Schnell wieder fit nach der OP: Das ERAS-Konzept

Gespräch zwischen Ärztin und Patientin
© Dragana Gordic – stock.com

Ein operativer Eingriff ist für viele Menschen mit Unsicherheit verbunden: Wie kann ich mich vorbereiten? Wann kann ich wieder aufstehen, in die heimischen vier Wände zurückkehren und meinem Alltag nachgehen? Während Patientinnen und Patienten früher viel im Bett liegen mussten, weiß man heute, dass es wichtig ist, frühzeitig wieder in Schwung zu kommen. Das sogenannte interdisziplinäre ERAS-Konzept unterstützt dabei und hat zum Ziel, Betroffene früher zu mobilisieren und schneller durch die Zeit nach einer OP zu bringen. apropos klärt auf, was sich hinter den vier Buchstaben verbirgt. 

In den letzten Jahren wurden viele Gewohnheiten in der Chirurgie, wie zum Beispiel die strikte Bettruhe oder der längere Verzicht auf Nahrung rund um eine Operation, wissenschaftlich überprüft und in vielen Fällen verworfen. Denn moderne Studien zeigen, dass viele dieser alten Automatismen eher hinderlich als hilfreich sind. „Genau hier setzt das ERAS-Konzept an. ERAS steht dabei für „Enhanced Recovery after Surgery“, also „Verbesserte Erholung nach chirurgischen Operationen“. Ein Konzept, das sich als umfangreiches Paket an Maßnahmen versteht, die vor, während und nach einer OP greifen, um die körpereigene Regeneration und Erholung zu unterstützen. Es hilft dabei, schneller wieder fit zu werden und die Verweildauer in der Uniklinik auf wenige Tage zu verkürzen“, erklärt Dr. med. Marcus Haushofer, Oberarzt in der Klinik für Herzchirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen.

Präoperative Vorbereitung und postoperative Betreuung

Der Grundgedanke: Je besser der Körper vorbereitet ist, je schonender die Operation und je aktiver die Zeit nach dem Eingriff ist, desto rascher regeneriert und erholt sich der Körper.  Dabei beginnen die ERAS-Maßnahmen nicht erst nach dem OP-Saal, sondern schon einige Tage vorher. „Wie schnell der Körper nach einem chirurgischen Eingriff wieder fit wird, hängt schon mit der Vorbereitung zusammen. Dazu zählt auch die körperliche Verfassung. Uns ist es besonders wichtig, frühzeitig alle Fragen zum Eingriff und den ERAS-Maßnahmen zu besprechen. So können wir zum Beispiel feststellen, ob sich die Ernährung anpassen lässt, um die Ausgangsbedingungen für den Eingriff zu verbessern und den Stress für den Körper zu reduzieren. Außerdem können Sie sich so schon einmal mit dem individuellen
physiotherapeutischen Behandlungskonzept vertraut machen“, führt Dr. Haushofer aus. Während der Operation kommen schonende Narkosetechniken und wann immer möglich gewebeschonende Verfahren zum Einsatz, um dem Körper zu helfen, schneller wieder in Balance zu kommen. „Nach dem Eingriff stehen eine gezielte Schmerztherapie und die frühe Mobilisation im Fokus. Wir ermutigen unsere Patientinnen und Patienten, sich möglichst früh zu bewegen. Das kann nicht nur den Körper wieder in Schwung bringen, sondern auch das Risiko von Thrombosen oder Infektionen senken“, ergänzt der Experte.

Der Mensch im Fokus

Das Besondere am ERAS-Konzept ist der multidisziplinäre Ansatz. Es bringt Chirurgie, Anästhesie, Physio- und Ernährungstherapie an einen Tisch. Zusätzlich zu den ärztlichen Visiten nimmt sich zudem eine speziell geschulte Pflegekraft (ERAS-Nurse) während des stationären Aufenthalts Zeit, um die Patientinnen und Patienten bei der Regeneration zu unterstützen. „Das ERAS-Konzept kombiniert medizinisches Know-how mit einem ganzheitlichen Blick auf den Menschen. Durch die engmaschige Betreuung fühlen sich viele Betroffene aktiver in den Heilungsprozess eingebunden. Statt passiv auf der Station zu liegen, können sie sich an ihrer Genesung beteiligen und diese mitgestalten. Das stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern wirkt sich auch positiv auf das Ergebnis aus“, betont der Oberarzt. 

Quod ERAS demonstrandum 
Das ERAS-Konzept ist ein modernes Behandlungskonzept, das über die Herzchirurgie hinaus in vielen chirurgischen Fachbereichen erfolgreich eingesetzt wird und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten stärker in den Fokus rückt. Durch eine Vielzahl von kombinierten Maßnahmen lässt sich die Regeneration beschleunigen.

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