Das Gehirn ist unser empfindlichstes Organ und im Ernstfall zählt oft jede Sekunde. Circa einer von 50 Menschen lebt mit einem zerebralen Aneurysma, viele von ihnen, ohne es zu wissen. Erst wenn die Gefäßaussackung platzt, kommt es zu schweren Symptomen und lebensbedrohlichen Zuständen. Jedoch bieten moderne neurochirurgische Verfahren gute Chancen, Patientinnen und Patienten zu retten und Folgeschäden zu begrenzen.
Ein zerebrales Aneurysma ist eine Aussackung oder Ausbuchtung an einer Schwachstelle in der Wand eines Blutgefäßes im Gehirn. Diese Aussackung entsteht durch eine Schwäche in der Gefäßwand und kann sich im Laufe der Zeit vergrößern. Die meisten Aneurysmen verursachen keine Symptome und werden oft zufällig bei bildgebenden Untersuchungen entdeckt. Allerdings kann ein Aneurysma platzen, was zu einer lebensbedrohlichen Blutung im Gehirn führen kann.
Zerebrale Aneurysmen sind relativ häufig und kommen bei etwa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung vor. Das bedeutet, dass etwa einer von 50 Menschen ein Aneurysma im Gehirn hat. Die meisten Menschen wissen jedoch nichts von ihrem Aneurysma, da es oft keine Symptome verursacht. Erst wenn das Aneurysma platzt oder – seltener – die Nachbarstrukturen stört, kommt es zu schweren Symptomen. Allerdings bleiben viele Aneurysmen auch ein Leben lang stabil und platzen nicht. Ein Zufallsbefund stellt das zuständige medizinische Personal daher oft vor eine schwierige Entscheidung über das weitere Vorgehen.
Mögliche Folge: Subarachnoidalblutung (SAB)
Wenn ein Aneurysma platzt, kommt es zu einer sogenannten Subarachnoidalblutung (SAB). Dabei tritt Blut in den Raum zwischen dem Gehirn und der dünnen Hirnhaut aus. Eine SAB ist ein medizinischer Notfall und kann zu schweren neurologischen Schäden oder sogar zum Tod führen. Symptome einer SAB sind plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen, die oft als “der schlimmste Kopfschmerz meines Lebens” beschrieben werden, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen und neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Sprachstörungen. Die Versorgung des Aneurysmas ist wichtig, um Nachblutungen zu verhindern. Allerdings können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte hierdurch die Folgen der Blutung (und die Entwicklung möglicher Komplikationen) nicht rückgängig machen. Patientinnen und Patienten mit einer SAB müssen deshalb in der Regel über mehrere Wochen auf der Intensivstation behandelt werden.
Therapiemöglichkeiten
Es gibt zwei Hauptmethoden zur Behandlung von zerebralen Aneurysmen:
Neurochirurgische Behandlung (Clipping):
Beim Clipping verschließt die Chirurgin oder der Chirurg das Aneurysma durch einen operativen Eingriff am offenen Schädel mit einem kleinen Metallclip. Dieser Clip wird an der Basis des Aneurysmas platziert, um den Blutfluss in das Aneurysma zu unterbrechen und so das Risiko einer Blutung zu verringern.
Neuroradiologische Behandlung (Coiling):
Coiling erfolgt endovaskulär. Bei dieser Methode führen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte einen dünnen Katheter durch die Blutgefäße, meist über die Leistenarterie, bis zum Aneurysma. Anschließend bringen sie kleine Platinspiralen (Coils) in das Aneurysma ein, die die Gefäßaussackung verschließen und so das Risiko einer Blutung verringern.
Interdisziplinäre Entscheidung über die Therapie
Die Wahl der besten Behandlungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe und Lage des Aneurysmas, dem allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten und dem Risiko eines erneuten Blutungsereignisses. Diese Entscheidung wird in der Regel von einem interdisziplinären Team aus Neurochirurgen, Neuroradiologen und Neurologen gemeinsam getroffen. Dabei werden die Vor- und Nachteile jeder Methode sorgfältig abgewogen, um die beste individuelle Therapie für die betroffene Person zu finden.
Wird ein Aneurysma zufällig gefunden, muss entschieden werden, ob im Einzelfall eine Versorgung oder eine Beobachtung für den Patienten oder die Patientin sinnvoller ist. In vielen Krankenhäusern wie auch in der Uniklinik RWTH Aachen gibt es regelmäßige zerebrovaskuläre Konferenzen, bei denen Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen Fälle von zerebralen Aneurysmen interdisziplinär besprechen. Dabei werden alle relevanten Informationen und Bildgebungsdaten analysiert, um die beste individuelle Therapie zu planen. Diese Konferenzen stellen sicher, dass jeder Patient und jede Patientin die bestmögliche Behandlung erhält und dass alle Aspekte des Falls berücksichtigt werden. Die Teilnahme von verschiedenen Spezialisten, zum Beispiel aus der Neurochirurgie, Neuroradiologie und Neurologie, gewährleistet eine umfassende und ganzheitliche Betrachtung des Falls.









