Kinderchirurgie: spezialisierte Medizin für junge Patientinnen und Patienten

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In der Sektion Kinderchirurgie der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen werden Kinder aller Altersklassen von Früh-, Neugeborenen, Kleinkindern bis hin zu Kindern und Jugendlichen behandelt. Der Kontakt mit dem kinderchirurgischen Team beginnt dabei teilweise schon vor der Geburt, im Rahmen der Beratung von zukünftigen Eltern, wenn bereits in der Pränataldiagnostik Fehlbildungen erkannt wurden, die einer frühzeitigen operativen Behandlung nach der Geburt bedürfen. Entsprechend haben die kleinsten Patienten der Klinik ein Geburtsgewicht unter 400g. Das Leistungsspektrum der Kinderchirurgie umfasst somit eine breite Palette von kinderchirurgischen Krankheitsbildern, angefangen bei angeborenen Fehlbildungen, über spezielle Erkrankungen in den Wachstumsphasen bis hin zur Behandlung von traumatischen Verletzungen oder kindlichen Tumoren des Bauchraumes.

Ein Klinikaufenthalt ist besonders für kleine Patientinnen und Patienten und deren Eltern eine ungewohnte Situation. Kinder können oftmals noch keinen Zusammenhang zwischen Krankheit und der Notwendigkeit der diagnostischen Abklärung und Behandlung in der besonderen Umgebung eines Krankenhauses herstellen. Während kleinere Kinder in der Regel in Begleitung eines Elternteils aufgenommen werden, verlassen ältere Kinder jedoch möglicherweise zum ersten Mal die Geborgenheit der Familie und das vertraute Zuhause. „Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen. Das gilt im zwischenmenschlichen wie auch im medizinischen Bereich“, sagt Univ.-Prof. Dr. med. Florian Vondran, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen. Im Gegensatz zu operativen Behandlungsmaßnahmen bei erwachsenen Personen konzentriert sich die Kinderchirurgie auf die anatomischen, physiologischen und psychologischen Besonderheiten der jungen Patientinnen und Patienten. „Sie kommunizieren ihre Schmerzen oder Beschwerden anders, haben spezielle Krankheitsbilder oder Bedürfnisse. Mit einer dem Alter und Gewicht angepassten medizinischen Versorgung und Betreuung tragen wir diesen Fakten Rechnung“, führt der Mediziner weiter aus, der an seiner alten Wirkungsstätte in Hannover regelhaft Leber- und Nierentransplantationen bei Kindern durchgeführt hat. Auf der kinderchirurgischen Ebene besteht eine enge Kooperation mit dem Uniklinikum Maastricht (Maastricht UMC+). Das Team um den dortigen Leiter und Spezialisten für Kinderchirurgie, Prof. Dr. Wim van Gemert, unterstützt im Bereich der Regel- sowie Notfallversorgung die Aachener Kollegen um Oberarzt Dr. med. Mark Schneider. Im wechselseitigen Austausch ist das Euregionale Kinderchirurgie-Team an beiden Zentren tätig und wird hierbei durch lokale Fach- und Assistenzärztinnen und -ärzte weiter ergänzt. Komplexe Krankheitsbilder werden gemeinsam diskutiert und so die Expertise vervielfacht. Zur Operation geplante Kinder beider Kliniken werden zudem während gemeinsamer Meetings besprochen. Das kinderchirurgische Team um Prof. Vondran und Prof. van Gemert operiert am Aachener Standort kinderchirurgische Patientinnen und Patienten jeden Alters, vom extremen Frühgeborenen bis hin zu Jugendlichen im Alter von bis zu 18 Jahren. Dabei kommt der Translation, das heißt dem Übergang von Jugendlichen, die beispielsweise im Neugeborenen- oder Säuglingsalter wegen einer Fehlbildung operiert worden sind, in die Erwachsenenmedizin für einen nahtlosen Übergang und eine weitere lückenlose Nachsorge eine besondere Bedeutung zu. Hier werden die Patientinnen und Patienten insbesondere bei Nahtengen (Stenosen) an die interdisziplinäre Endoskopie, gemeinsam betrieben von der chirurgischen Klinik mit der Medizinischen Klinik III (Komm. Direktor: Prof. Dr. Dr. med. Alexander Koch), angebunden. Diesbezüglich besteht auch eine eigene interdisziplinäre Sprechstunde, zusätzlich zu der engen Zusammenarbeit mit dem Bereich der Kindergastroenterologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Norbert Wagner).

