Es erinnert an Termine, hält Erinnerungen fest, informiert über aktuelle Nachrichten und ist ständiger Begleiter: das Handy. Für viele gehört es ganz selbstverständlich zum Alltag. Ein Leben ohne das kleine Technikwunder ist für die meisten Menschen kaum noch vorstellbar. Daher scheint es nur konsequent, dass es uns auch in der Nacht nicht von der Seite weicht und den Weg unter die Bettdecke findet. Welche Auswirkungen das Handy im Bett haben kann, erklärt der Neurologe und Schlafmediziner Prof. Dr. med. Johannes Schiefer.
Unser Alltag ist hektisch, es gibt immer etwas zu tun – sei es im privaten oder beruflichen Umfeld. Daher ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Menschen Schwierigkeiten haben abends abzuschalten, zur Ruhe zu kommen und erholsamen Schlaf zu finden.
Wie wichtig eine erholsame Nachtruhe ist, merken wir allerdings erst dann, wenn es schon zu spät ist: nämlich am Morgen danach. Hat man sich die ganze Nacht über von einer Seite auf die andere Seite gewälzt, ist die Konzentration am nächsten Tag nur unzureichend vorhanden. Ein ausreichender und erholsamer Schlaf ist daher wichtig für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit sowie körperliche und geistige Fitness.
Blaues Licht senkt den Melatoninspiegel
Schnell einschlafen, erfrischt aufwachen – das ist die Idealvorstellung. Doch allzu oft findet das Handy, als vermeintliche Einschlafhilfe, den Weg unter die Bettdecke. Nur noch mal eben die Nachrichten prüfen – so geht es vermutlich vielen, die sich am Abend hinlegen und nicht direkt einschlafen können. Sie nutzen ihr Smartphone, um durch das Lesen und Scrollen des Bildschirms müde zu werden. „Die nächtliche Handynutzung, insbesondere kurz vor dem Einschlafen, steht im Konflikt mit der körperlichen und geistigen Entspannung. Das Surfen im Internet oder auch das Abrufen und Beantworten von Mails erhöhen die geistige Aktivität und Anspannung. An Entspannung ist dann nicht mehr zu denken“, fasst Prof. Dr. med. Johannes Schiefer, Oberarzt in der Klinik für Neurologie und Leiter des Schlaflabors der Uniklinik RWTH Aachen, zusammen.
Auch das Wissen darüber, während der Nachtruhe jederzeit erreichbar zu sein, kann negative Auswirkungen auf die Qualität des Schlafes haben. „Vor allem das blaue Licht des Mobiltelefons ist der Übeltäter. Es blockiert die Ausschüttung von Melatonin. Das Einschlafhormon des Menschen steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Wird es in seiner Ausschüttung blockiert, hemmt es den Einschlafprozess“, erklärt Prof. Schiefer
weiter.
Handy contra Nachtruhe
Zwar bedeutet das nicht, dass jeder, der vor dem Zubettgehen sein Handy nutzt, schlecht schläft. Doch für Menschen, die schon länger an Schlafproblemen leiden, ist die Nutzung des eckigen Alltagbegleiters nicht gerade förderlich.
„Schlaf und Einschlafgewohnheiten sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Was dem einen hilft, kann den anderen stören. Im Endeffekt muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden, ob das Handy den Weg ins Bett findet oder nicht. Wer seine Nachtruhe demnach mit einem Blick auf das Display einläutet und diese Routine auch nicht ändern möchte, der sollte sich passende Apps herunterladen, die die bläulichen Anteile des Displaylichts herausfiltern“, empfiehlt der Schlafexperte. Manche Smartphones bieten diese Option schon in ihren Einstellungen an. Das Licht schimmert dann leicht orangefarben und dem erholsamen Schlaf steht nichts mehr im Wege – bis auf den Wecker, der erfahrungsgemäß immer zu früh klingelt.
Übrigens:
Nächtliches Aufladen des Handys im Bett kann zu einem Wärmestau führen. Rutscht das Telefon versehentlich unter das Kissen oder die Bettdecke, kann es überhitzen und sich entzünden. Auch die Leistung des Akkus wird durch die Temperaturschwankungen
beeinträchtigt.
Unsere Tipps für eine erholsame Nachtruhe:
Gutes Schlafklima:
Lüften Sie den Raum kurz vor dem Zubettgehen einmal gut durch. Eine Temperatur um die 18° Grad Celsius ist optimal.
Essen und Trinken:
Verzichten Sie zu später Stunde auf üppige Mahlzeiten und Koffein sowie Alkohol.
Sport:
Ein kleiner Spaziergang am Abend ist gut für das Wohlbefinden und die nächtliche Ruhe.
Aufregung:
Vermeiden Sie Aufregung in Form von Streitigkeiten oder Horrorfilmen.
Rituale:
Etablieren Sie Rituale, indem Sie vor dem Schlafen meditieren, einen warmen Tee trinken oder entspannende Musik hören.