Umfragen zufolge haben Frauen im Blick auf mögliche Erkrankungen am meisten Angst vor Krebs. Dabei sind Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen in Deutschland die führende Todesursache. Bei Betrachtung der Herzkrankheiten in der Summe sterben daran sogar mehr Frauen als Männer (2015: 117.518 Frauen gegenüber 103.993 Männern).
Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen, bringt das Problem auf den Punkt: „Der Herzinfarkt bei Frauen wird häufig zu spät erkannt. Nur die Hälfte der Patientinnen hat klassische Symptome. Beim Rest überwiegt ein Komplex an Symptomen, die frau nicht unbedingt als problematisch ansieht.“
Keine falsche scheu: Warnsignale ernst nehmen
Übelkeit und Erbrechen? Ein Magen-Darm-Infekt ist schuld. Probleme mit der Luft? Das muss eine Erkältung sein. „So erklären sich leider viele Frauen die Warnsignale. Daher lautet die Faustregel: Wenn Beschwerden dieser Art in noch nie zuvor gekanntem Ausmaß auftreten, sollten Betroffene sofort den Notarzt unter 112 anrufen. Möglicherweise steckt ein Herzinfarkt dahinter“, warnt Prof. Marx.
Eine weitere Besonderheit beim weiblichen Herzinfarkt betrifft die Symptomatik im Brustbereich. Statt starker Schmerzen handelt es sich dabei im Vergleich zu Männern deutlich häufiger um ein Druck- oder Engegefühl, das aber mindestens genauso ernst genommen werden sollte. Denn jeder Herzinfarkt – unabhängig von der Art der Beschwerden – kann jederzeit und ohne weitere Vorankündigung einen plötzlichen Herzstillstand verursachen.
Ganz wichtig: Frauen sollten keine falsche Scheu haben, bei Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. „Es ist doch besser, man lässt einmal zu viel nachschauen, als einmal zu wenig. Schließlich kann dieses eine Mal über Leben und Tod entscheiden“, so Prof. Marx.
Weibliche Risikofaktoren für einen Herzinfarkt
Diabetes:
Die Erkrankung ist für Frauen sehr gefährlich. Im Vergleich zu Männern erhöht sie das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung um das Doppelte, gegenüber einem gesunden Menschen sogar um das Sechsfache.
Wechseljahre:
Sie erhöhen das Risiko eines Infarktes, weil der schützende Effekt des Hormons Östrogen auf die Gefäße nach den Wechseljahren entfällt.
Natürlich gelten auch für Frauen die allgemein bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen.