Erkältung oder Grippe?

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Erkältung und Grippe: zwei Begriffe, die oft und gerne synonym verwendet werden. Verwunderlich ist das nicht, da beide Erkrankungen mitunter ähnliche Symptome zeigen. Doch es gibt einige grundlegende Unterscheidungsmerkmale zwischen der Erkältung und der Grippe (Influenza). „Den Unterschied sollte man kennen“, sagt Prof. Dr. med. Nicole Kuth, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Leiterin des Lehrgebiets Allgemeinmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen. „Denn hiervon hängt ab, wie gefährlich der Infekt werden kann und ob ein Besuch beim Hausarzt ratsam ist.“

Merkmale einer Erkältung (grippaler Infekt)

Achtung, Verwechslungsgefahr:
Der Begriff „grippaler Infekt“ ist lediglich eine andere Bezeichnung für eine Erkältung und hat nichts mit der Grippe zu tun.

Der größte Unterschied zwischen einer Erkältung und der Grippe liegt im Erkrankungsverlauf: Die Erkältung verläuft meist milde, die Grippe häufig heftig. Eine Erkältung beginnt langsam, typisch ist ein Kribbeln in der Nase, vermehrtes Niesen und wässriger Schnupfen, der später auch fest und gelb-grün werden kann. Weitere Symptome sind Halsschmerzen, Heiserkeit und Husten, anfangs trocken, später mit Auswurf. Kopf- und Gliederschmerzen können auftreten, sind meist aber nicht stark ausgeprägt. Fieber tritt bei Erkältungen in der Regel nicht auf, eine erhöhte Temperatur bis 38 Grad ist aber symptomatisch.

Auslöser einer Erkältung sind Erkältungsviren. Über verschiedene 200 Arten sind bekannt, davon lösen einige häufiger eine Erkältung aus als andere – Spitzenreiter sind die Rhinoviren. Bisher gibt es noch keine Therapie gegen Erkältungsviren, aber gemeinhin kann unser Körper sie erfolgreich bekämpfen. Eine Erkältung beziehungsweise ein grippaler Infekt mit Husten und Schnupfen ist für Betroffene zwar lästig, doch in der Regel harmlos. Meist ist die Erkältung nach fünf bis sieben Tagen ausgestanden. „Wichtig ist, dem Körper in dieser Zeit viel Ruhe und Schlaf zu gönnen. Das führt bei Erkältungskrankheiten am schnellsten zur Erholung“, weiß Prof. Kuth.

Erkältung oder Grippe? So unterscheiden Sie beide Krankheitsbilder.

Merkmale der Grippe (Influenza)

Im Vergleich zu der Erkältung entsteht eine Grippe nicht schleichend, sondern plötzlich. Typische Symptome sind akute Gliederschmerzen, Hustenreiz, Kopfschmerzen und ein starkes Krankheitsgefühl innerhalb von Minuten. Dazu kommt schnell einsetzendes Fieber, das oft auf über 39 Grad Celsius steigt. Von Schnupfen und einer verstopften Nase hingegen bleiben Grippe-Erkrankte meistens verschont.

Die Grippe geht auf andere Krankheitserreger als die Erkältung zurück. Sie wird nicht von Erkältungsviren, sondern von Influenzaviren ausgelöst. Außerdem dauert die Grippe länger als Erkältungen oder andere Virusinfekte. Beschwerden können bis zu 14 Tage andauern, bis zur vollständigen Erholung können aber auch mehrere Wochen vergehen.

„Wenn Sie an einer Grippe erkrankt sind, ist Vorsicht geboten“, warnt Prof Kuth. „Um eine Weiterverbreitung zu vermeiden, schränken Sie den Kontakt zu anderen Menschen möglichst ein, insbesondere zu Säuglingen, Kleinkindern, Schwangeren, Senioren und Menschen mit geschwächter Immunabwehr oder chronischen Grunderkrankungen.“ Für diese Personen stellt der Grippevirus eine besondere Gefahr dar.

Warum sind Kinder viel häufiger erkältet als Erwachsene? Während Kleinkinder im Durchschnitt sechs- bis zehnmal im Jahr erkältet sind, trifft es Erwachsene nur ein- bis dreimal pro Jahr. Das liegt an den über 200 unterschiedlichen Erkältungsviren, die eine derartige Erkrankung verursachen können. Das Immunsystem von Kindern ist zunächst wehrlos, bei jedem Kontakt mit einem bislang unbekannten Virus wird das Kind krank. Im Laufe der Erkrankung bildet der Organismus Abwehrstoffe gegen diesen Erreger, die den Körper für den Rest des Lebens schützen. Je älter das Kind wird, desto mehr Kontakt hatte es mit verschiedenen Viren. Das Immunsystem passt sich beim gesunden Menschen also mit steigendem Alter an, sodass das Erkältungsrisiko bis zum Erwachsenenalter immer weiter abnimmt. Ab 60 steigt das Risiko allerdings wieder. (© Tomsickova – stock.adobe.com)

Wann zum Arzt?

