Was die Zeitumstellung mit unserem Körper macht
In jedem Jahr wird die Uhr am letzten Sonntag im März auf die Sommerzeit umgestellt. 2022 fällt dieser Sonntag auf den 27. März. An den Folgen der Zeitumstellung leidet jeder Dritte – das hat eine Studie der DAK-Gesundheit aus dem Herbst 2020 aufgezeigt. Woran das liegt und wie man damit umgehen kann, erklärt Ihnen apropos.
Am letzten Sonntag im März steht die Umstellung von der Winterzeit (oder Normalzeit) auf die Sommerzeit an. Das heißt: In der Nacht von Samstag auf Sonntag drehen wir die Uhren von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vor. Die Nacht ist dadurch eine Stunde kürzer, entsprechend wird es morgens später hell und abends später dunkel.
Aus dem Rhythmus
Obwohl es sich nur um eine Stunde handelt, bringt die Zeitumstellung das Schlaf-Wach-Verhalten des Körpers durcheinander. Der gestörte 24-Stunden-Rhythmus kann sich nicht nur auf die Psyche und das Wohlbefinden auswirken, sondern auch Körperfunktionen wie den Kreislauf und den Stoffwechsel beeinflussen. Zu den häufigsten Folgen der Zeitumstellung gehören Müdigkeit, Einschlafprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten. Auch Niedergeschlagenheit und depressive Verstimmungen können auftreten. Nicht selten kommt es zu Gereiztheit, Appetitlosigkeit und Verdauungsproblemen.
Die Zeitumstellung kann insbesondere im Säuglingsalter belastend sein, da der gerade gefundene stabile Rhythmus gestört wird. Auch für Menschen, die unter Schlafstörungen oder organischen Erkrankungen leiden, ist mit der Umstellung eine zusätzliche Belastung verbunden.
Die innere Uhr gibt den Takt vor
Die bei der Zeitverschiebung – nach vorne oder nach hinten – verschobene Stunde wirkt sich auf den Biorhythmus aus. Der Biorhythmus wird von der genetisch bedingten inneren Uhr beeinflusst – sie regelt den Organismus, lebenswichtige Vorgänge und bestimmt den Chronotypen eines jeden Menschen. Man unterscheidet beim Menschen zwischen dem Chronotypen der Eule, also diejenigen, die spät ins Bett gehen und dementsprechend spät aufstehen, und dem Chronotypen der Lerche. Lerchen gehen früh ins Bett und stehen tendenziell eher früh auf. Gerade für Eulen ist die Zeitumstellung problematisch, da der neue Rhythmus noch weniger der inneren Uhr des Chronotypen entspricht. Die innere Uhr steuert auch die Ausschüttung des Hormons Melatonin, die Körpertemperatur, den Blutdruck und den Stoffwechsel. Insbesondere das Licht ist für die innere Uhr von Bedeutung: Rezeptoren auf der Netzhaut geben das Signal der Helligkeit ans Gehirn weiter. Die innere Uhr ist synchron zu der Umwelt und folgt dem Sonnenaufgang.
Frische Luft und Tageslicht können helfen
Bis sich der menschliche Organismus an die Umstellung gewöhnt hat, können mehrere Tage vergehen. Um den Gewöhnungsprozess zu unterstützen, sollte man versuchen, den Körper bereits im Voraus auf die Umstellung vorzubereiten. Bei der Umstellung zur Sommerzeit kann es daher hilfreich sein, vorher Tag für Tag etwas früher aufzustehen. Die innere Uhr kann man in den Tagen nach der Umstellung unterstützen, indem man sich möglichst viel bei Tageslicht an der frischen Luft aufhält. Auch eine temporäre Ernährungsumstellung kann den Körper bei der Gewöhnung helfen: Um den Organismus im Gleichgewicht zu halten und das Wohlbefinden zu stärken, kann ein Verzicht auf fetthaltige Speisen und Alkohol von Vorteil sein. Von einem übermäßigen Koffeinkonsum durch Kaffee oder Energy-Drinks ist abzuraten, da diese die Umstellung des Körpers nicht nachhaltig unterstützen.
Schon gewusst?
• | Den ersten Versuch, neben der deutschen Winterzeit eine Sommerzeit einzuführen, gab es 1916 im Deutschen Kaiserreich |
• | In der Weimarer Republik wurde diese Regelung drei Jahre später rückgängig gemacht. |
• | 1980 wurde die Sommerzeit im Zuge der Ölkrise erneut eingeführt: Um Energie zu sparen, sollte die Sonne abends eine Stunde länger scheinen und auf diese Weise weniger Strom für Licht verbraucht werden |
• | Aber: Laut Bundesumweltamt erreicht die Zeitumstellung nicht die gewünschte Energieeinsparung, weil zum Beispiel morgens mehr geheizt wird. |
• | Die EU-Kommission hatte bereits 2019 die Abschaffung beschlossen: Bisher konnte das aber noch nicht umgesetzt werden, weil die EU-Staaten keine Einigkeit finden, ob die Sommer- oder Winterzeit bestehen bleiben soll. |