Quälende Bauchschmerzen, ständiges Rumoren, Durchfall und Übelkeit – fast jeder von uns ist im Laufe seines Lebens mal von Erkrankungen des Verdauungstrakts betroffen. Treten die Beschwerden jedoch häufig und mit steigender Intensität auf, kann es sich dabei um chronische Entzündungen im Darm handeln. Betroffene sind geplagt von immer wiederkehrenden schmerzhaften Schüben im Verdauungstrakt, die den Alltag und die Lebensgewohnheiten massiv einschränken können. apropos klärt Sie über die beiden häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und deren Symptomatik sowie Behandlung auf.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen bezeichnen im Allgemeinen die entzündlichen Erkrankungen des Verdauungstrakts, vor allem des Dick- und Dünndarms, begleitet von wiederkehrenden starken Bauchschmerzen, chronischen Durchfällen und Gewichtsverlust. Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zählen zu den häufigsten Ausprägungen. Beide Erkrankungen sind in ihrem Erscheinungs- und Beschwerdebild recht ähnlich, unterscheiden sich jedoch im entzündeten Darmabschnitt. In manchen Fällen beeinträchtigen die Erkrankungen auch andere Körperteile wie Augen, Mund, Haut oder Gelenke. Ein gestörtes Zusammenspiel von Immunsystem, Darm und Darmflora gilt meist als Ursache: Die Fehlsteuerung schädigt die Darmbarriere und löst chronische Entzündungen aus.
Der chronisch kranke Darm
Berufseinstieg, Planung der nächsten Reise und Weichenstellung für die Zukunft – das sind Themen, die junge Erwachsene Anfang 20 umtreiben. Kaum jemand macht sich da Gedanken über mögliche gesundheitliche Probleme. Häufig treten allerdings gerade in diesem Alter chronisch entzündliche Darmerkrankungen auf, welchen den Alltag plötzlich auf den Kopf stellen. Für junge Menschen mag sich dies wie ein seltenes Schicksal anhören, doch die meisten Neuerkrankungen werden im Alter zwischen 16 und 40 Jahren unabhängig vom Geschlecht diagnostiziert. „Wenn der Darm verrücktspielt, ist vor allem eine frühzeitige Diagnostik und richtige Therapie entscheidend. Colitis ulcerosa und Morbus Crohn gehören zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die zu fortschreitenden Schädigungen des Darms, Nährstoffmangel und bleibenden Beeinträchtigungen bei den Patientinnen und Patienten führen können“, betont Priv.-Doz. Dr. med. Karim Hamesch, Oberarzt in der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. Er leitet gemeinsam mit Oberärztin Dr. med. Stefanie Tischendorf die Spezialsprechstunde für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. „Eine vollständige Genesung ist nicht möglich. Allerdings lassen sich die Häufigkeit und Intensität der Krankheitsschübe mit einer umfassenden Therapie und Anpassung der Lebensgewohnheiten reduzieren“, so Dr. Tischendorf.
Welche Symptome habe ich?
Colitis ulcerosa geht meist mit wiederkehrenden Episoden von Bauchschmerzen und blutigem, schleimigen Durchfall einher. Betroffene leiden unter andauerndem, schmerzhaftem Stuhldrang sowie vielen kleineren Stuhlentleerungen täglich. Die Schübe können plötzlich und mit heftigen Beschwerden einsetzen und zu hohem Fieber und schwerem Krankheitsgefühl führen. Meist beginnen die Symptome schleichend mit Krämpfen im Unterbauch, beginnendem Stuhldrang und sichtbaren Blutbeimengungen. Ein solcher Schub kann Tage oder Wochen dauern. Personen mit Morbus Crohn haben ebenfalls Bauchschmerzen, Krämpfe und klagen über chronischen Stuhlgang, der über viele Wochen anhält. Ebenso können Entzündungen außerhalb des Darms, zum Beispiel Gelenkschmerzen, auf eine Erkrankung hindeuten. Bei beiden Krankheitsbildern können Betroffene aufgrund des langanhaltenden Durchfalls an Gewicht verlieren oder einen Nährstoffmangel aufweisen.