„Wen eine Erkältung erwischt hat, muss nicht zwingend einen Mediziner aufsuchen“, sagt die Allgemeinmedizinerin. In der Regel hilft es, einige Tage zu Hause zu bleiben und sich genügend Zeit und Ruhe zum Auskurieren zu geben. Es gibt keine Medikamente, die die Verursachen der Erkältung, die Viren, bekämpft. Rezeptfreie Mittel aus der Apotheke können höchstens die Symptome lindern. Aber: Wenn die Erkältungsbeschwerden mehr als eine Woche andauern oder stärker werden, hohes Fieber (über 39 Grad Celsius) auftritt und anderweitige starke Beschwerden entstehen, ist ein Besuch beim Hausarzt ratsam. Gleiches gilt für Personen mit bestimmten Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Asthma.

„Bei Verdacht auf eine echte Grippe ist ein Arztbesuch sofort zu empfehlen“, sagt Prof. Kuth. „Eine Grippe kann schwerwiegende, unter Umständen sogar lebensbedrohliche Folgeerkrankungen nach sich ziehen.“ Influenzaviren vermehren sich schnell und schädigen so die Schleimhaut der Atemwege und mindern die Abwehrkräfte. Dadurch wird der Körper anfällig für lebensgefährliche Komplikationen wie zum Beispiel eine Herzmuskel- oder Lungenentzündung. Wichtig ist daher, bei Grippe-Beschwerden einen Mediziner zu Rate zu ziehen. Er kann im Zweifelsfall auch geeignete Mittel gegen die Beschwerden verschreiben.

Hausarzt oder Notaufnahme?

Erster Ansprechpartner bei Grippe-Symptomen ist immer der Hausarzt. Außerhalb der Sprechzeiten und am Wochenende können Sie eine Bereitschaftsdienstpraxis aufsuchen. Über die bundesweit einheitliche Rufnummer 116 117 oder unter www.116117.de erreichen Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung. Hier können Sie die aktuelle Bereitschaftspraxis in Ihrer Nähe erfahren.

Eine Notaufnahme ist nicht die richtige Anlaufstelle. „Eine Grippeerkrankung ohne Komplikationen ist kein Grund, um in die Notaufnahme zu gehen“, so Prof. Kuth. Grundsätzlich gilt: Nur lebensbedrohliche Notfälle gehören in die Notaufnahme – eine Grippe ohne ernste Vorerkrankungen gehört nicht dazu. „Wer mit einer Grippe in der Notaufnahme aufschlägt, überlastet zum einen die Krankenhäuser und sorgt für lange Wartezeiten. Zum anderen gefährdet es andere: Ohne ausreichenden Hygieneschutz können sich die Viren auf weitere Patienten übertragen“, erklärt die Medizinerin.

„Auch im Februar lohnt es sich noch, eine Grippeimpfung durchzuführen, da der Schutz innerhalb von 10 bis 14 Tagen vom Körper aufgebaut ist – und die Grippesaison geht schließlich noch bis April“, so Allgemeinmedizinerin Prof. Nicole Kuth. (© guerrieroale – stock.adobe.com)

Grippeschutzimpfung: ja oder nein?

Im Unterschied zur Erkältung ist es bei einer Grippe möglich, ihr mit einer Impfung vorzubeugen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeschutzimpfung für folgende Personengruppen:

  • Personen ab 60 Jahre
  • Schwangere ab dem 2. Trimenon; bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab 1. Trimenon
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie z. B. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten wie z. B. Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV)
  • Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können

Im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos sollten außerdem Personen mit häufigem Krankenkontakt (z. B. medizinisches Personal) oder in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr (z. B. Kindergärtner) geimpft werden.

Einen langanhaltenden Schutz bietet die Grippeschutzimpfung jedoch nicht. Da die Influenzaviren ständig verändern, muss die Impfung jedes Jahr aufgefrischt werden. Aber auch dann ist ein 100-prozentiger Schutz nicht gewährleistet. Besonders wichtig ist daher, sich so gut wie möglich vor einer Ansteckung zu schützen. Häufiges Händewaschen ist der wohl wichtigste Grippeschutz. Neben der Händehygiene helfen auch die Hustenetikette (husten und niesen in ein Einwegtaschentuch oder in die Ellenbeuge) sowie Abstand halten (in größeren Menschenansammlungen und zu angeschlagenen Personen) dabei, das Ansteckungsrisiko zu senken.

Tipps, um der Erkältung vorzubeugen

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Das Erkrankungsrisiko für eine Grippe oder Erkältung verringert außerdem ein starkes Immunsystem. Als natürliches Schutzschild wird es in der Regel mit einigen Erkältungs- oder Grippeviren fertig, ohne dass Beschwerden auftreten. Beherzigen Sie einige Maßnahmen im Alltag, um Ihr Immunsystem zu stärken:

  • Ernähren Sie sich ausgewogen mit viel Obst und Gemüse. So versorgen Sie Ihren Körper mit allen lebensnotwendigen Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Trinken Sie viel! Natürlich vornehmlich Wasser, in der nasskalten Jahreszeit eignet sich hervorragend Tee. Teesorten wie Ingwer-, Holunder- oder Lindenblüte sollen das Immunsystem anregen.
  • Warm-kalte Wechselduschen beleben und aktivieren das Abwehrsystem – allerdings nur, wenn man noch nicht erkältet ist.
  • Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft!
  • Körperliche Aktivität und Sport steigert die Immunabwehr.
  • Achten Sie auf ausreichend Schlaf und vermeiden Sie (Dauer-)Stress.

Lüften Sie außerdem regelmäßig die Wohn- und Arbeitsräume, in denen Sie sich aufhalten, und vermeiden Sie trockene Heizungsluft und Durchzug.

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