Ein Blick in den Mund: Über den Aufbau unserer Zähne

© vataliy_melnik – stock.adobe.com

Wir benutzen sie nicht nur, um unsere Nahrung zu zerkleinern oder zu zermahlen, sondern verwenden sie auch beim Sprechen: Zähne – und ein Erwachsenengebiss hat nicht gerade wenig davon. Zwischen 28 und 32 Kauwerkzeuge gebrauchen wir täglich. Dabei müssen sie den unterschiedlichsten Nahrungsmitteln, Säuren und Kräften standhalten. Warum Zähne durch ihren Aufbau auf diese Aufgabe gut vorbereitet sind, klärt apropos.

Wandert ein Stückchen saftiger Apfel oder knackige Schokolade über die Lippen in die Mundhöhle, machen sich unsere Zähne an die Arbeit und mahlen alles kurz und klein. In Zusammenarbeit mit dem Speichel bereiten sie die Lebensmittel für die weitere Verdauung vor. Im Laufe unseres Daseins zerhäckseln sie so Tonnen von Nahrung und müssen dabei Belastungen von bis zu mehreren Kilogramm aushalten.

Zahn ist nicht gleich Zahn
Zähne sind die Mundwerkzeuge des Menschen und rund um die Uhr im Einsatz. Beim kindlichen Gebiss erledigen in der Regel 20 Milchzähne diese Aufgabe. Beim Erwachsenen sind normalerweise die 32 bleibenden Zähne, inklusive der Weisheitszähne, für diesen Job verantwortlich. Dabei arbeiten sie im Team und teilen sich die verschiedenen Aufgaben auf. Ganz vorne im Mund sitzen im Ober- und Unterkiefer die Schneidezähne. Sie dienen dem Abbeißen, zerschneiden das Essen und geben die Nahrung an die daneben sitzenden spitzen Eckzähne weiter. Diese haben extra lange, starke Zahnwurzeln. Gemeinsam zerteilen und zerreißen Schneide- und Eckzähne das Essen. „Die dahinterliegenden Vormahlzähne, zwei an der Zahl, haben eine breitere Oberfläche. Gemeinsam mit den Backenzähnen, welche auch Mahlzähne genannt werden, sind sie an den charakteristischen Höckern zu erkennen und zermalmen die Nahrung, wenn die Kauflächen der oberen und unteren Zahnreihen aufeinanderreiben. Da unsere Backen- oder Mahlzähne der stärksten Belastung beim Essen und Kauen ausgesetzt sind, besitzen sie gleich mehrere Zahnwurzeln. Den Abschluss der Zahnreihen bilden im Normalfall die Weisheitszähne. Diese können allerdings bei manchen Menschen auch fehlen oder müssen aus Platzmangel gezogen werden, um Fehlstellungen der restlichen Zähne zu vermeiden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. dent. Stefan Wolfart, Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien, Zentrum für Implantologie an der Uniklinik RWTH Aachen.

Von Zahnschmelz, Zement und Co.
Anders als vielleicht viele vermuten, sind Zähne „lebendig“. Um im Laufe des Lebens unterschiedlich feste Nahrung zu zerkleinern, Säureattacken standzuhalten und Krankheitserreger abzuwehren, sind sie entsprechend gewappnet. Unser Kauwerkzeug besteht aus der Zahnkrone, dem Zahnhals und einer oder mehreren Zahnwurzeln, die im Kieferknochen stecken. Krone und Wurzel sind bei den einzelnen Zähnen, je nach Lage im Gebiss und ihrer daraus resultierenden Aufgabe, unterschiedlich ausgebildet. Der sichtbare Teil des Zahns ist die von Zahnschmelz umgebende Krone. Der Schmelz besteht dabei aus den härtesten Bestandteilen des menschlichen Organismus. „Wenige Menschen machen sich ein Bild davon, wie empfindlich und verletzbar unser äußerlich hartes Gebiss eigentlich ist. Da sich unser Zahnschmelz beispielsweise nicht regenerieren kann, benötigt er ausreichend Schutz durch eine sorgfältige Zahnpflege“, betont der Klinikdirektor. Ganz allgemein besteht das Material der Zähne aus drei Hartsubstanzen: Zahnbein, Zement und Schmelz sowie zwei Weichgeweben, dem Zahnmark und der Wurzelhaut. „Der weißliche Zahnschmelz, welcher die Zahnkrone überzieht, setzt sich vor allem aus anorganischen Substanzen wie Kalzium und Phosphor zusammen. Wie widerstandsfähig der Schmelz ist, hängt unter anderem vom Fluoridgehalt ab: Wenn der Fluoridanteil im Zahnschmelz perfekt ist, ist der Zahnschmelz besser gegen Säuren geschützt“, führt der Zahnexperte aus. Das unter dem Zahnschmelz liegende Zahnbein (Dentin) bildet die Hauptmasse des Zahns. Es besteht hauptsächlich aus Kalzium und ist von winzigen Nervenfasern durchzogen, die Reize wahrnehmen und an das Zahnmark, auch Pulpa genannt, weitergeben. Das Zahnmark liegt im Zahninneren. Umgangssprachlich würde man es wohl am ehesten mit einem Nerv vergleichen. Das Zahnmark besteht aus Nervenbahnen, Blutgefäßen und Bindegewebe. Es versorgt unsere Zähne mit wichtigen Nährstoffen und leitet Reize, wie Kälte oder Hitze, an das zentrale Nervensystem weiter. Über den Blutkreislauf ist die Pulpa mit dem gesamten Organismus verbunden. Ein gesunder Zahn ist zudem mit der Zahnwurzel fest im Kiefer verankert. Für diese hohe Festigkeit sorgt der Zahnhalteapparat. Er besteht aus Zahnfleisch, Wurzelhaut, Wurzelzement und Kieferknochen. Tausende von Fasern sorgen für die starke Verbindung zwischen dem Zahn und dem umgebenden Kieferknochen.

Gesundheit beginnt im Mund
Zähne haben Einfluss auf das gesamte Wohlbefinden. „Unser Gebiss hat neben dem ästhetischen und kommunikativen Aspekt in erster Linie eine lebenswichtige praktische Aufgabe: Es ist ein Werkzeug, mit dem wir Nahrung zu uns nehmen. Damit dies auch so bleibt und Zahnschmelz, Zahnhals und Co. gesund bleiben, ist eine sorgfältige Zahnpflege äußerst wichtig. Um Zahnproblemen wie Fehlstellungen, Karies oder Zahnfleischentzündungen vorzubeugen, empfiehlt es sich zudem, das Gebiss regelmäßig überprüfen zu lassen“, fasst Prof. Wolfart zusammen.

Uns Menschen stehen im Laufe unseres Daseins zwei Zahnsätze zur Verfügung: Milchzähne und bleibende Zähne. Beide Zahnsätze sind schon von Geburt an im Kiefer angelegt. Die Milchzähne brechen während der ersten Lebensjahre durch. Dieses temporäre Gebiss erneuert sich während der Jugend vollständig. Der finale Zahnwechsel findet dann in der Regel um das 12. Lebensjahr statt. Die bleibenden Zähne haben, im Gegensatz zu den matten Milchzähnen, eine kräftige, weiße Färbung.

Abo Abo
Newsletter Newsletter
stiftung Stiftung
AC Forscht Aachen forscht

Archiv