mit sich? In diesem Sinne: guten Appetit!
10 Tipps für eine gesunde Ernährung
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) kann eine ausgewogene Ernährung dazu beitragen, gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Daher ist es wichtig, auf eine möglichst vollwertige Kost zu achten.
Diese 10 Tipps geben Orientierung:
• abwechslungsreiche, überwiegend pflanzliche Lebensmittel – Basis der Ernährung!
• fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag (Handmaß)
• wenig Salz und Zucker
• Vollkornprodukte mit genügend Flüssigkeit zu sich nehmen und gesundheitsfördernde Fette bevorzugen (pflanzliche Öle und Streichfette)
• Milchprodukte ergänzen den Speiseplan
• ca. 600 Gramm Fleisch pro Woche
• Fisch ein- bis zweimal pro Woche (200 Gramm pro Portion)
• Sport treiben und in Bewegung bleiben, Alltagsbewegung verbessern (10.000 Schritte)
• etwa 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag (Wasser, Kräutertees)
• schonende Zubereitung mit Spaß, Liebe und Fachwissen sowie Zeit und Genuss beim Essen und Trinken – Achtsamkeit in den kleinen Genüssen
Was ändert sich bei einer rein pflanzlichen Ernährung im Darm und dem Körper?
Die Darmflora verarbeitet bei Vegetariern oder Veganern mehr Ballaststoffe und Kohlenhydrate. Sie weist im Vergleich zu Fleischessern eine höhere Bakterienvielfalt auf. Der Stuhlgang wird häufiger, der Stuhl an sich weicher.
Das Risiko für Darmkrebs oder anderweitige Erkrankungen des Darms wird reduziert, da das tierische Eiweiß wegfällt. Dieses begünstigt bei stark erhöhtem Konsum (beispielsweise durch viel Gepökeltes, Geräuchertes, stark verarbeitete Wurstwaren oder rotes Fleisch) die Entzündungsprozesse im Körper. Da dem Körper aufgrund des fehlenden Fleisches allerdings auch Nährstoffe wie Vitamin B12, Eisen, Jod, Zink oder Selen fehlen können, sollte auf pflanzlichen Ersatz zurückgegriffen werden. Insbesondere Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen oder Bohnen liefern besonders viel Eisen – aber auch Haferflocken, Tofu oder Nüsse sind empfehlenswert. Unter den Brotsorten ist vor allem Vollkornbrot das Produkt der Wahl.
Eine Auswahl an Ersatzprodukten für Fleisch & Co.
• Fleisch: Avocado, Tofu
• Milch: Hafer-, Mandel- oder Sojamilch
• Eier: Tofu
• Käse: Seitan, Hefeschmelz
• Gelatine: Agar Agar, Johannisbrotkernmehl
Alternative Lebensmittel nach Nährstoffen sortiert
• Proteine: Nüsse, Hülsenfrüchte, Getreide- und Sojaprodukte
• Jod: Meeresalgen, jodiertes Speisesalz
• Omega-3: Leinöl, Rapsöl, Walnussöl, Olivenöl
• Eisen: Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte in Kombination mit Obst und Gemüse (Vitamin C)
• Zink: Vollkorngetreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen (Sesam, Kürbis- und Cashewkerne)
• Vitamin B-12: Milch, Eier, Käse, Joghurt, Quark, Pflanzendrinks (sind angereichert – siehe Zutatenlisten-Etikett)