Für die einen ist der Frühling und das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf die schönste Jahreszeit, für die anderen heißt es: Nase zu und durch. Zwar sind Pollen als Verursacher von Allergien wohl die bekanntesten Auslöser – bei weitem aber nicht die einzigen. apropos nimmt Sie mit auf einen Streifzug durch die Welt der allergieauslösenden Stoffe.
Ob Nahrungsmittel, Tierhaare oder Gräser – sie alle können für Allergiker ganz schön unangenehm sein. Während der eine an der frischen Frühlingsluft mit dem felligen Vierbeiner seine Runden dreht und auf einer Parkbank genüsslich Nüsse, Mandeln und Co. verspeist, muss sich der andere mit Antiallergika, Nasenspray und Augentropfen ausstatten, um sich möglichst beschwerdefrei in der Natur bewegen zu können. Tätigkeiten, die für viele vollkommen gewöhnlich sind, können für Allergiker zum Problem werden. „Ursache für eine allergische Erkrankung ist eine Überempfindlichkeit des Immunsystems auf körperfremde Substanzen, sogenannte Allergene, die dem Körper durch Einatmen oder über die Haut zugeführt werden. Die Lebensqualität Allergiebetroffener wird oft stark beeinträchtigt, da zu den allergischen Beschwerden wie Schnupfen, Niesreiz und tränenden Augen oftmals auch noch Tagesmüdigkeit oder Schlafstörungen hinzukommen“, erläutert Dr. med. Gerda Wurpts, Funktionsoberärztin in der Klinik für Dermatologie und Allergologie – Hautklinik an der Uniklinik RWTH Aachen und Sprecherin des Aachener Comprehensive Allergy Centers. Es gibt nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e. V. viele verschiedene Auslöser für Allergien. Das Spektrum an möglicherweise relevanten Allergenen für uns Menschen ist groß. Zum einen sind dies Atemwegsallergene wie Pollen, Milben, Tierhaare oder Schimmelpilze. Auch Kontaktstoffe, die sich sowohl im privaten als auch beruflichen Bereich finden können, wie unter anderem Metalle, Konservierungsmittel oder Duftstoffe zählen zu möglichen Allergenen. Neben den Allergien, die Beschwerden vor allem an den Atemwegen oder lokalisiert an der Haut verursachen, gibt es verschiedene Auslöser für teils auch generalisierte allergische Reaktionen wie Arzneimittel, Insektengift oder Nahrungsmittel.
Falscher Alarm
Wenn das Immunsystem in unserem Körper verrücktspielt, kann das zu allergischen Reaktionen führen. Immer dann, wenn wir mit körperfremden Substanzen in Berührung kommen, prüft unsere Körperpolizei, ob es sich dabei um Eindringlinge handelt. Haben unsere Abwehrzellen einen schädlichen Krankheitserreger ermittelt, leiten sie eine entsprechende Abwehrreaktion ein. „Das Immunsystem des Allergikers hingegen ist übereifrig. Es reagiert nicht nur auf krankmachende und störende, sondern auch auf eigentlich harmlose Stoffe. Der Körper entwickelt durch den Kontakt mit einem möglichen Allergen wie zum Beispiel Pollen eine Empfindlichkeit, man sagt er sensibilisiert sich. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen erinnert das Immunsystem sich, es kommt zu einer allergischen Reaktion. Diese Reaktion kann je nach Allergen und Typ der Allergie sehr unterschiedlich sein. So kann es bei einer Pollenallergie zum Beispiel zu Heuschnupfen- oder Asthmabeschwerden kommen“, so die Allergie-Expertin. Allergien können die Lebensqualität der Betroffenen sehr beeinträchtigen. Durch eine gezielte Behandlung lassen sich die Symptome deutlich verbessern. „Vor allem ist es aber wichtig, die Allergene, also die Auslöser der Reaktionen genau zu identifizieren. Dies ermöglicht eine gezielte Meidung des Auslösers und entsprechende Behandlung der Allergie. Für die Beratung der Patienten ist es wichtig, auch auf mögliche Kreuzallergien hinzuweisen, wie sie zum Beispiel bei Birkenpollenallergikern für einige Nahrungsmittel bekannt sind. Die Symptome der Allergien werden zum Beispiel mit Antihistaminika behandelt. Hier gibt es mittlerweile eine große Auswahl von Substanzen, die anders als die älteren Präparate, zumeist sehr gut verträglich sind“, berichtet die Funktionsoberärztin.
Die schlechten Seiten am Frühling
Laut dem Robert Koch-Institut leiden circa 30 Prozent der Erwachsenen an mindestens einer allergischen Erkrankung in ihrem Leben. Eine der häufigsten allergischen Erkrankungen in Deutschland ist die Pollenallergie, im Volksmund auch „Heuschnupfen“ genannt. Ausgelöst wird sie durch den Blütenstaub von Gräsern, Sträuchern, Getreide, Kräutern oder Bäumen. Sie tritt meist zu den typischen Pollenflugzeiten im Frühjahr und Sommer auf, kann sich aber auch bis in den Herbst hinein ziehen – je nachdem, auf welche Pflanzenart man mit Symptomen reagiert. Viele Heuschnupfen-Geplagte sind zudem gegen unterschiedliche Pollen allergisch. Wenn die Natur in Bewegung kommt, machen sich die Allergiker bereit, denn vor allem milde Temperaturen zu Jahresbeginn bringen die Pollen in Schwung. Zudem kann sich der Pollenflug durch klimatische Veränderungen und Umwelteinflüsse verlängern oder gar verstärken. Wichtig ist, eine allergische Erkrankung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Aus einem Heuschnupfen kann sich durch einen Etagenwechsel ein Asthma bronchiale entwickelt. Eine sogenannte Hyposensibilisierung hat einen vorbeugenden Effekt für einen solchen Etagenwechsel“, betont Dr. Wurpts.
Sieben Tipps, die Leiden lindern können:
- Lüften in den frühen Morgenstunden (Türen und Fenster über den Tag geschlossen halten)
- Im Auto die Lüftung über den Pollenfilter laufen lassen oder die Klimaanlage verwenden
- Kleidung, die am Tag getragen wurde, nicht mit ins Schlafzimmer nehmen
- Wäsche in Innenräumen trocknen
- Pollenschutzgitter verwenden
- Luftreinigungsgeräte reduzieren die Pollenbelastung in den Innenräumen
- Ein Mund-Nasen-Schutz kann Pollenallergikern ebenfalls helfen