Schmerzen beim Stuhlgang oder hellrotes Blut am Toilettenpapier? Ursache dafür könnten Hämorrhoiden sein. Doch auch andere Erkrankungen können die Beschwerden verursachen: Eine ärztliche Abklärung sollte deshalb in jedem Fall erfolgen. apropos zeigt, warum sich Betroffene nicht schämen sollten und eine Therapie besonders wirkungsvoll sein kann.
Im Volksmund sprechen Betroffene dieses Krankheitsbildes meistens davon, dass sie „Hämorrhoiden“ hätten. Sie zielen dabei auf die damit einhergehenden Beschwerden ab. Faktisch ist diese Aussage allerdings nicht korrekt, denn gemeint ist das sogenannte Hämorrhoidalleiden, weil jeder Mensch Hämorrhoiden hat: Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich die Bezeichnung für die ringförmig angeordneten, durchbluteten Gefäßpolster am Ausgang des Enddarms – kurz vor dem After. Gemeinsam mit den Schließmuskeln sind sie dafür verantwortlich, dass der Darm nach außen hin vollständig verschließt.
Schätzungen gehen davon aus, dass rund 70 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens unter symptomatischen Hämorrhoiden leiden – mit einer vermutlich hohen Dunkelziffer. Die meisten Betroffenen haben erstmalig in einem Alter zwischen 45 und 65 Jahren Beschwerden. „Viele Menschen empfinden das Thema als besonders peinlich und trauen sich trotz starker Beschwerden nicht, Hilfe durch einen Arzt in Anspruch zu nehmen. Doch das sollte sie tun: Einerseits können hinter den Symptomen andere ernsthafte Erkrankungen stecken und andererseits ist die Diagnostik und Behandlung eines Hämorrhoidalleidens für uns Medizinerinnen und Mediziner überhaupt nicht schambehaftet, sondern Routine“, weiß Univ.-Prof. Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Med. III) an der Uniklinik RWTH Aachen.
Symptome und Ursachen
Ein Hämorrhoidalleiden kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Besonders häufig treten schmerzlose Blutungen während oder kurz nach dem Stuhlgang auf. Die Ursache für die Probleme ist oft ein zu starkes Pressen – beispielhaft aufgrund chronischer Verstopfung, da der feste Stuhl oder das starke Pressen die dünnen Gefäßwände der Hämorrhoiden beschädigen. Auch Husten, vermehrtes Krafttraining, eine Schwangerschaft oder Übergewicht können die Beschwerden auslösen. Mediziner vermuten, dass die Erkrankung mit zunehmendem Alter vermehrt auftritt, weil das Gewebe schwächer wird. Weitere typische Beschwerden sind Juckreiz, Nässen oder ein Brennen im Bereich des Afters. Aber auch ein Druck- und Fremdkörpergefühl sowie der ungewollte Abgang kleinerer Mengen Schleim und Stuhl können auftreten.
Experten unterscheiden verschiedene Grade der Ausprägung eines Hämorrhoidalleidens. Größere Schmerzen und deutlich spürbare Probleme treten vielfach erst bei einem deutlich fortgeschrittenen Stadium auf. Dann können auch stark vergrößerte Hämorrhoiden aus dem After heraustreten – prolabieren. Sie sehen aus wie weiche kleine Knoten und lassen sich in der Regel wieder hineindrücken oder ziehen sich von selbst zurück. Verschlimmert sich das Leiden, können sie dauerhaft austreten; sie lassen sich dann nicht mehr zurückschieben. In diesen Fällen tritt öfters ein kleines Stück der Analschleimhaut heraus – der sogenannte Analprolaps. Die Schmerzen können aber auch von Hautverletzungen oder -reizungen kommen, die das Hämorrhoidalleiden begleiten.
„Wer Blut im Stuhl feststellt oder unter Schmerzen leidet, sollte das grundsätzlich ärztlich abklären lassen. Hinter diesen Symptomen können auch sehr ernste andere Erkrankungen, wie beispielsweise Darmkrebs, stecken, die immer frühestmöglich diagnostiziert und therapiert werden sollten, um eine möglichst gute Prognose zu erhalten“, so Prof. Trautwein. Bei Beschwerden dieser Art ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Er kann nach eigenen Untersuchungen bei Bedarf an einen sogenannten Proktologen überweisen, der sich mit den Erkrankungen des Enddarms beschäftigt.