Multidisziplinäres Experten-Team

Neben häufig vorkommenden Erkrankungen wie Leistenbrüchen oder der Versorgung einer akuten Blinddarmentzündung versorgen die Ärzte der Sektion Kinderchirurgie auch Verletzungen innerhalb des Bauchraumes, zum Beispiel im Rahmen von Unfällen oder Stürzen, angeborene Fehlbildungen oder kindliche Tumorerkrankungen. Die Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie ist hierbei eingebettet in ein multidisziplinäres Experten-Team. Patienten mit angeborenen Fehlbildungen werden präoperativ gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Sektion für Perinatalmedizin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Elmar Stickeler) beziehungsweise postoperativ mit der Sektion für Neonatologie und neonatologische Intensivmedizin (ebenfalls Klinik für Kinder- und Jugendmedizin) behandelt. Kinder mit Tumorerkrankungen werden in enger Zusammenarbeit mit der Sektion für pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation (ebenfalls Klinik für Kinder- und Jugendmedizin) betreut. Darüber hinaus besteht in der Behandlung onkologischer Erkrankungen für Kinder eine eigene Tumorkonferenz, der viele weitere operative Fachdisziplinen, sowie Ärzte der Kinderradiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie angehören. Die durchzuführende Diagnostik und die bildgebenden Befunde werden generell im engen interdisziplinären Austausch angefertigt und besprochen, besonders bei komplexen Erkrankungen des Bauchraumes, der Speiseröhre, Tumoren oder Verletzungen der inneren Organe. Während Verletzungen außerhalb des Bauchraumes, insbesondere Knochenbrüche oder kindertraumatologische Patientinnen und Patienten in der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Frank Hildebrand) behandelt werden, erfolgt die operative Versorgung von Verletzungen der inneren Organe sowie die anschließende engmaschige Betreuung durch die Kinderchirurgie. Letztgenannte geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Kinderärztinnen und -ärzten der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, um so eine optimale Behandlung über den chirurgischen Eingriff hinaus zu gewährleisten. 

Schonende minimalinvasive Operationsmethoden

 „Soweit möglich und sinnvoll kommen bei einem chirurgischen Eingriff minimalinvasive oder laparoskopische Operationstechniken zum Einsatz“, erklärt Prof. Vondran. Der Zugang zu den erkrankten Organen erfolgt dabei durch meist nur wenige Millimeter lange Schnitte, bei denen so wenig Gewebe wie möglich verletzt wird.“ Möglich ist dies bei Erkrankungen im Bereich der Speiseröhre, wie zum Beispiel einer nicht durchgängigen Passage im Bereich der Speiseröhre (Ösophagusatresie) oder des Zwölffingerdarms (Duodenalatresie), eines verdickten Magenpförtners (angeborene Pylorushypertrophie) sowie weiteren Erkrankungen des Dünndarmes oder Dickdarmes (beispielsweise beim Morbus Hirschsprung) oder der klassischen Blinddarmentzündung. Laparoskopische Eingriffe können auch bei Teilen der sogenannten Durchzugsoperationen oder bei der Korrektur von Fehlbildungen des Anus (Analatresien) angewandt werden. Obwohl sich die Altersgrenzen ständig nach unten verschieben, ist für laparoskopische Eingriffe eine gewisse Größe und Gewicht der kleinen Patienten erforderlich. Die Wunden verheilen bei den laparoskopischen Eingriffen schneller als bei Operationen in offener Operationstechnik und die jungen Patientinnen und Patienten können früher in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren. Auch im Bereich der kindlichen Leistenbrüche, als häufigstem kinderchirurgischem Krankheitsbild, kann vielfach eine laparoskopische Operation erfolgen. Dies gilt insbesondere dann, wenn weder ein Wasserbruch noch ein begleitender Hodenhochstand vorliegen. Viele der kinderchirurgischen Eingriffe können inzwischen erfreulicherweise ambulant vorgenommen werden. Dabei hat sich auch hier ein gewisses Mindestalter von circa sechs Monaten als sinnvoll herausgestellt. Jüngere Patienten bedürfen noch einer engmaschigeren Vorbereitung und Überwachung vor und nach einem operativen Eingriff. Die Operationsvorbereitung erfolgt zumeist ambulant in den Wochen vor der Operation. Der kleine Patient oder die kleine Patientin wird am Operationstag morgens operiert und darf mittags die Uniklinik bereits wieder verlassen.

Optimale medizinische Versorgung in jedem Kindesalter

Dank der weiteren interdisziplinären Zusammenarbeit mit der Klinik für Urologie und Kinderurologie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Saar), der Klinik für Kinderherzchirurgie und Chirurgie angeborener Herzfehler (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. André Rüffer) sowie der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Justus P. Beier) an der Uniklinik RWTH Aachen, lässt sich eine ganzheitliche Behandlung und Betreuung der pädiatrischen Patientinnen und Patienten in der Region sicherstellen. „Die Diagnostik und altersgerechte Therapie von kinderchirurgischen Erkrankungen erfordert nicht nur medizinisches Know-how, sondern auch eine einfühlsame und unterstützende Betreuung, die die Bedürfnisse der kleinen und größeren Patientinnen und Patienten berücksichtigt. Es liegt uns daher besonders am Herzen, neben der Behandlung der Kinder auch die Eltern auf geeignete Weise in den gesamten Prozess miteinzubeziehen sowie emotionale Unterstützung und Aufklärungsarbeit zu leisten“, betont Prof. Vondran.


S
pezialsprechstunde Kinderchirurgie:
Wann? Immer dienstags
Zeit: 09:00 bis 14:30 Uhr
Kinderchirurgie@ukaachen.de

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