Präzisionsmedizin im Kampf gegen den Krebs

Die Diagnose Krebs ist für die meisten Menschen ein Schock. Ab diesem Zeitpunkt bestimmen Fragen nach Therapieverfahren, Heilungschancen und Lebenserwartung den Alltag. Bei vielen Krebsarten stehen die Chancen auf Heilung gut, nicht zuletzt, wenn sich der Tumor durch einen chirurgischen Eingriff entfernen lässt.

Die Wahl der Behandlungsmethode ist heutzutage auf die individuelle Situation der Patienten zugeschnitten und hängt von der Art und Ausdehnung der Tumorerkrankung ab. Auch der Therapieverlauf ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie (Direktor: Univ.-Prof Dr. med. Florian Vondran) bildet zusammen mit der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Komm. Direktor: Prof. Dr. Dr. med. Alexander Koch), der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Michael Eble) und der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Tim Brümmendorf) das interdisziplinäre
Behandlungsteam von bösartigen Tumoren im Bauchraum. „Die Behandlung von Tumoren erfolgt immer
im Team“ betont Prof. Vondran, und führt aus: „Im Bereich der Allgemein und Viszeralchirurgie am Standort Aachen haben wir uns insbesondere auf die Behandlung von Karzinomen an Speiseröhre, Magen, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse und Dick- oder Enddarm sowie die operative Therapie von Sarkomen spezialisiert. Auch die Metastasenchirurgie gehört dazu.“ Die Operation ist neben Strahlen- und
Chemotherapie eine der zentralen Säulen der Therapie von Krebserkrankungen. „Die onkologische Chirurgie befasst sich mit der operativen Entfernung von bösartigen Tumoren, sogenannten Karzinomen oder Sarkomen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Wolf Ramackers, der als zertifizierter Sarkomchirurg das oberärztliche Team der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie an der Uniklinik kürzlich verstärkt hat. 

Vollständige Entfernung

Die vollständige operative Entfernung des Tumors ist das Ziel der Therapie. Je nach Art und Ausdehnung des Tumors wird die Operation oft mit einer Chemo- oder Strahlentherapie kombiniert. Diese erfolgt, je nach Krankheitsbild, entweder vor oder nach der OP. Ein alleiniger chirurgischer Eingriff ist dann sinnvoll, wenn der Tumor noch in einem frühen Stadium ist und mit einer schonenden minimalinvasiven Operation oder endoskopischen Behandlung komplett entfernt werden kann. Im fortgeschrittenen Stadium bilden viele Tumoren allerdings Tochtergeschwülste oder wachsen in umliegende Organe und wichtige
Strukturen wie Lymphbahnen oder Blutgefäße ein. Durch den Einsatz der Chemo- und Strahlentherapie
soll der Tumor zunächst verkleinert werden. „Zeigt sich ein Ansprechen auf diese Maßnahmen, so kann auch bei fortgeschrittenen Tumoren noch eine Heilung in Kombination mit einer Operation erreicht und das Ausmaß der Operation verringert werden“, erörtert Dr. Ramackers. Wenn eine Tumorerkrankung besonders weit fortgeschritten ist, kommt es zu einer Aussaat ins Bauchfell. Was in der Vergangenheit oft einen Abbruch der Therapie bedeutete, so kann inzwischen durch eine Kombination aus zielgerichteter Chemotherapie nach molekulargenetischer Analyse des Tumorgewebes und einer ausgedehnten
Operation der Krankheitsverlauf verbessert werden. Ziel dieser als „zytoreduktive Chirurgie“ bezeichneten
Operation ist die Entfernung aller sichtbarer von Tumorgewebe befallenen Organe und Gewebe. „Im
Anschluss führen wir noch im Operationssaal eine lokale Chemotherapie im Bauchraum (sog. HIPEC) durch, um mikroskopisch kleine verbliebene Tumorzellen abzutöten“, so der Experte weiter.

Onkologische Chirurgie: zielgerichtet und individuell

Insbesondere für die Tumore des Bauchraumes bietet die Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und
Transplantationschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen an Krebs erkrankten Personen minimalinvasive
Verfahren an, die zu einer kürzeren Erholungszeit und weniger postoperativen Komplikationen beitragen. „Die individuelle Therapiestrategie prüfen wir im Rahmen des interdisziplinären Tumorboards, koordiniert
durch das Krebszentrum – Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Aachen, an dem Experten verschiedener medizinischer Fachrichtungen teilnehmen. Dort besprechen wir mögliche Behandlungsoptionen und entwickeln einen umfassenden Therapieplan, den wir dann mit den
Patienten ausführlich besprechen“, erklärt Dr. Ramackers und ergänzt: „Die Behandlungsansätze komplexer Krankheitsbilder haben sich in den letzten Jahren durch ein verbessertes Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen erheblich verändert. Erfreulicherweise können wir heute durch die Kombination verschiedener Verfahren deutliche Verbesserungen bei der Behandlung onkologischer
Erkrankungen erzielen, sowohl hinsichtlich des Überlebens als auch mit Blick auf die Lebensqualität.“ Die
maßgeschneiderte Medizin ermöglicht es, für die betroffenen Patienten individuelle Therapiekonzepte zu erstellen, die nicht nur das medizinisch Notwendige, sondern auch die eigene Lebenssituation und Wünsche berücksichtigen. „Die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Ärzten und Patienten ist für den Erfolg der Therapie essentiell und steht für unsere organbezogenen Behandlungsteams ganz
im Mittelpunkt“, führt Univ.-Prof. Dr. med. Florian Vondran aus.


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