Roboter werden in der Medizin immer häufiger in verschiedenen Bereichen eingesetzt – so auch im Operationssaal der Chirurgie. Die roboterassistierte Chirurgie hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und enormen Einfluss auf die medizinische Praxis genommen. Die futuristischen OP-Helfer ermöglichen es den Chirurginnen und Chirurgen, operative Eingriffe präziser, sicherer und kontrollierter durchzuführen. Doch diese Innovation wirft auch Fragen auf.
WAS IST ROBOTER-ASSISTIERTE CHIRURGIE?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Robotersysteme in der Chirurgie nicht autonom arbeiten. Die
roboter-assistierte Chirurgie nutzt fortschrittliche robotische Systeme (Telemanipulatoren), die von speziell dafür ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten gesteuert werden. Die bekannteste Robotereinheit ist
der da Vinci®-OP-Roboter. Er besteht aus einer Konsole, an der die Chirurgin oder der Chirurg sitzt, sowie einer fahrbaren Einheit mit insgesamt vier Roboterarmen. Diese Arme können mit speziellen chirurgischen Instrumenten und einer hochauflösenden 3D-Kamera ausgestattet werden, die detaillierte Bilder des Operationsfeldes liefert.
DER CHIRURG ALS DIRIGENT
Obwohl der Roboter die Instrumente führt, bleibt die Chirurgin oder der Chirurg der entscheidende Akteur im Operationssaal. Die Ärztin oder der Arzt steuert das Robotersystem mithilfe von Joysticks und Pedalen, während das System die Bewegungen mit höchster Genauigkeit umsetzt. Die Technologie erweitert die minimalinvasiven Fähigkeiten, ersetzt den Menschen jedoch nicht. „Der Erfolg der Operation hängt weiterhin von der Expertise und der nahtlosen Zusammenarbeit des gesamten Teams ab“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Florian Vondran, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und
Transplantationschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, der seine Expertise für robotische Chirurgie
insbesondere im Bereich der Leber und des Pankreas an der Uniklinik einbringt.
VORTEILE DER ROBOTISCHEN CHIRURGIE
Gegenüber den offenen Operationsmethoden bietet die roboterassistierte Chirurgie den Vorteil, dass Eingriffe mit höchster Präzision und durch kleine Hautschnitte durchgeführt werden können. In vielen Fällen lassen sich deshalb durch das geringere Gewebetrauma die postoperativen Schmerzen und auch die postoperative Verweildauer in der Klinik verringern. Zudem bietet die 3D-Kamera eine vergrößerte Sicht des Operationsfeldes und unterstützt die Chirurginnen und Chirurgen dabei, feinste Details und Strukturen zu erkennen. Für die Operateure bedeuten die ergonomische Sitzposition und die intuitive
Steuerung eine geringere körperliche Belastung und Ermüdung während langer Operationen.
ZUKÜNFTIGE WEITERENTWICKLUNG
Die Robotik ist eine beeindruckende Entwicklung in der medizinischen Technologie. Weiterentwicklungen
in der künstlichen Intelligenz und der Bildgebungstechnologie können die Möglichkeiten noch erweitern.
„Die Integration von präoperativen Bilddaten in einer Augmented Reality (AR) kann zusätzliche Informationen in Echtzeit liefern und die Präzision im Sinne einer Navigation zukünftig weiter
erhöhen“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. Roman Eickhoff, der als Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-,
Kinder- und Transplantationschirurgie ebenfalls regelmäßig unter Einsatz eines Roboters operative Eingriffe im Bereich des Gastrointestinaltraktes durchführt. Trotz der fortschrittlichen Technik
bleibt der Mensch das zentrale Element im Operationssaal. Die Robotersysteme dienen als hochpräzise
Werkzeuge, die Chirurginnen und Chirurgen bei ihrer Arbeit unterstützen. Letztendlich liegt es an der
Kombination von menschlicher Expertise und technologischer Innovation, die besten Ergebnisse für die Patientinnen und Patienten zu erzielen.
FAZIT
Wenn Sie sich also fragen, wer Sie bei einer robotischen Operation wirklich operiert, ist die Antwort klar: Eine Chirurgin oder ein Chirurg, unterstützt von der Präzision und Effizienz modernster Robotertechnologie.
Sehen Sie den da Vinci®-OP-Roboter im Einsatz auf dem YouTube-Kanal der Uniklinik RWTH Aachen:
www.YouTube.de/UniklinikRWTHAachen