Bei circa jeder zehnten Frau tritt während der Schwangerschaft ein erhöhter Blutdruck auf. Die Ursachen sind komplex und noch nicht vollständig erforscht. Bekannt ist, dass Bluthochdruck in der Schwangerschaft eine Störung der Einnistung der Plazenta in die Gebärmutter zugrunde liegt. apropos gibt einen Überblick.
Als Bluthochdruck, von Medizinerinnen und Medizinern auch Hypertonie genannt, wird der erhöhte Druck in den arteriellen Blutgefäßen bezeichnet. Tritt dieser während einer Schwangerschaft auf, sind grundsätzlich zwei Formen zu unterscheiden: ein chronischer Blutdruck, der zuvor bereits unabhängig von der Schwangerschaft bestand oder in der ersten Schwangerschaftshälfte aufgetreten ist und den schwangerschaftsinduzierten Bluthochdruck – damit sind alle Frauen gemeint, deren Bluthochdruck erst nach der 20+0 Schwangerschaftswoche aufgetreten ist.
Im Idealfall sollte der Blutdruck einer Schwangeren den Wert 130 zu 85 mmHG nicht überschreiten. Liegt ein höherer Wert vor, spricht man von einem Bluthochdruck. Um eine Diagnose zu stellen, ist eine einzelne Messung nicht ausreichend, der Blutdruck muss wiederholt und unter standardisierten Bedingungen gemessen werden. Bei Unsicherheiten kann auch eine 24-Stunden-Messung durchgeführt werden. Ein hoher Blutdruck in der Schwangerschaft stellt Risiken für das Herz-Kreislauf-System sowie das zentrale Nervensystem dar und kann Hirnblutungen und Langzeitschäden verursachen.
Präeklampsie: Gefahr für Mutter und Kind
Die Präeklampsie ist eine Sonderform des Bluthochdrucks, die sich durch zusätzliche Organmanifestationen äußert. Diese können unter anderem die Niere, die Leber, den Atmungstrakt und das Blutsystem betreffen. Klinisch äußert sich eine Präeklampsie durch Symptome wie Augenflimmern, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Oberbauchschmerzen, Proteinausscheidungen im Urin sowie starke Wassereinlagerungen. Die sogenannte Schwangerschaftsvergiftung kann ein akutes Organversagen und eine vorzeitige Ablösung der Plazenta zur Folge haben.
Behandlungsmethoden
Ein erhöhter Blutdruck kann auch in der Schwangerschaft mit Medikamenten behandelt werden, diese können einzeln verabreicht oder miteinander kombiniert werden. In der Regel werden die Medikamente von dem Haus- oder Frauenarzt verschrieben. Bei besonders hohen Blutdruckwerten ist eine stationäre Überwachung erforderlich. Im Verlauf der Schwangerschaft können jedoch nur die Symptome gelindert werden: Als eigentliche Therapie der Hypertonie gilt die Entbindung.
Die Art und Weise der Entbindung hängt von dem Zustand von Mutter und Kind ab. Sind beide stabil, kann vaginal entbunden werden. Befinden sich Mutter und Kind jedoch in einem kritischen Zustand, kann eine zeitnahe Entbindung mittels Kaiserschnittes notwendig sein. Auch stabile Patientinnen bleiben in der Regel nicht bis zu dem errechneten Termin schwanger. Bei der Präeklampsie und dem schwangerschaftsinduzierten Bluthochdruck gilt die 38. Schwangerschaftswoche als Entbindungszeitpunkt, bei dem chronischen Bluthochdruck die 39. Schwangerschaftswoche.
Geburt – und dann?
Nach der Geburt geht die Schwangerschaftshypertonie in der Regel von allein zurück. Oftmals wird die Blutdruckmedikation ab dem 4. Tag nach der Entbindung in einem Zeitraum von bis zu 12 Wochen langsam abgesetzt. Dies erfolgt in der Regel durch den Hausarzt, eine weitere stationäre Behandlung ist nicht erforderlich. Nach einer Schwangerschaftshypertonie besteht für betroffene Frauen ein Risiko von bis zu 47 Prozent, bei einer Schwangerschaft erneut einen Bluthochdruck zu entwickeln. Das Risiko für die Entwicklung einer Präeklampsie liegt bei 2-7 Prozent. Da bei jeder Patientin zudem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht, sollten betroffene Frauen ein Leben lang internistisch betreut werden.