Wie werden Colitis ulcerosa und Morbus Crohn diagnostiziert?
Die Diagnose in beiden Fällen ist nicht immer einfach, da sich die Symptome oft mit anderen Darmleiden gleichen. Vor allem ist eine frühzeitige Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie Nahrungsmittelallergien, dem Reizdarmsyndrom oder gastrointestinalen, also den Magen-Darm-Trakt betreffende Infektionen, wichtig. Die gemeinsame Symptomatik von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn umfasst dabei krampfartige Bauchschmerzen und starken, anhaltenden Durchfall. Colitis ulcerosa befällt hauptsächlich die Schleimhaut des Dickdarms. Die betroffenen Darmabschnitte weisen flache Geschwüre und oberflächliche Entzündungen auf. Morbus Crohn kann hingegen jeden Abschnitt des Verdauungstrakts befallen und zu wunden Stellen führen. Meist ist jedoch der letzte Abschnitt des Dünndarms oder der obere Teil des Dickdarms betroffen. Im Gegensatz zu Colitis ulcerosa können auch tiefere Schichten der Darmwand erkranken. „Vor der körperlichen Untersuchung und der Labordiagnostik mithilfe einer Blutuntersuchung und Stuhlproben, führen wir mit unseren Patientinnen und Patienten ein ausführliches, offenes und ehrliches Behandlungsgespräch. Nur so können wir auf die spezifischen Beschwerden umfassend eingehen. Unser Fokus liegt dabei vor allem auf dem körperlichen Wohlbefinden sowie auf der Häufigkeit der Toilettengänge und der Konsistenz der Ausscheidungen. Besonders wichtig ist es, uns mitzuteilen, ob sich Blut im Stuhl befindet, der Stuhlgang schmerzhaft ist oder Begleitsymptome wie Gelenkschmerzen, Augen- oder Hautentzündungen auftreten“, führt Dr. Hatting aus. „Zusätzlich zur Laboruntersuchung können anschließend noch diagnostische Maßnahmen herangezogen werden, die mittels Bildgebung das Vorhandensein und Ausmaß der Entzündung sichtbar machen. Dazu zählen dann Magen- und Darmspiegelungen sowie MRT- oder Ultraschalluntersuchungen“, erläutert er weiter.
Wie werden Colitis ulcerosa und Morbus Crohn behandelt?
Beide Erkrankungen sind nicht heilbar. „Die Wahl der Therapie hängt vom Entzündungsgrad und dem Verlauf der Erkrankung ab. Die Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten zielt darauf ab, eine kurzfristige Remission herbeizuführen, also die Symptome zu lindern, die Entzündung zu reduzieren und eine vorübergehende beschwerdefreie Phase einzuleiten. Diese versuchen wir so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Auch gleichen wir mit Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr einen möglichen Mangel aus. Einen völligen Zustand der Genesung können wir leider nicht erreichen. Mit frühzeitiger medikamentöser Intervention und Überwachung des Krankheitsverlaufs können wir allerdings mögliche Komplikationen verhindern. In manchen Fällen bleibt aber auch eine Operation nicht aus. Dies ist vor allem bei nicht abheilenden Fisteln oder Abszessen der Fall“, erklärt Dr. Tischendorf. „Da Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zwar in jedem Alter vorkommen können, aber besonders junge Menschen betroffen sind, geht die Erkrankung zum einen mit tabuisierten Beschwerden einher, zum anderen kommt noch eine psychosoziale Dimension hinzu. Scheuen Sie sich nicht davor, medizinischen Rat einzuholen“, rät die Oberärztin. Eine Anpassung der Lebensgewohnheiten kann ebenfalls ratsam sein. Betroffene sollten sich während der Krankheitsschübe oder bei Darmblockierungen ballaststoffarm ernähren, Stress reduzieren und das Rauchen aufhören.
Regionaler Ansprechpartner
Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Med. Klinik III) der Uniklinik RWTH Aachen
Spezialsprechstunde für chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Montag bis Freitag 8:00 – 14:00 Uhr
Etage 3, Leitstelle B4
Tel.: 0241 80-80862
Mail: Amb-sprechstunde-poliklinik-im3@ukaachen.de