Diagnose: Das erwartet Sie bei der Untersuchung
Bei Betroffenen verstärken sich die Symptome und Beschwerden im Laufe der Zeit, sofern keine geeigneten Therapiemaßnahmen erfolgen. Bereits einmal vergrößerte Hämorrhoiden verkleinern sich meistens nicht wieder von allein – das Krankheitsbild lässt sich allerdings gut behandeln. Neben einer Befragung zu den Symptomen und Vorerkrankungen besteht die Sicherung der Diagnose aus einer Untersuchung des Afters. Hierfür wird der Enddarm vorsichtig abgetastet, um Entzündungs- und Vergrößerungsanzeichen der Hämorrhoiden zu finden. Die Beschaffenheit des Schließmuskels und der umliegenden Schleimhaut geben Auskünfte über mögliche Erkrankungen. Die Untersuchung tut normalerweise nicht weh und ist für das medizinische Personal alltäglich.
Bei einem Verdacht auf vergrößerte Hämorrhoiden folgt in der Regel eine Enddarmspiegelung – eine Proktoskopie. Zur Untersuchung der Schleimhaut im Enddarm führen die Fachleute eine Kamera ein, um die Hämorrhoiden und die umliegenden Strukturen betrachten zu können. Die Untersuchung ist in der Regel ebenfalls nicht schmerzhaft und dauert nur wenige Minuten. Zur Vorbereitung wird der Enddarm durch ein Abführmittel entleert. Möglicherweise wird der Arzt auch eine Darmspiegelung vorschlagen, um den gesamten Darm auf Auffälligkeiten zu untersuchen, insbesondere wenn die Befunde nicht eindeutig sind.
Therapie und Heilungschance
Die Art und Weise der Behandlung richtet sich nach dem Grad der Betroffenheit: Die Größe der Hämorrhoiden und die Stärke der Beschwerden ist maßgeblich. „Bei nur leicht vergrößerten Hämorrhoiden reicht es oft aus, die Ernährung umzustellen, um Verstopfungen zu vermeiden. Viele Ratschläge und Hausmittel, die man zu dem Thema finden kann, sind in ihrer Wirkung hingegen wissenschaftlich nicht belegt. Insbesondere Patienten mit ausgewachsenen Problemen sollten sich daher unbedingt Rat bei einem Arzt einholen“, sagt Prof. Trautwein.
Bei Beschwerden wenden die Medizinerinnen und Mediziner die sogenannte Gummibandligatur an. Die vergrößerten Hämorrhoiden werden abgebunden, sodass die störenden Teile nach einiger Zeit abfallen und keine Probleme mehr verursachen. Bei Hämorrhoiden in besonders schwerer Ausprägung ist teilweise eine Operation notwendig, bei der die Gefäßpolster entfernt werden. Je nach Ausgestaltung des individuellen Leidens haben sich unterschiedliche Operationsverfahren etabliert. Die meisten dieser Verfahren lassen sich ambulant durchführen, je nach Einzelfall ist ein stationärer Aufenthalt ratsam. Gemeinsam mit den behandelnden Ärzten sollten die Patientinnen und Patienten das für sie beste Therapiekonzept besprechen.
Vorbeugung der Beschwerden ist möglich
Wer Problemen durch die Hämorrhoiden vorbeugen möchte, sollte Verstopfungen vermeiden. Hierbei kann eine ballaststoffreiche Ernährung helfen: Auf dem Speiseplan sollten insbesondere geschrotete Vollkornprodukte, Obst, Rohkostsaaten und Gemüse landen. Ein besonders effektiv stuhlregulierender Ballaststoff sind die Schalen des Flohsamens. Ein bis zwei Teelöffel täglich, gelöst in reichlich Wasser, bewirken bei den meisten schon eine deutliche Verbesserung der Stuhlkonsistenz. Außerdem helfen Bewegung und viel trinken – am besten mehr als zwei Liter pro Tag!